Waymos fahren plötzlich ruppig
Jahrelang haben die Waymo-Fahrzeuge konsequent an Stoppschildern gehalten, warteten an Kreuzungen ab und zeigten viel Zurückhaltung beim Spurwechsel oder beim Einfädeln. Das hatte den Vorteil, das riskante Manöver wie zu schnelles Beschleunigen oder enges Auffahren die Ausnahme war. Allerdings hatte das defensiv‑passive Verhalten der Robotaxis auch Nachteile: Fahrgäste und auch andere Verkehrsteilnehmer kritisierten, dass Waymo‑Autos im Verkehr „stecken bleiben“ konnten — etwa minutenlang hinter falsch parkenden Autos verharrten oder konfliktscheu beim Einfädeln waren.
Doch vor kurzem hat sich etwas verändert: Wie Spiegel Online berichtet, stellen Fahrgäste vermehrt fest, dass viele Waymo-Fahrzeuge mittlerweile viel offensiver fahren als früher: Sie zögern nicht mehr so lange, umfahren Hindernisse enger und überholen schneller. Manche Personen erinnert dieses Fahrverhalten eher an einen aggressiven Taxi- oder Uber-Fahrer als an ein gut programmiertes Robotaxi, dessen Entscheidungen die Software trifft.
Das „Wall Street Journal“ hat noch weitere Punkte zusammengetragen: In dem Artikel ist von illegalen Wendemanövern, zu schnellem Beschleunigen an Zebrastreifen oder dem sog. „California Stop“ die Rede, bei dem Fahrzeuge an einem Stoppschild zwar abbremsen, aber nicht vollständig stehen bleiben.
Und tatsächlich hat Waymo nun den Verdacht der Community bestätigt: Die Programmierung der Fahrzeuge wurde tatsächlich geändert, damit die Robotaxis „selbstbewusst und durchsetzungsstark“ agieren können, so Waymo-Produktdirektor Chris Ludwick. Denn wenn Robotaxis zu passiv fahren, könnten sie laut Ludwick den Verkehrsfluss behindern. Die Fahrzeuge seien selbstverständlich weiter so programmiert, dass sie die Verkehrsregeln beachten müssen. Aber: Sie sollen mit „gesundem Menschenverstand“ (auch wenn wir hier von einem Computer reden!) entscheiden und dabei in den entsprechenden „Nuancen“ denken, so Ludwick weiter.
Spannend: Die Polizei im kalifornischen San Bruno hat vor einigen Wochen ein Waymo-Fahrzeug bei einem illegalen Wendemanöver erwischt und angehalten, wobei sich viele Internetnutzer aktuell fragen, wie die Polizei ein Robotaxi überhaupt stoppen kann. Aber die Software des Fahrzeuges dürfte vermutlich auf die Zeichen der Polizei reagieren können. Wie auch immer: Einen Strafzettel konnten die Polizisten nicht ausstellen, weil kein Mensch am Steuer saß. Im Juli 2026 soll in Kalifornien aber ein neues Gesetz in Kraft treten, das in solchen Fällen die Betreiberfirmen haftbar macht.
spiegel.de, wsj.com (Paywall)





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