Europa-Expansion: Chinas E-Lkw-Hersteller SuperPanther holt ELMI Power ins Boot
Die ersten gemeinsamen Pilotprojekte in Europa kündigen beide Seiten für 2026 an. SuperPanther will die Ladesysteme zunächst in sein E-Trucking-Ökosystem integrieren und dann über ELMI Power den Aufbau von Depotlösungen sowie die Entwicklung skalierbarer Konzepte für Logistikstandorte anbieten. Die Lkw-Lader sind dabei Batterie-gepuffert. Sprich: Sie können den Strom aus dem Netz langsam über einen integrierten Speicher aufnehmen und anschließend schnell an E-Lkw abgeben.
„Logistik- und Flottenbetreiber in Europa sollen Zugang zu Hochleistungsladen erhalten, ohne auf umfangreiche Netzausbauten angewiesen zu sein“, betont SuperPanther. Die Technologie von ELMI Power soll konkret Ladeleistungen von 340 bis 600 kW bei niedrigen Netzanschlusswerten ab 20 bis 70 kW ermöglichen.
Chao Liu, CEO und Gründer von SuperPanther, äußert: „SuperPanther Technology nutzt vollständig selbstentwickelte Antriebs- und Fahrzeugplattformen, um die Einführung von Nutzfahrzeugen mit neuer Antriebstechnologie in Europa voranzutreiben. Durch diese Zusammenarbeit können wir unseren Kunden maßgeschneiderte Ladelösungen anbieten und damit sowohl die Netzintegration als auch die Mobilitätswende in Europa weiter beschleunigen.“
James Xu, CEO und Gründer von ELMI Power, ergänzt: „Diese Partnerschaft ist ein Meilenstein für ELMI Power und für die Zukunft elektrischer Nutzfahrzeuge in Europa. Durch die Verbindung von SuperPanthers Fahrzeugtechnologie mit unseren Batterie-gestützten Schnellladehubs schaffen wir eine Lösung, die das Netz entlastet und gleichzeitig die Elektrifizierung großer Flotten wirtschaftlich ermöglicht.“ Bei ELMI Power handelt es sich um ein 2023 gegründetes deutsch-chinesisches Unternehmen mit Sitz in Niddatal. Im Portfolio hat die Firma u.a. die Schnelllader AiO 180 bzw. 360, den ELMI Hub 400 und den ELMI Hub 600.
SuperPanther hält sich eng an Steyr
Und SuperPanther? Der chinesische E-Lkw-Hersteller machte schon im Sommer seine Ambitionen für eine Expansion nach Europa publik: Im Juli beauftrage er Steyr Automotive mit der industriellen Fertigung von Elektro-Lkw für den europäischen Markt. Und auf der letztjährigen IAA Transportation zog das chinesische-österreichische Tandem bereits viel Aufmerksamkeit auf sich: Zusammen enthüllten sie die E-Sattelzugmaschine eTopas 600 für den europäischen Markt. Den Beginn der Serienproduktion datierte das Duo damals auf Ende 2025 am Standort von Steyr Automotive. Das passt zeitlich nun ziemlich gut zur Kooperation mit ELMI Power, die ihre Wirkung ja ab 2026 entfalten soll.
Die Rolle von Steyr Automotive geht bei SuperPanthers Expansion gen Europa übrigens über die eines reinen Auftragsfertigers hinaus. So kooperieren beide Seiten auch bei der „Entwicklung wettbewerbsfähiger E-Lkw“ – womit die Adaption der chinesischen Modelle an das europäische Marktumfeld gemeint sein dürfte. Das erste Ergebnis dieser Arbeit ist der besagter, speziell auf den europäischen Markt zugeschnittene eTopas 600.
Erste technische Daten sind auch schon spruchreif: So soll das Modell mit LFP-Batterien mit einem Energieinhalt von 621 kWh vorfahren, die eine Reichweite von 500 Kilometern erlauben. Zufall oder nicht: Diese Werte entsprechen exakt dem Mercedes-Benz eActros 600. Weiter basiert der eTopas 600 auf einer 876-Volt-Architektur und bietet in seiner zweimotorigen Konfiguration 394 kW Dauer- und 692 kW Spitzenleistung. Die DC-Ladeleistung soll sich auf 2x 330 kW belaufen – es sind also zwei CCS-Ladeports verbaut, die parallel laden können. Die Ladezeit beziffert SuperPanther auf unter 38 Minuten von 20 auf 80 Prozent Batterieladestand.
Das Messe-Exemplar wartete bei der IAA Transportation 2024 an der Front übrigens mit einem zentral angebrachten Logo von Steyr Automotive auf. Das Logo von SuperPanther war zwar ebenfalls zu sehen – aber unauffälliger angebracht. Manfred Eibeck, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von Steyr Automotive, betonte auf der Messe denn auch, dass sein Team „in dieser strategischen Zusammenarbeit mit SuperPanther nicht nur Integrator von Technologie ist, sondern Mitgestalter einer gemeinsamen Vision“. Und diese umfasst auch weitere Modelle: So kündigten die Partner auf der IAA Transportation die Markteinführung einer ganzen Lkw-Familie unter der Bezeichnung eEmerald an, die drei Einheiten mit verschiedenen Antrieben, Reichweiten und Kabinenkonfigurationen umfasst. Präziser wurde das Duo an dieser Stelle nicht. Da aber auch in diesem Namen ein „e“ vorangestellt ist, dürfte es sich auch bei diesen Lkw mindestens um teilelektrifizierte Exemplare handeln. Zumal SuperPanther in China für die Entwicklung von Elektro-Lkw bekannt ist.
Ziel: 16.000 E-Trucks in Europa bis 2030
SuperPanther sitzt konkret in Yangzhou in der chinesischen Provinz Jiangsu und bezeichnet sich selbst als Pionier auf dem Gebiet der NEV-Technologien (NEV steht für New Energy Vehicles und ist in China als Sammelbegriff geläufig für BEV, FCEV und PHEV). Das Unternehmen strebt an, mit globalen Partnern zusammenzuarbeiten, „um die Innovation und den Einsatz von elektrischen Schwerlastfahrzeugen voranzutreiben“, wie es im September hieß. Die Partnerschaft mit Steyr Automotive ist SuperPanthers erste Zusammenarbeit im Fahrzeugbau in Europa. Einen potenziellen Kunden hat das Duo auch schon: Mit DHL wurde im Zuge der 2024er Messe eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit unterschrieben.
SuperPanthers Geschäft basiert laut der europäischen Firmen-Webseite auf einer eigenen E-Truck-Technologie, einem Ökosystem und grünen Energielösungen. Bis 2030 – so das ambitionierte Ziel des Unternehmens – sollen in Europa 16.000 E-Trucks mit dem eigenen Antrieb auf der Straße sein. Auf der chinesischen Webseite von SuperPanther wird zudem ein besonderer Fokus auf Leichtbau-Technologien und Batteriewechselkonzepte betont.





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