Solaris will elektrische Bestandsbusse verjüngen – per Batterie-Austausch

Solaris führt einen neuen Service ein, um in die Jahre gekommene E-Busse seiner frühen Kunden am Laufen zu halten. Unter dem Label "Zero-emission vehicle retrofit" bietet der polnische Hersteller nun den Austausch bestimmter Teile an – allen voran natürlich der Batterien. So sollen ältere E-Busse vor der Ausmusterung bewahrt werden.

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Bild: Solaris

Solaris gibt an, seinen Kunden mit Elektrobussen früherer Generationen eine „effektive Lösung“ bieten zu wollen, damit diese Fahrzeuge weiter im ÖPNV-Geschäft mithalten können. Dazu macht das Unternehmen den Austausch der degradierten Batterien und weiterer Komponenten zu einer standardisierten Serviceleistung. Besitzer der E-Busse erhielten so die Möglichkeit, „nach Ablauf der Garantie Komponenten durch neue ersetzen zu lassen“, wie der Hersteller mitteilt. Der neue Service gilt dabei nicht nur für Batterie-betriebene Busse, sondern auch für Batterie-Trolleybusse und in Zukunft auch für Solaris‘ Wasserstoffbusse.

Zur Einordnung: Solaris produziert seit 2011 Elektrobusse, sodass heute nach Unternehmensangaben mehrere Tausend Fahrzeuge der Marke auf europäischen Straßen unterwegs sind – „einige davon seit über einem Jahrzehnt mit einer Laufleistung von fast einer Million Kilometern“, heißt es. Der Austausch der Batterien und anderer Komponenten nach Ablauf der Garantie soll nun die Betreiber dabei unterstützen, „die Rentabilität ihrer Investitionen in Elektromobilität zu maximieren“.

Nicht nur Solaris, sondern auch die anderen Hersteller von E-Bussen treibt die Frage um, wie frühe Kunden mit ihren nicht mehr so performanten E-Bussen unterstützt werden können. Einerseits verringert sich die Kapazität der Batterien altersbedingt über die Zeit, andererseits hat die enorme technische Entwicklung in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass inzwischen in E-Bussen der neuen Generation viel bessere und effizientere Technik-Baukästen zum Einsatz kommen. Daimler Buses hat deshalb bereits seit dem Frühjahr umfassende Batterie-Services für den eCitaro eingeführt und bietet bei alten Fahrzeugen ab 2026 auch den Wechsel auf die neueste Batteriegeneration an.

Zum Vergleich: Der eCitaro wird erst seit 2018 gebaut. Bei Solaris ging die E-Bus-Produktion schon sieben Jahre früher los. Umso mehr pressiert das Thema bei den Polen. Machen wir’s konkret: Heute bietet der Solobus Urbino 12 electric einen maximalen Gesamtenergiegehalt von über 600 kWh für Reichweiten über 600 Kilometer. Vor 2025 waren im Urbino 12 electric maximal 520 kWh möglich, vor 2022 waren es noch bis zu 395 kWh. Und davor noch weniger. Der Hersteller spricht denn auch von einer „technologischen Entwicklung, die in beispiellosem Tempo voranschreitet“. Die Antriebswende vollziehe sich in relativ kurzer Zeit, „was während der normalen Nutzungsdauer der Fahrzeuge zu technologischer Veralterung führen kann“. Dem will das Unternehmen nun entgegenwirken und so die Lebensdauer der Elektrobusse verlängern. Welche Preise Solaris für diesen Service aufruft, bleibt jedoch unerwähnt.

Ein erstes Projekt zum Austausch von Akkus ist aber bereits im Gange: Solaris gibt an, im Auftrag von MPK Krakau den Batteriewechsel an 20 Bussen vorzunehmen – konkret an 17 Urbino 12 electric und an drei Urbino 18 electric. Weitere Nachrüstaufträge von Kunden in Berlin, Hamburg, Paris und Warschau seien derzeit in Bearbeitung. „Wir sind stolz darauf, die ersten umgerüsteten Fahrzeuge bei MPK Krakau bekanntzugeben und uns bereits zu machen, dieses Angebot auf alle Solaris-zertifizierten Servicestellen in Europa auszuweiten“, kommentiert Marco Franza, Chief Services Officer bei Solaris Bus & Coach.

In der Praxis werden die Kunden beim Komponenten-Austausch umfänglich betreut: Die Dienstleistung reicht laut Solaris „von einer gründlichen Fallanalyse, Berechnung und vollständigen Dokumentation über die Abholung der Altbatterien bis hin zum Einbau der neuen Batterien“. Im Zuge der Nachrüstung wird zudem sichergestellt, dass auch weitere notwenige E-Komponenten gewechselt, das Thermomanagement aufgerüstet (bzw. installiert) und das Batteriemanagementsystem aktualisiert wird. Außerdem sorgt Solaris dafür, dass die modifizierten Batterien mit der bestehenden Ladeinfrastruktur beim Kunden kompatibel sind.

Und: Bei den neu einbaubaren Batterien haben Kunden die Auswahl zwischen LFP-, NMC- oder LTO-Technologien. Man biete die optimale Batterielösung für die jeweiligen Kundenbedürfnisse, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Bei der Angebotserstellung werden zudem weitere Faktoren berücksichtigt, die sich allen voran um die angepeilte Batterielebensdauer, Lade- und Nutzungsmethoden, den täglichen Energiebedarf und natürlich die Kosten drehen.

Chief Services Officer Marco Franza betont: „Das Angebot zum Zero-emission vehicle retrofit ist eine Dienstleistung, die […] den Betreibern von Solaris-Bussen ermöglicht, den maximalen Nutzen aus ihren Fahrzeugen in jeder Phase ihres Lebenszyklus zu ziehen. Unsere After-Sales-Abteilung reagiert damit gemeinsam mit dem Battery Hub auf die steigenden Markterwartungen und bietet Nutzern von Batteriebussen eine sofort einsatzbereite Lösung, die alle Prozessschritte bis hin zur Entsorgung der Altbatterien abdeckt.“ Insgesamt sollen nach Angaben von Franza in Europa im Laufe der Jahre 6.300 Elektro-, Oberleitungs-und Wasserstoffbusse von Solaris auf die Straße gekommen sein.

solarisbus.com

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