MAN und ABB feilen an Verlässlichkeit von MCS-Ladesessions

MAN Truck & Bus und ABB melden weitere Fortschritte bei der Validierung des Megawatt-Ladesystems MCS. Zu den Höhepunkten der jüngst absolvierten Tests gehört ein erfolgreicher Ladevorgang bei einer fast leeren 480-kWh-Batterie auf 90 % Ladestand – in 36 Minuten.

Abb man ladestation lkw mcs
Bild: ABB

MAN Truck & Bus und ABB E-mobility arbeiten schon länger bei MCS-Ladetests zusammen. Dazu hatten beide Seiten Anfang 2024 einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Nun wartet das Duo mit neuen Testergebnissen auf. Drei Tage lang erprobten die Partner zuvor die System- und Gerätekommunikation und die Transport Layer Security (TLS), sie maßen Leistung und Stromwelligkeit und gingen Szenarien zur Beendigung von Ladevorgängen und Notabschaltungen durch.

„Jede dieser Kategorien ist unerlässlich, um die Interoperabilität, Zuverlässigkeit und Sicherheit zukünftiger Ladevorgänge zwischen Lkw und Ladeinfrastruktur zu gewährleisten“, betont ABB in einer Mitteilung. Als Highlights der Testtage melden die Partner das eingangs genannte Ladefenster von nur 36 Minuten für die Aufladung einer 480-kWh-Lkw-Batterie von 2 auf 90 Prozent. Weiter sei die Unterstützung einer längeren Ladesitzung mit konstanten 1.000 Ampere (bei einer Spitzenleistung von 740 kW) gelungen. Und: Notfalltests demonstrierten, dass der Strom in weniger als 3 Millisekunden von 1000 auf null Ampere fällt.

Auch die unterbrechungsfreie Aufladung ist Ziel des Duos. Deshalb vollzogen MAN und ABB einen dreieinhalbstündigen MCS-Ladevorgang, um die Stabilität der MCS-Plattform herauszufordern. Dieser lange Hochstrom-Ladevorgang ereignete sich „ohne Unterbrechung“, wie es heißt, wobei die PIN-Temperatur nie 55 Grad Celsius überschritten habe und damit klar unter dem Standardgrenzwert von 100 Grad Celsius geblieben sei.

Christopher Thompson, Leiter Produkt- und Portfoliomarketing bei ABB E-mobility, zeigt sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden. „Da wir uns auf einen großflächigeren Einsatz von Elektro-Lkw zubewegen, geht es bei diesen Tests nicht nur um die Validierung“, betont er. „Es geht darum, Vertrauen aufzubauen: Vertrauen dahingehend, dass ein Lkw effizient, sicher und ohne Zeitverlust aufgeladen wird. In unserem Test wurde der MAN-Lkw in nur 36 Minuten auf 90 % Ladezustand aufgeladen – genau das, was Flotten auf der Straße benötigen.“

Marcel Hessel, verantwortlich für Ladesysteme und Komponenten bei MAN Truck & Bus, ergänzt: „Für unsere Kunden sind Ausfallzeiten keine Option. Dieser Test hat gezeigt, dass die MCS-Technologie bereit ist, die erforderliche Leistung zu erbringen – und gleichzeitig unsere gemeinsame Verpflichtung zu höchsten Sicherheitsstandards zu erfüllen.“

Erst im Frühjahr meldeten MAN und ABB, das Megawattladen erstmals mit Ethernet-basierter Kommunikation erprobt zu haben – so wie es für das MCS-Laden künftig vorgesehen ist. Bisherige Ladetests und Versuche im Megawattbereich stützen sich vielfach noch auf die für das CCS-Laden verwendeten Kommunikationsmethoden. Die Ethernet-basierte Kommunikation ist im Standard ISO-15118-20 und der erst kürzlich veröffentlichten ISO-15118-10 geregelt. Beide Normen definieren ergo das Kommunikationsprotokoll, das beim MCS-Laden verwendet wird. Die Tests fanden bei MAN in München mit einer sogenannten Proof-of-Concept-Ladesäule statt. Also ein vorserielles Gerät auf Basis von ABBs Terra-Plattform.

Zuvor hatte das Duo das Megawattladen im März 2024 erstmals öffentlich demonstriert. Ein MAN eTruck lud dazu an einer Prototyp-Ladesäule von ABB mit 700 Kilowatt und 1.000 Ampere – allerdings noch mit CCS-Kommunikation. Für die Ladezeit der Batterie – von 10 auf 80 Prozent – gab der Nutzfahrzeughersteller damals „rund eine halben Stunde“ an. Mit Hersteller Scania, der wie MAN zur Traton Gruppe gehört, arbeiten die Schweizer Ladespezialisten beim MCS-Laden ebenfalls zusammen. Ziel der Kooperationen ist es, Probleme für die ersten Nutzer von MCS-fähigen Trucks zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund sollen bei den Software- und Interoperabilitätstests mit Fahrzeug und Ladestation potenzielle Fehler erkannt und behoben werden, damit frühzeitig eine zuverlässige Infrastruktur zur Verfügung steht.

Ausgelegt ist das Megawatt Charging System auf eine Ladespannung von bis zu 1.250 Volt und eine Stromstärke von bis zu 3.000 Ampere. Das entspricht theoretisch einer Ladeleistung von bis zu 3,75 Megawatt. Und anders als bei E-Autos ist die Position des Ladeports an den Fahrzeugen für MCS standardisiert. Der Ladeport befindet sich an der linken Fahrzeugseite, in einem Bereich zwischen zwei und 4,80 Metern hinter der Stoßstange. Dort soll er ungefähr auf Hüfthöhe liegen. Diese einheitliche Position soll den Aufbau der Ladeparks vereinfachen.

ABB E-mobility und MAN haben nun mehrfach 700 bis 750 kW Ladeleistung demonstriert. „Mit der Finalisierung des MCS-Standards werden bereits Ladeleistungen über einem Megawatt möglich sein“, hieß es jüngst aus der MAN-Zentrale. Was Interoperabilitätsprüfungen angeht, haben beide Seiten auch eigenen Angaben zufolge schon Langzeit-Ladesessions mit kontinuierlicher 1,2-MW-Leistung im MAN-Werk in München validiert.

Das internationale Standardisierungsverfahren des Megawatt Charging Systems wird derweil voraussichtlich in Kürze abgeschlossen sein. ABB E-mobility und MAN wirken daran im internationalen Industrieverband CharIN mit.

e-mobility.abb.com

2 Kommentare

zu „MAN und ABB feilen an Verlässlichkeit von MCS-Ladesessions“
Matthias
24.09.2025 um 15:05
"wobei die PIN-Temperatur nie 55 Grad Celsius überschritten habe" wird ohne Erklärung angegeben. Hier wird sicherlich keine Zahlenkombination auf einer Herdplatte eingetippt, sondern am Steckkontakt die Temperatur gemessen, vermutlich am Kabel an dem bei MCS augenscheinlich Stecker/Pins verbaut sind, während auf der Fahrzeugseite die Buchsen sind. Messen und ggf. kühlen sollten beide Seiten.
Sven K.
24.09.2025 um 18:02
Verlässlichkeit und ABB in einer Überschrift passt nun wirklich nicht ABB = Always Be Broken

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