Microlino-Produktion könnte nach China verlagert werden

Es gibt Überlegungen, den Schweizer Elektro-Kabinenroller Microlino künftig in China zu bauen. Die Gründerfamilie Ouboter kritisiert die mangelnde Unterstützung für leichte Elektrofahrzeuge in Europa und sucht nun auf anderen Kontinenten nach Möglichkeiten, ihr Geschäft auszubauen.

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Bild: Microlino

Bislang hat die Familie nach eigenen Angaben rund 70 Millionen Schweizer Franken (derzeit umgerechnet etwa 75,2 Millionen Euro) in die Produktion investiert und bis heute fast 4.800 Exemplare des in der Schweiz entwickelten Leichtfahrzeugs in Turin hergestellt. Nun jedoch heißt es in Schweizer Medienberichten, dass Wim Ouboter und seine beiden Söhne Oliver und Merlin sich statt der erhofften Unterstützung durch die Behörden gegenüber traditionellen Autoherstellern benachteiligt fühlen.

Konkret sehen die Microlino-Gründer die europäischen Vorschriften als Hauptproblem. Fahrzeuge der Klasse L7e, zu denen auch der Microlino gehört, profitieren in Europa nicht von Subventionen, CO₂-Gutschriften oder Steuererleichterungen. Das bedeutet, dass ihnen die Anreize fehlen, die größere Elektroautos genießen. Umgekehrt sind sie von Einfuhrzöllen betroffen. Darüber hinaus bleibt die Klassifizierung ein Problem. In der Schweiz beispielsweise wird der Microlino bei der Zulassung als Kleinkraftrad behandelt, bei der Einfuhr jedoch als Personenkraftwagen.

Unterdessen schätzt die Familie Ouboter, dass die Produktion in China etwa halb so teuer wäre wie in Europa, und es ist auch von möglichen Investitionen aus China die Rede. Konkret heißt es sogar, China „zeige Interesse am Projekt“.

„Wenn Europa nicht handelt, wird die Produktion in Zukunft nicht mehr hier stattfinden“, wird Wim Ouboter von Schweizer Medien zitiert. China biete staatliche Subventionen und deutlich günstigere Produktionsbedingungen, was eine Verlagerung der Produktion attraktiv machen könnte.

Zu Beginn des Jahres wurde auch geprüft, ob eine Produktion in Indien sinnvoll wäre, doch offenbar sind die finanziellen Anreize in China besser. Kurz zuvor hatte Microlino auf dem Brüsseler Autosalon auch eine neue Variante des kompakten Elektrofahrzeugs vorgestellt.

aargauerzeitung.ch (Paywall), tagesanzeiger.ch

Dieser Artikel von Chris Randall ist zuerst bei unserer internationalen Ausgabe electrive.com erschienen.

8 Kommentare

zu „Microlino-Produktion könnte nach China verlagert werden“
Harro Lahmert
05.11.2025 um 19:55
Schweizer, die über mangelnde Unterstützung seitens Europa lamentieren. Pure Ironie. Produktion daheim kam aus welchem Grund nicht in Frage?
Fritz
06.11.2025 um 07:27
Wird in Italien gebaut deshalb :)
Mikal
06.11.2025 um 01:22
Finanzielle Anreize geben die Chinesen natürlich nur, wenn ein chin. Produzent genutzt wird. Am Ende gibt es dann ein chin. Pendant für die Hälfte.Dass es so ein Fahrzeug für ab etwa 20 t€ schwer auf einem Markt hat, wo aktuell aufgrund politischer Entscheidungen die Mittelschicht wegbricht, hätte man sich vorher klar sein müssen...
Peter
06.11.2025 um 07:22
Es war eine bewusste Entscheidung der Inhaber, den Microlino als L7e zu konzipieren. Um die für vollwertige Fahrzeuge notwendigen Assistenzsysteme und Sicherheitsfeatures zu umgehen wurde für den Microlino das L7e Schlupfloch gewählt. Sich hinterher zu beschweren, nicht die gleiche Förderung zu erhalten ist unpassend.
Beat Kohler
06.11.2025 um 08:14
Der Micro wird doch in Turin gebaut … ?
Northbuddy
06.11.2025 um 09:55
Produktionsstart 2022, bisher 4.800 Fahrzeuge gebaut, also ca. ca. 130 Fahrzeuge/Monat.... Da verkaufen sich ja Ferraris besser....Der Microlino ist "nett" und eher eine Liebhaberei. Ansonsten halte ich ihn für unpraktisch, grenzwertig unsicher (siehe YouTube-Testvideos) und preislich völlig indiskutabel. Wenn man mal die 45km/h Version ignoriert, kostet er ab 20.000€. Damit ist man im jungen Gebrauchtmarkt auch bei z.B. einemMini SE (F56), Dacia Spring, VW eUp, Opel eCorsa/Mokka, Renault Twingo, Fiat 500e, usw. usw. Klar, etwas größer, aber mit deutlich unter 4m sicherlich nicht zu groß und dem Microlino vor allem in JEDEM anderen Belang deutlich überlegen.Man sollte sich nicht von der "Knuffigkeit" und den Retro-Anleihen blenden lassen und lieber die Finger von diesem Fahrzeug lässt.
Battie
06.11.2025 um 19:03
Vom Tretroller zum Auto ist halt doch ein verdammt weiter Weg, fast so weit wie der Weg von der Waldorf-Penne zum Großserienhersteller von Solarautos, der ja bekanntlich im Traum vom Crowdfunding geleistet von den Kunden, endete. Herr Hayek von Swatch, auch ein Schweizer, wusste schon warum er in den 90er Jahren mit seiner Idee vom Swatch-Auto bei den großen anklopfte. Die Verwässerung des ursprünglich geplanten E-Antriebes war der Preis für die Realisierung des Smart. Auf diese Weise war sogar das Elchtest-Desaster zu meistern, weil ESP bei Daimler schon im Regal lag. Ähnliche Kipp-Tendenzen plagen nun bekanntlich auch den Microlino und vor allem die schmale hintere Spur erfordert eine spezielle Lösung, die möglicherweise angesichts des ohnehin schon abgehobenen Preises des Fahrzeugs unmöglich zu leisten ist, ohne die "Werkbank der Welt" einzuschalten. Oder Daniel Düsentriebs in Europa meldet euch wenn jemand eine andere Lösung einfällt!!
Michael Hug
10.11.2025 um 21:04
Der Microlino wird wohl ein (viel zu teurer) Versuch bleiben und wie Sono Sion, Uniti One, Evetta, E.Go Life und haste nicht gesehen wegen Unrentabilität verschwinden.

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