Byton gewinnt neue Investoren in dritter Finanzierungsrunde

Der japanische Mischkonzern Marubeni hat sich in der Finanzierungsrunde C an dem Elektroauto-Startup Byton beteiligt. Auf der CES in Las Vegas verkündeten beide Unternehmen eine strategische Partnerschaft – wie genau diese aussehen soll, ist aber noch unklar. Zudem hat Byton weitere Partnerschaften verkündet, jedoch für Inhalte auf dem großen Bildschirm im M-Byte.

Finanzielle Details zu der Beteiligung nennt Byton in der Mitteilung zu der Finanzierungsrunde nicht. Obwohl laut der offiziellen Formulierung „Möglichkeiten für eine weitere Zusammenarbeit in einer Reihe von Bereichen wie Mobilitätsdienstleistungen, Energielösungen und Überseeproduktion und -verteilung“ geprüft werden, umreißt Byton-CEO Daniel Kirchert bereits seine Vorstellung von der Zusammenarbeit.

„Als ein weltweit führender Mischkonzern verfügt die Marubeni Corporation über bedeutende Erfahrungen und Ressourcen in einer Vielzahl von Bereichen wie etwa erneuerbare Energien oder den Vertrieb von Autos“, so Kirchert. „Wir werden gemeinsam den internationalen Markt erforschen und den Nutzern zukunftsweisende intelligente Elektrofahrzeuge und Mobilitätsdienstleistungen anbieten.“

Hajime Kawamura, CEO Machinery, Infrastructure & Financial Business Group von Marubeni, bezeichnete die Investition in Byton „vor dem Hintergrund des derzeitigen enormen Wandels der Automobilindustrie“ als „wesentlichen Bestandteil unserer Strategien im Automobilgeschäft“. „Wir freuen uns sehr darauf, mit den modernsten Technologien von Byton eine neue Mobilitätswelt zu schaffen“, so Kawamura.

Marubeni wurde bereits 1858 als Handelsunternehmen gegründet, in seiner heutigen Form existiert der Mischkonzern seit 1949. Das Unternehmen mit Sitz in Tokio ist in fünf Gruppen organisiert und bietet über diese ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen – von Forstprodukten und der Agrarwirtschaft über Lebensmittel bis hin zu den für die Kooperation mit Byton interessanten Bereiche wie Chemie, Energie, Metalle und Mineralressourcen, Auto- und Industriemaschinen sowie Finanz- und Leasinggeschäfte. Mit Solarparks hat Marubeni ebenfalls reichlich Erfahrung.

Marubeni ist der zweite nicht-chinesische Investor für Byton. Im September 2019 ist der Autobauer eine Kooperation mit dem südkoreanischen Autoteilehersteller Myoung Shin Co. eingegangen. Im Rahmen der Finanzierungsrunde C haben sich auch die FAW-Gruppe und der Industrie-Investmentfonds der Stadtregierung von Nanjing beteiligt. Auch hierzu gibt es keine finanziellen Details über die Beteiligungen.

In wenigen Wochen will Byton mit der Serienproduktion des M-Byte beginnen und 2020 auf dem chinesischen Markt ausliefern – 2021 soll dann der Marktstart in Nordamerika und Europa folgen. Auf der CES sagte Kirchert, dass inzwischen 60.000 Vorbestellungen für den M-Byte vorliegen. Zudem gebe es für Europa bereits Vereinbarungen mit einigen Autohandelsgruppen, die bereits Premium-Fahrzeuge anderer Hersteller verkaufen. Genau hier will Byton mit dem M-Byte ebenfalls ansetzen, zu Preisen ab rund 45.000 Dollar bzw. Euro vor Steuern.

Der M-Byte soll ein „Smartphone auf Rädern“ werden, wie der Hersteller immer wieder betont. Wie das aussehen soll, wird nun zunehmend klarer, denn auf der CES hat Byton neben der Partnerschaft mit Marubeni auch einige Content-Partner vorgestellt, die digitale Inhalte für das 48-Zoll-Display in dem Wagen bereitstellen sollen.

„Wie bei jedem anderen intelligenten Gerät definiert sich der Mehrwert unseres M-Bytes nicht nur darin, was es kann, sondern auch in dem, was man damit macht“, sagt Andreas Schaaf, CCO bei Byton. Die neu fusionierten Medienunternehmen ViacomCBS und ACCESS sollen zum Beispiel Video-Inhalte liefern, die ein „Kinoerlebnis im Auto“ bieten sollen, wie Byton verspricht. „Die Zukunft des Infotainments im Auto ist eine aufregende Gelegenheit, unsere Verbindung zu unserem Publikum in der heutigen fragmentierten Medienumgebung zu stärken und zu erweitern“, sagt Ray Hopkins, Präsident von U.S. Networks Distribution, ViacomCBS.

Offene Entwickler-Plattform angekündigt

Neben der Video-Plattform (für Ladepausen oder die Passagiere während der Fahrt) sollen die Byton-Nutzer über eine Kooperation mit AccuWeather auch Zugang zu „hyperlokalen“ Wettervorhersagen erhalten. Mit diesen Informationen über das aktuelle Wetter und die Bedingungen am Zielort soll der Fahrer die weitere Fahrt besser vorausplanen können, wie Jeff Chung, VP Digital Engineering bei Byton erklärt.

Eine andere Kooperation mit Aiqudo soll die Sprachsteuerung von Apps auf dem Smartphone ermöglichen, ohne den Fahrer abzulenken. Die Engine von Aiqudos findet nach Angaben des Entwicklers heraus, welche App der Nutzer mit seiner Aktion aufrufen möchte.

Über diese und weitere Kooperationen hinaus kündigte Byton zudem eine Developers-Plattform an, die es Entwicklern ermöglichen soll, Anwendungen für die Nutzeroberfläche in den Byton-Modellen zu programmieren. Mit dieser Öffnung will der Hersteller „das volle Potenzial der wegweisenden Nutzeroberfläche“ nutzen. „Wir glauben, dass die einzigartige Nutzeroberfläche von Byton Entwicklern sowohl eine Herausforderung als auch eine Möglichkeit bietet, Inhalte zu präsentieren, die sie in keiner anderen In-Car-Umgebung finden würden“, sagt Chung.

Zudem plant Byton den Verkauf von stationären Batteriespeichern. Die Batterien sollen in Nanjing produziert werden, weitere Details zu dem neuen Produkt gibt es aber noch nicht. „Wir verfügen über die Technologie und Fertigungskapazität, um Batterien zu sicheren, effizienten und kostengünstigen Paketen zusammenzubauen. Zusammen mit dem Verkaufsstart des M-Byte sehen wir darin ein weiteres großes Geschäftsmodell“, sagt Daniel Kirchert.
byton.com (Marubeni-Kooperation), byton.com (Content-Partnerschaften), handelsblatt.com (Reservierungen)

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