Ruhrgebiet: „Solarstraße“ auf ehemaligem Zechen-Areal

Im Ruhrgebiet ist auf dem Gelände einer ehemaligen Zeche eine der ersten deutschen „Solarstraßen“ in Betrieb gegangen. Die speziell präparierte Straßenfläche produziert Solarstrom, der zurzeit u.a. für eine Ladestation genutzt wird. Langfristig sollen E-Autos auf der Straße auch während der Fahrt induktiv laden können.

Die sogenannte Smart Solar Street ist das Werk des Berliner Startups Solmove und wurde aus Mitteln des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert.

Der 15 Meter lange und 40 Quadratmeter umfassende Straßenabschnitt findet sich auf dem Areal der einstigen Steinkohle-Zeche Westerholt an der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herten. Präpariert wurde er mit befahrbaren Solarmodulen. Konkret handelt es sich um Photovoltaik-Zellen, die der Hersteller in eine harte Glasschicht integriert hat.

Die Anlage ist nach Angaben von Solmove bereits im Mai 2019 installiert worden. Die Anschlussdosen seien im Herbst teilweise überarbeitet worden, schildert das Berliner Unternehmen. Nach einer anschließenden Testphase sei die „Solarstraße“ nun vollständig funktionsfähig. Im Erprobungsbetrieb lag der Stromertrag je nach Anzahl der Sonnenstunden bei täglich 8 bis 18 kWh. Zwischengespeichert wird der Solarstrom in einem 10-kWh-Energiespeicher, genutzt wird er grundsätzlich für ein benachbartes Bürogebäude sowie zur Speisung einer Ladestation für E-Bikes und Elektroautos.

Durch die Kombination mit induktiver Ladetechnik könnten Elektroautos nach Angaben von Solmove auf der Solarstraße perspektivisch auch während der Fahrt geladen werden. Ähnliche Ansätze verfolgen auch das israelische Unternehmen ElectReon Wireless sowie das von der EU-Kommission geförderte Projekt INCIT-EV und die chinesische Provinz Zhejiang.

„Alleine in Deutschland eignen sich etwa 1.400 Quadratkilometer horizontale Flächen für Solarstraßen, mit deren Strom sich etwa 20 Millionen Fahrzeuge mit Energie versorgen ließen“, rechnet Solmove vor. Vorhandene Verkehrsflächen könnten so doppelt genutzt werden – nicht nur als Verkehrsweg, sondern auch für die Energiegewinnung. Dadurch ließe sich der Straßenbau revolutionieren, führen die Berliner aus: „Denn mit dem von den Solarstraßen produzierten Strom können Kommunen Geld verdienen, indem sie den Strom direkt vor Ort nutzen oder einspeisen. So ließe sich langfristig der Bau oder der Unterhalt von Straßen teilweise refinanzieren.“

Dem Startup schwebt zudem eine Kopplung seiner bereits mehrfach ausgezeichneten Technologie mit Informations-, Daten- und Ladetechnik vor: „Der Fahrbahnbelag kann beispielsweise durch integrierte LEDs mehrfarbig leuchten und bietet so auch die Möglichkeit, Informationen mit (autonomen) Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern auszutauschen. Die Module können zudem beheizt werden und sich so im Winter selbst von Schnee und Eis befreien.“

Als Herzstück der kurzen „Solarstraße“ im Ruhrgebiet kann die Lösung von Solmove nun ihre Praxistauglichkeit beweisen. Das ehemalige Zechen-Areal wird aktuell von der Projektgesellschaft Westerholt, einer gemeinsamen Gesellschaft der Städte Herten und Gelsenkirchen, sowie der RAG Montan Immobilien als neues Stadt- und Gewerbequartier entwickelt. Eingebettet ist das Solarprojekt dabei in die interkommunale Initiative „Energielabor Ruhr“, mittels der die Städte Gelsenkirchen und Herten demonstrieren, wie die klimagerechte Entwicklung und Nachfolgenutzung des 33 Hektar großen Zechengeländes umgesetzt werden und der Wandel von alter Energieerzeugung zu neuen Energien als Motor der Stadtentwicklung gelingen kann.

Bernd Lohse, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt, ist vom Konzept der „Solarstraße“ überzeugt: „Wir können hier täglich ,erfahren‘, wie innovativ man mit Straßenflächen umgehen kann. Wenn dieses Modellprojekt einen Impuls für die Umsetzung im großen Maßstab liefert, hätten wir riesiges Potenzial, um den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren (…). So wie es unserer Kohle- und Stahlregion gelingt, die gesellschaftliche Herausforderung des Strukturwandels zu bewältigen und zu gestalten, so könnte das Projekt ein wichtiger Weg in die Zukunft der klimaneutralen Energieerzeugung sein.“
solmove.com

2 Kommentare

zu „Ruhrgebiet: „Solarstraße“ auf ehemaligem Zechen-Areal“
TL431
17.06.2020 um 16:56
"Die Module können zudem beheizt werden und sich so im Winter selbst von Schnee und Eis befreien." Übersetzt: So kann der im Sommer gewonnene Strom im Winter verheizt werden.Der wievielte Versuch mit Solarpanels in der Straße ist das jetzt? Da gibt es inzwischen unzählige Auswertungen die die Sinnhaftigkeit dieser Technik in Frage stellen. So auch hier: Solange es Gebäude neben der Straße mit Dachflächen gibt, ergibt der Bau der Solarzellen in die Straße überhaupt keinen Sinn.Fazit: Hohe Kosten, geringer Ertrag (wenn überhaupt)
ZOE elektrisierend
18.06.2020 um 22:19
So sehr ich die Technologie spannend finde muss ich da doch zustimmen. Man sieht schon auf dem Bild, dass die Straße sogar mit unbelaubten Bäumen ziemlich im Schatten liegt. Das wird nicht besser, wenn Blätter auf den Bäumen sind. Ich sehe das auch so: hier gehören die PV-Module auf die Dächer der umliegenden Häuser.Hat man eine freie Landstraße oder Autobahn, die keiner großen Verschattung ausgesetzt ist, dann kann es Sinn ergeben. Aber vorher können wir sicher kostengünstiger erstmal alle Dächer nutzen, die sich dafür eignen. Das sind eine ganze Menge, die noch frei sind.

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