Porsche plant wieder neue Verbrenner-Baureihen

Dass Porsche seine einst ambitionierten E-Auto-Pläne abgeschwächt hat und mehr auf Verbrenner setzt, ist bekannt. Jetzt wird der Umfang des Strategieschwenks klarer – das neue Flaggschiff-SUV soll kein E-Auto werden, sondern ein Verbrenner.

porsche taycan facelift 2024 32 min
Bild: Porsche

Der „finale Schritt in der Neuausrichtung der Produktstrategie“, den Porsche am Freitagabend angekündigt hat, hat es in sich. Das Produktportfolio der Zuffenhausener soll „gezielt um markenprägende Fahrzeugmodelle mit Verbrennungsmotor ergänzt“ werden. Auch aktuelle Modelle mit Verbrennungsmotor – etwa der Panamera, Cayenne und 911 (bei dem eine Elektroversion ohnehin nicht geplant war) – sollen „länger erhältlich sein“. „Für diese Fahrzeugmodelle sind auch entsprechende Nachfolgemodelle als Neufahrzeuge eingeplant“, so Porsche.

Ganz konkrete Auswirkungen hat die Entscheidung auf das siebensitzige SUV-Modell, das intern unter dem Namen K1 entwickelt wird. Die bisher vollelektrisch vorgesehene neue SUV-Baureihe oberhalb des Cayenne soll „marktbedingt zunächst ausschließlich als Verbrenner- und Plug-in-Hybridmodell angeboten werden“. Aus einem E-SUV wird also ein Benziner. Die bestehende, vollelektrische Modellpalette – also der Taycan, Macan und der kommende Elektro-Cayenne sowie die zweitürigen Sportwagen im 718-Segment – sollen „kontinuierlich weiterentwickelt“ werden. Eine geplante neue Plattform für Elektrofahrzeuge für die 2030er Jahre soll hingegen „neu terminiert“ werden.

Kurzer Rückblick: Schon im Februar hatte Porsche bestätigt, „zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft der Gesellschaft“ wieder stärker auf den Verbrenner und Plug-in-Hybride zu setzen. Und zwar nicht nur mit (erneuten) Facelifts der bestehenden Baureihen, schon damals wurden komplett neue Verbrenner und Hybride in Aussicht gestellt – ohne aber Namen zu nennen. Mit dem K1, für den auf dem Werksgelände in Leipzig schon neue Flächen erschlossen werden, gibt es nun ein konkretes Modell. Und es steht auch fest, dass der Panamera und Cayenne nochmals eine Nachfolge-Generation mit Benzinern erhalten werden, was bisher ebenfalls nicht geplant war.

Fragezeichen zu neuer BEV-Plattform

Die namentlich nicht genannte Plattform, die neu terminiert werden soll, werde „in Abstimmung mit anderen Marken des Volkswagen-Konzerns technologisch neu aufgesetzt“, so Porsche. Was sich genau hinter dieser Aussage verbirgt, wird aber offen gelassen. Damit reagiert das Unternehmen nach eigenen Angaben auf die „deutlich langsamere Entwicklung bei der Nachfrage nach exklusiven Batterie-elektrischen Fahrzeugen“ – interessant ist hier die Einschränkung auf „exklusive“ E-Autos, für das Volumensegment der anderen Konzernmarken trifft diese Aussage also nicht zu. Gleichwohl betont Porsche, dass man mit den aktuellen und angekündigten Modellen ein „attraktives BEV-Angebot“ haben werde.

„Diese Entscheidungen bauen auf den zuvor eingeleiteten Initiativen auf und verhelfen uns zu einem sehr ausgewogenen Portfolio. Das erhöht unsere Flexibilität und stärkt unsere Position in einem aktuell hoch volatilen Umfeld“, sagt Porsche- und VW-CEO Oliver Blume  „Mit einer überzeugenden Mischung aus Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und Batterie-elektrischen Fahrzeugen wollen wir die gesamte Bandbreite an Kundenwünschen erfüllen. Mittelfristig soll dieser Ansatz unser Geschäftsmodell unterstützen und unsere Marktposition stärken.“

Die Entscheidungen sind aber auch teuer: Nachdem Porsche schon 800 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Batterie-Aktivitäten eingeplant hatte, ist jetzt von einer Belastung des operativen Ergebnisses 2025 von bin zu 1,8 Milliarden Euro die Rede – durch die Neuterminierung der neuen Plattform für Elektrofahrzeuge werden Abschreibungen und Rückstellungen erforderlich, so Porsche.

Da diese Summe in den bisherigen Prognosen nicht berücksichtigt war, muss Porsche seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 anpassen. Die erwarteten Umsatzerlöse bleiben zwar bei 37 bis 38 Milliarden Euro, die operative Umsatzrendite soll aber nur noch zwei statt bisher fünf bis sieben Prozent betragen. Die EBITDA-Marge des Autogeschäfts wird mit 10,5 bis 12,5 Prozent erwartet – nochmals spürbar weniger als die bis dato schon gesenkte Prognose von 14,5 bis 16,5 Prozent. Der BEV-Anteil am Absatz soll aber weiterhin bei 20 bis 22 Prozent liegen.

„Mit diesem klaren Plan rekalibrieren wir das Unternehmen für den langfristigen Erfolg in einer Welt mit herausfordernden Rahmenbedingungen. Wir sind uns bewusst, dass diese strategischen Investitionen unsere kurzfristigen Finanzergebnisse belasten – aber sie sind schlichtweg notwendig“, sagt der neue Finanzvorstand Jürgen Breckner. „Die Maßnahmen werden unsere Markenidentität schärfen, unsere Produkte noch begehrenswerter und unser Unternehmen resilienter machen.“

porsche.com

3 Kommentare

zu „Porsche plant wieder neue Verbrenner-Baureihen“
SepulNation
22.09.2025 um 09:03
Hm, ich sehe da schon das Jammern kommen, wenn dann China uns alle überholt, dann sind natürlich alle anderen wieder schuld... unverständlich, aber ja... keine Gedanken verschwenden, einige EU-Automarken werden dann halt leiden müssen.
Herbert Wertig
22.09.2025 um 12:25
Man könnte glauben, Blume und Källenius würden von China bezahlt.
Michael Grauer
22.09.2025 um 13:02
In China nicht konkurrenzfähig und in Europa ist der überwiegende Teil der Stammkundschaft wahrscheinlich hoffnungslos konservativ. Daher nachvollziehbar aber langfristig lösen sie ihre Probleme damit nicht.

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