Frankreich: Izivia legt 189 von 217 Schnellladesäulen still

Der französische Ladenetzbetreiber Izivia legt angesichts von Sicherheitsbedenken 189 von 217 Schnellladeterminals still. Nach zwei „Hardware-Vorfällen“ binnen weniger Monate hat die EDF-Tochter entschieden, die zum Ladenetz Corri-Dorr gehörenden Stationen endgültig abzuschalten.

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Bei Izivia handelt es sich um die Elektromobilitäts-Tochter des französischen Energiekonzerns EDF. Das Unternehmen betont, dass es sich bei der Stilllegung der Terminals um eine vorsorgliche Maßnahme handele. Es sei bei den zwei Vorfällen zu keinen Schäden über die Terminals hinaus gekommen, schreibt das Unternehmen in einer kurzen Mitteilung. Die Vorfälle, die nicht weiter beschrieben werden, könnten aber ein Hinweis auf einen Defekt sein. Laut der Zeitung „Les Echos“ sind offenbar bei Hardware von EVTronic, einem Hersteller, der sich inzwischen im Besitz von EVBox befindet, bedenkliche schwarze Flecken sichtbar geworden, die auf eine unkontrollierte Hitzeentwicklung hindeuten.

Von den ehemals 217 an französischen Verkehrsachsen errichteten Ladeterminals des Corri-Dorr-Netzes sind somit nur noch 28 Exemplare aktiv – ausschließlich Stationen eines anderen Herstellers. Die Entscheidung, die restlichen Terminals vom Netz zu nehmen, fiel bereits am 7. Februar – und trat an diesem Tag auch in Kraft. Nun, drei Wochen später, hat Izivia dem Zeitungsbericht zufolge entschieden, die Hardware von EVTronic auch nicht mehr ertüchtigen zu wollen.

Der Ausfall von fast 90 Prozent der Schnellladeterminals trifft vor allem Fahrer von Elektroautos mit CHAdeMO-Anschlüssen. Denn die Stationen von Corri-Dorr – dem bis dato umfangreichsten Ladenetz an französischen Autobahnen – sind bzw. waren sowohl mit CHAdeMO- als auch mit CCS- und Typ2-Steckern ausgestattet. Schnellladen bei anderen Anbietern – allen voran Ionity – ist aber via CHAdeMO nicht möglich.

„Les Echos“ zitiert Izivia-Chefin Christelle Vives mit den Worten, dass einige der defekten Stationen ersetzt werden sollen, aber nicht alle: „Wir hoffen, ein Viertel des Netzes oder 40 bis 50 Terminals zu behalten.“ Das Netzwerk sei ziemlich alt, während sich die Technologie weiterentwickelt habe. Interessanterweise fügt sie hinzu, dass viele Hosting-Verträge derzeit erneuert würden, diesbezüglich Gespräche liefen und dass die Laderate der stillgelegten Terminals bei nur einer Nutzung alle zwei Tage gelegen habe. Ein profitables Geschäft sieht anders aus.

Update 03.03.2020: In einer Mitteilung bezieht nun EVBox Stellung zur Stilllegung der seit 2018 ins Unternehmen integrierten EVTronic-Hardware. Man habe von der dauerhaften Schließung der 189 Geräte über die Website von Izivia erfahren, so die Niederländer. Betroffen seien DC-Ladestationen von EVTronic, die hauptsächlich in den Jahren 2014 und 2015 mit einer spezifischen, auf Izivia zugeschnittenen Konfiguration hergestellt worden seien. Die beiden gemeldeten Vorfälle ereigneten sich laut EVBox im April und Juni 2019 und seien unternehmensintern „gründlich untersucht“ worden. „Wir können mit Sicherheit bestätigen, dass sie mit der auf Izivia zugeschnittenen Konfiguration zusammenhängen. In jedem Fall gibt es keine Sicherheitsrisiken für die Endbenutzer.“

Dies habe man Izivia mitgeteilt, zusammen mit Vorschlägen für vorbeugende Maßnahmen, die sofort ergriffen werden könnten, um neue Vorfälle zu verhindern, schreibt EVBox in der uns vorliegenden Mitteilung. Offenbar ohne Erfolg. Außerdem halten die Niederländer Izivia vor, keine regelmäßigen Wartungen vorgenommen zu haben: „Seit der Lieferung der Stationen für das Corri-Door-Netzwerk in den Jahren 2014 und 2015 hat EVBox die Bedeutung der professionellen Wartung für Izivia betont. Wir haben jedoch festgestellt, dass die Wartung in den letzten Jahren nicht kontinuierlich durchgeführt wurde.“

Auch nach der Stilllegung am 7. Februar hat EVBox nach eigenen Angaben „wiederholt Unterstützung angeboten, um das Netzwerk so schnell wie möglich wieder zu öffnen, einschließlich einer gemeinsamen und unabhängigen Prüfung des gesamten Netzwerks und der Festlegung eines Aktionsplans“. Die französische EDF-Tochtergesellschaft hat sich anders entschieden.
izivia.com, lesechos.fr (auf Französisch), Infos per E-Mail (Update)

3 Kommentare

zu „Frankreich: Izivia legt 189 von 217 Schnellladesäulen still“
Juergen Ziller
02.03.2020 um 12:10
Es ist schon fast ein Skandal der sich in Frankreich abspielt. Das IZIVIA Netzwerk war ein als Grundversorgung angelegtes Netzwerk an französischen AB und Schnellstrassen, vereinzelt auch in Innenstädten von besonderem Interesse. Renaults Zoe ist eines der erfolgreichsten E Autos bislang. Mit PSA sucht ein weiteres Autoimperium gerade die Tage den Zutritt in den E Auto Markt. Da kommt es wie gerufen, wenn nun das einzige und völlig unterdimensionierte Ladenetzwerk eben mal so per Pressemitteilung aus dem Verkehr gezogen wird. Wäre dieser harte Eingriff zu vermeiden gewesen, wenn man diese Stationen ordentlich gewartet hätte?Mein Eindruck war der, dass dieses nämlich niemals so richtig der Fall war. Womöglich lag es auch an der dauerhaften Bezuschussung dieser Stationen, dass diese niemals richtig gewartet wurden.Die EDF Tochter hinterlässt für den Augenblick ein unglaublichen Scherbenhaufen, der uns wieder einmal zeigt, wie es in EUROPA Berg ab geht, wenn es eigentlich bergauf gehen sollte.IZIVIA wäre gut beraten, sich einen Partner wie die ENBW zu zulegen. Die zeigen wie es geht. Bei dem Grundstock würden hier die wichtigsten Stationen noch vor den Sommerferien erneut am Netz sein.
TL431
02.03.2020 um 17:03
"Schnellladen bei anderen Anbietern – allen voran Ionity – ist aber via CHAdeMO nicht möglich." Gerade in Frankreich war es doch Vorgabe das Ionity auch Tripple mit CHAdeMO aufstellt. Von daher kann diese Aussage eigentlich nicht stimmen, oder?
Juergen Ziller
04.03.2020 um 15:41
@TL431die mir bekannten Ionity Stationen haben ur zum Teil tripple Säulen mit im Angebot. So z. B Fontanelle bei Annecy, oder die Station nördlich davon auf dem Weg zum Mont Blanc.Es ist interessant, dass der Hersteller der Stationen meinen Eindruck, dass nämlich ungenügend gewartet wurde, bestätigt. Wenn diese Stationen tatsächlich aus 2014/15 stammen, dann sind die auch technisch nicht uralt, sondern für eine ganze Reihe von verkauften Fahrzeugen überlebenswichtig.

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