Großbritannien plant Verbrenner-Aus fünf Jahre früher

Die neue britische Regierung will das ursprünglich für 2040 geplante Verbot für den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren auf das Jahr 2035 vorziehen. Zudem soll das Neuzulassungsverbot dann auch für Hybridfahrzeuge gelten.

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Die Verschärfung des Verbots von Neuzulassungen von Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotor ist laut britischen Medienberichten eine Reaktion auf die Kritik von Experten. Laut diesen sei das bisher angepeilte Jahr 2040 zu spät, um das Ziel zu erreichen, bis 2050 praktisch CO2-frei zu sein. Eine weitere Verschärfung ist, dass im Gegensatz zu den im Juli 2017 angekündigten Plänen nun auch Hybridautos enthalten sind – und zwar nicht nur Mild- und Vollhybride, sondern alle Hybridarten, inklusive Plug-in-Hybride.

Bisher waren in der „Road to zero“-Strategie „emissionsarme Fahrzeuge“ wie HEV und PHEV mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 75 Gramm pro Kilometer noch erlaubt. Der neue Plan sieht laut britischen Medienberichten aber nur noch „emissionsfreie Fahrzeuge“ vor.

Der Hauptkritikpunkt: Wenn im Jahr 2040 noch neue Verbrenner zugelassen werden dürfen, sind diese auch im Jahr 2050 noch in größeren Stückzahlen auf britischen Straßen unterwegs. Tritt das Verbot bereits 2035 in Kraft, sind zum Zieljahr 2050 deutlich weniger konventionelle Autos im Fahrzeugbestand, so die Experten. Einige regierungsberater hatten offenbar gefordert, das Zulassungsverbot spätestens 2030 einzuführen. Die Regierung lässt sich offenbar an dieser Stelle ein Schlupfloch, wonach die Pläne nochmals vorgezogen werden könnten, „wenn ein schnellerer Übergang möglich wäre“.

Der britische Premierminister Boris Johnson kündigte die Maßnahme am Dienstag bei einer Auftaktveranstaltung zum COP26-Klimagipfel offiziell an. Der Gipfel selbst findet im November 2020 in Glasgow statt. „Die Ausrichtung der COP26 ist eine wichtige Gelegenheit für Großbritannien und Nationen auf der ganzen Welt, den Kampf gegen den Klimawandel voranzutreiben“, so Johnson. „Während wir unsere Pläne darlegen, unser ehrgeiziges Netto-Null-Ziel für 2050 in diesem Jahr zu erreichen, werden wir andere dringend dazu auffordern, sich uns anzuschließen, Netto-Null-Emissionen zu verursachen.“

Im Vorfeld der Auftaktveranstaltung hatte Verkehrsminister Grant Shapps gesagt: „Wir wollen weiter gehen als je zuvor. Aus diesem Grund setzen wir unser bereits ehrgeiziges Ziel fort, den Verkauf neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge zu beenden, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Emissionen zu senken.“

Im vergangenen Jahr wurden in Großbritannien insgesamt 37.850 Batterie-elektrische Fahrzeuge verkauft – gegenüber 2018 ein Plus von 144 Prozent. Der Marktanteil liegt jedoch nur bei 1,6 Prozent der gesamten Neuzulassungen in Großbritannien. Zum Vergleich: 1.498.640 Benziner (64,8 Prozent des Gesamtmarktes) und 583.488 Diesel (25,2 Prozent) wurden in 2019 verkauft.

Update 12.02.2020: Zum Beschluss der britischen Regierung, das ursprünglich für 2040 geplante Verbot für den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren auf das Jahr 2035 vorzuziehen, ist das letzte Wort offenbar noch nicht gesprochen: Laut Verkehrsminister Grant Shapps wird darüber beraten, das Verbrenner-Verbot in Großbritannien eventuell bereits 2032 umzusetzen – in dem Jahr also, für das die schottische Regierung bereits 2017 das Aus für neue Verbrenner angekündigt hatte.
bbc.com, autocar.co.uk, inews.co.uk, gov.uk, autocar.co.uk, express.co.uk (beide Update)

4 Kommentare

zu „Großbritannien plant Verbrenner-Aus fünf Jahre früher“
Hartmut Rauen
05.02.2020 um 08:40
Was kostet es, die Tonne CO2 zu reduzieren ,mit welcher Technologie, in welcher Applikaton ? Dies sollte die Leitfrage sein. Das avisierte frühe Verbrennerverbot – auch eines von green fuels – ist ein Brainexit und bleibt hoffentlich eine Insellösung. CO2-Ziele sollten technologieoffen angegangen werden.
Bernd Hagemann
13.02.2020 um 15:23
Lieber Hartmut, es geht darum, das Integral unter der Kurve der CO2 Emission bis zur CO2 Neutralität möglichst klein zu halten und dabei wieder gewählt zu werden. Die CO2 Ziele sollten nicht zu technologieoffen, aber vor allem ernsthaft, schnell und nachhaltig angegangen werden, um keinen Manxit zu erleiden. :-)
Andreas E.
05.02.2020 um 13:52
"green fuels" benötigen zu viel Energie bei der Herstellung, desweiteren sind Sie in den benötigten Mengen nicht mit den vorhanden Ausgangsmaterial produzierbar. Das sind auch die Gründe, warum Sie sich bisher nicht durchgesetzt haben.
Nostradamus
05.02.2020 um 15:27
Bin gespannt ob dieses gelingt! Übrigens, die Engländer haben schon ordentliche Erfahrung mit Dummheiten - wie "Brexit" z.B.

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