Lucid will in Deutschland nun auch über Händler E-Autos verkaufen
Bisher hat Lucid einzig in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München eigene Verkaufsräume, genannt Lucid Studios. Dazu kommen noch zwei Standorte in der Schweiz, einer in Frankreich und einer in den Niederlanden. Und das war’s auch schon mit Möglichkeiten, sich ein E-Auto von Lucid vor Ort anzuschauen, auszusuchen und zu bestellen. Zudem ist die reine Online-Bestellung von Autos in Europa bislang eher unüblich.
Zeit also für Lucid, etwas beim Vertrieb zu ändern, zumal die Kalifornier bei den Neuzulassungen in Deutschland auf der Stelle treten. Zwischen Januar und August 2025 kamen nur 136 neue Lucid-Fahrzeuge in Deutschland auf die Straße, wobei 13 Einheiten davon vom Lucid Gravity stammen, der in Deutschland erst ab Anfang 2026 ausgeliefert werden soll. Sprich, es handelt sich hierbei offenkundig um Test- oder Vorführwagen.
Eindeutig zu schwache Zahlen also für eine Premium-Marke mit globalem Anspruch, die es im Mutterland des Automobils mit Mercedes & Co aufnehmen will. Daher will Lucid den bisherigen Direktvertrieb nun um Partnerschaften mit etablierten Autohändlern ergänzen. „In einem ersten Schritt wollen wir in zwölf bis 15 Städten vertreten sein“, sagt Lucid-Europachef Lawrence Hamilton gegenüber der „Automobilwoche“. Als Partner sucht Lucid demnach kleine bis mittelgroße Autohandelsgruppen, die ein fest etabliertes Vertriebsgebiet haben.
Insgesamt sollen es ca. 15 Partner werden – und das Vertriebsnetz soll auf 50 bis 60 Standorte in Deutschland anwachsen. „Wir geben den Händlern die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln“, sagt Hamilton: Eine Autohandelsgruppe könne an einem Standort beginnen und bei Erfolg weitere eröffnen. Dabei sollen sich die Investitionen für die Händler in Grenzen halten: Lucid will ihnen ein Shop-in-Shop-System anbieten. Sprich: Es müssen keine neuen Autohäuser eröffnet werden, sondern Lucid kann als zusätzliche Marke in vorhandenen Autohäusern präsentiert werden. Und: Auch in anderen europäischen Ländern will Lucid künftig auf Partnerhändler setzen.
Neben der Anzahl der Verkaufspunkte ist sicherlich auch das Produktportfolio für den Erfolg entscheidend: Bislang ist Lucid in Europa nur für seine luxuriöse E-Limousine Lucid Air bekannt, die bei 85.900 Euro startet und in der Ausstattungsvariante Sapphire stolze 250.000 Euro kostet – vor kurzem wurde auch der neue Modelljahrgang des Fahrzeugs vorgestellt.
Nun kommt also auch noch das E-SUV Lucid Gravity hinzu, das jüngst auf der IAA Mobility seine Europapremiere feierte. Der Startpreis liegt bei 116.900 Euro für die Variante Grand Touring, eine günstigere Touring-Version für 99.900 soll folgen.
Erfolgskritisch wird für Lucid zudem das Flottengeschäft sein: Dazu ist das US-Unternehmen jüngst eine Partnerschaft mit dem Leasingspezialisten Kazenmaier eingegangen, der die Lucid-Fahrzeuge ab 899 Euro im Monat anbietet. Denn wie entscheidend das Flottengeschäft in Deutschland ist, zeigt ein Deal mit dem Mietwagenanbieter Sixt: Als beide Seiten vergangenes Jahr im Oktober ihre Partnerschaft bekannt gaben, schnellten die Neuzulassungen des Lucid Air plötzlich auf 235 Einheiten zwischen Oktober und November 2024 hoch, die meisten davon vermutlich durch Sixt. Denn das waren deutlich mehr als die 141 Einheiten, die Lucid im Rest des Jahres 2024 in Deutschland an Neuzulassungen erzielen konnte. Und auch viel mehr als die 136 Neuzulassungen zwischen Januar und August 2025.
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