CO2-Pooling: Nissan wechselt von Renault-Pool zu BYD
Der Pool von Nissan und BYD gilt für das Jahr 2025 – also nicht für die gesamte Periode von 2025 bis 2027, in der die aktuellen Vorgaben gelten. Die EU-Kommission hatte als Teil des eigenen Strategiedialogs zur Zukunft der Autoindustrie bekanntlich die Regelungen für 2025-27 etwas aufgeweicht: Die CO2-Zielwerte je Hersteller müssen nicht Jahr für Jahr, sondern nur im Schnitt über die Gesamtperiode erreicht werden. Ein schlechteres Abschneiden in 2025 hätte also nicht unmittelbar Strafen zur Folge, sondern könnte noch durch bessere Werte in 2026 und 2027 ausgeglichen werden.
Autohersteller können bis Ende dieses Jahres Pools bilden, die für den Absatz im Jahr 2025 gelten. Es ist also möglich, dass in den kommenden zwei Monaten noch weitere Vereinbarungen dieser Art bekannt werden, einige Pools haben sich aber bereits früh in diesem Jahr geformt – Mercedes-Benz schließt sich mit Smart, Volvo Cars Sowie Polestar zusammen und Stellantis, Ford, Mazda und Subaru verrechnen ihre CO2-Werte mit jenen von Tesla. Dabei schließen sich Autobauer, die ihre CO2-Flottenziele nicht aus eigener Kraft erreichen, mit einem Hersteller zusammen, der viele saubere Fahrzeuge verkauft und somit das CO2-Ziel deutlich unterbietet. Auf dem Papier bleibt die „gemeinsame“ Flotte dann unter dem Zielwert – und es werden keine Strafzahlungen fällig.
Bisheriger Renault-Nissan-Pool ist 2024 ausgelaufen
Ein Nissan-Sprecher teilte Automotive News Europe per E-Mail mit, dass die bisherige Pooling-Vereinbarung mit Renault Ende 2024 ausgelaufen war – wie vermutlich die meisten derartigen Vereinbarungen, die alle auf die bisherige Periode bis 2024 ausgelegt waren. „Nach einer gründlichen Bewertung potenzieller Pooling-Partner fiel die Wahl aufgrund der Verfügbarkeit von Gutschriften und der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit auf BYD“, so der Sprecher.
BYD verkauft nur Elektroautos und Plug-in-Hybride, in Europa und auch weltweit. Daher ist der chinesische Hersteller mit einem auf dem Papier niedrigen CO2-Flottenwert ein attraktiver Partner für einen CO2-Pool. Nissan auf der anderen Seite war im ersten Halbjahr 2025 der Hersteller, der die größte Differenz zwischen dem derzeitigen CO2-Ausstoß und dem 2025er Zielwert hatte – so groß, dass es als unwahrscheinlich galt, dass die Japaner das aus eigener Kraft schaffen. Zwar können die CO2-Flottenwerte auch mit effizienteren Verbrennern gesenkt werden, der größte Hebel ist aber der Absatz von Elektroautos. Da hat Nissan derzeit im Pkw-Segment nur den Ariya im Angebot, dazu kommen einige leichte Nutzfahrzeuge. Laut Dataforce hat Nissan 2025 bis Ende August 11.747 Ariyas in Europa verkauft. Der neue Leaf und der elektrische Micra kommen erst 2026 auf den Markt, können in diesem Jahr also nicht mehr den CO2-Flottenausstoß von Nissan senken.
Insgesamt hat Nissan in Europa bis Ende August 199.000 Autos verkauft, davon 13.103 mit Elektroantrieb – die Differenz zu den Ariya-Zahlen entfällt auf die leichten Nutzfahrzeuge. Damit haben die Japaner einen Elektro-Anteil von 6,5 Prozent – zu wenig, um die eigenen Verbrenner auszugleichen. BYD hingegen hat im selben Zeitraum 95.473 Fahrzeuge in Europa verkauft, davon etwa 60 Prozent BEV und 40 Prozent PHEV.
Ein Sprecher der Renault-Gruppe erklärte, dass Renault derzeit keine Pläne habe, eine Pooling-Vereinbarung abzuschließen. In einer ICCT-Analyse der Zahlen des ersten Halbjahres lag Renault noch über dem eigenen CO2-Zielwert, aber bei weitem nicht so stark wie Nissan. Daher sind die Franzosen offenbar der Meinung, den Zielwert noch aus eigener Kraft zu erreichen – etwa mit E-Auto-Angeboten Richtung Jahresende, um hier noch für einen (gezielten) Absatz-Schub zu sorgen. Aber: Auto-Analyst Matthias Schmidt geht davon aus, „dass Renaults Emissionsreserven dieses Mal nicht ausreichen, um die Emissionslast von Nissan zu tragen“. Ein Renault-Nissan-Pool hätte also 2025 wohl die Ziele verfehlt, weshalb Nissan den Partner wechseln musste.
Auch Volkswagen, Hyundai, Kia und BMW haben noch keine Pool-Partner für 2025 bekannt gegeben. BMW wird die Ziele wohl recht sicher aus eigener Kraft schaffen, bei Hyundai und Kia (die in dieser Hinsicht derzeit getrennt auftreten) sind die Ziele zumindest in Reichweite.
Aus den EU-Dokumenten geht ebenfalls hervor, dass die koreanische Marke KG Mobility (früher Ssangyong) einen CO2-Pool mit dem chinesischen Elektroautohersteller Xpeng geschlossen hat. Xpeng hat nur reine Elektroautos im Programm, kann also trotz recht geringer Stückzahlen für etwas Ausgleich sorgen. KG Mobility hat zwar selbst auch Elektroautos im Angebot – hier unser Fahrbericht des Torres EVX –, ist aber offenbar der Meinung, mit seinem Verbrenner-Absatz dennoch einen Pool-Partner zu benötigen, um die Ziele zu schaffen.
autonews.com (Paywall), schmidtmatthias.de
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