Schweiz: PostAuto plant Einsatz von autonomen On-Demand-Shuttles
Das Angebot der autonom fahrenden On-Demand-Shuttles soll künftig das Angebot dort ergänzen, „wo Gebiete mit dem klassischen Linienverkehr nicht optimal erschlossen sind – zum Beispiel in ländlichen und weniger gut erschlossenen Regionen oder zu Randzeiten“, wie PostAuto mitteilt. PostAuto ist zwar einer Tochter der Schweizerischen Post, stellt aber keine Briefe und Sendungen zu, sondern ist ein ÖPNV-Betreiber. Erklärtes Ziel des AmiGo-Projekts ist es, „ein reguläres Mobilitätsangebot mit automatisierten Fahrzeugen im Einsatzgebiet aufzubauen und sukzessive weiterzuentwickeln“.
Bereits im Dezember werden die ersten Fahrzeuge Testfahrten durchführen – zum Start noch ohne Kundinnen und Kunden und mit Sicherheitsfahrerinnen und Sicherheitsfahrern an Bord. Dabei geht es zunächst um Kartografierungsfahrten, bei denen vermutlich noch das menschliche Personal die Fahrzeuge steuert. Später sollen dann die automatisierten Fahrsysteme erprobt werden, ab dem ersten Halbjahr 2026 auch mit ausgewählten Testkunden und Sicherheitspersonal an Bord. „Sofern alle Sicherheits- und Qualitätsanforderungen erfüllt sind, werden im Verlauf des Jahres 2026 erste Fahrten ohne Sicherheitsfahrerinnen und Sicherheitsfahrern durchgeführt“, so PostAuto. Zum ersten Quartal 2027 ist dann der Regelbetrieb geplant – nach aktuellem Stand bei der Ankündigung. Dann sollen 25 Fahrzeuge eingesetzt werden.
Auf das Fahrzeug selbst geht PostAuto in der Mitteilung nicht näher ein, es wird nur erwähnt, dass Apollo Go von Baidu Technologiepartner ist. Auf dem veröffentlichten Rendering ist ein Robotaxi von Baidu im typsichen PostAuto-Gelb zu sehen. Konkret bestätigt wird es zwar nicht, es dürfte sich aber um die Apollo Go RT6 genannte, sechste Generation der Baidu-Robotaxis handeln. Fahrzeuge dieses Typs will auch Lyft ab 2026 in Europa einsetzen, konkret in Deutschland und Großbritannien. Jetzt ist also auch (sehr wahrscheinlich) der Betrieb in der Schweiz geplant.
Gerade in den ländlichen und entlegenen Gebieten der Ostschweiz werden die Fahrzeuge nochmals auf ganz andere Straßen und Bedingungen treffen als in Deutschland und Großbritannien – auch wenn dort noch keine konkreten Städte und Regionen bestätigt sind. Mit der FreeNow-Übernahme ist Lyft aber vor allem in Ballungsgebieten aktiv. Baidus Robotaxi-Tochter Apollo Go verfügt schon heute über eine Flotte von gut 1.000 fahrerlosen Fahrzeugen, die unzählige Kilometer in 15 Städten zurückgelegt haben – darunter Wuhan, Dubai und Abu Dhabi.
Seitens PostAuto ist der Zeitraum für die Kartografierungs- und Testfahrten klar, 2027 sollen jene 25 Fahrzeuge in Betrieb gehen – womit AmiGo „zum jetzigen Zeitpunkt das größte geplante Angebot mit automatisierten Fahrzeugen im europäischen Raum“ sei. „Wir bringen die Mobilität der Zukunft in die Ostschweiz – flexibel, digital und ganz nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden“, sagt Stefan Regli, Leiter Mobilitäts-Services und Mitglied der Konzernleitung der Schweizerischen Post. „Sie profitieren von einem Angebot, das sich ihrem Alltag anpasst und neue Mobilität erlebbar macht. Mein besonderer Dank gilt unseren starken Partnern: Ohne ihre engagierte Unterstützung wäre dieses innovative On-Demand-Angebot nicht möglich.“
Das Angebot wird von den Bundesämtern für Verkehr (BAV) und Strasse (ASTRA), den Kantonen St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Thurgau, dem Touring-Club Schweiz (TCS) sowie weiteren Partnern unterstützt.
„Das automatisierte Fahren ist keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität im Aufbau. Jetzt gilt es, Erfahrungen mit führerlosen Fahrzeugen zu sammeln. Pilotprojekte wie AmiGo zeigen, wie die Schweiz automatisierte Fahrzeuge verantwortungsvoll einsetzt – für eine sichere, effiziente und zugängliche Mobilität für alle“, sagt etwa Jürg Röthlisberger, Direktor des ASTRA. Jürg Wittwer, Generaldirektor des TCS, ergänzt: „In den nächsten Jahren werden wir grosse Umwälzungen im Bereich der Mobilität erleben, insbesondere im öffentlichen Verkehr. Die Routenvielfalt und Mobilitätsformen werden sich erheblich verändern, und der TCS wird diese Entwicklungen begleiten.“
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