Fisker plant Börsengang und verhandelt über VWs MEB

Elektroautohersteller Fisker will durch eine Fusion mit der Investmentgesellschaft Spartan Energy Acquisition Corporation an die Börse gehen und verhandelt mit Volkswagen aktuell parallel über die Nutzung des MEB für die Serienversion des E-SUV Fisker Ocean.

++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Zunächst zu den Börsenambitionen der US-Amerikaner: Die Vorstände sowohl von Fisker als auch von Spartan haben der Fusion bereits zugestimmt. Noch müssen allerdings die Aktionäre von Spartan ihre Zustimmung erteilen. Die Transaktion könne voraussichtlich im vierten Quartal 2020 abgeschlossen werden, heißt es in einer Mitteilung von Fisker. Bei der Investmentgesellschaft handelt es sich um eine Tochter von Apollo Global Management, eine auf die Übernahme von Energieunternehmen spezialisierte Akquisitionsgesellschaft.

Durch den Firmenzusammenschluss avanciert Fisker automatisch zu einem börsennotierten Unternehmen. Der Eigenkapitalwert von Fisker liege im Zuge der geplanten Transaktion bei 2,9 Milliarden US-Dollar, angestrebt werde ein PIPE-Preis von zehn US-Dollar pro Aktie, teilen die Kalifornier weiter mit. Durch den Börseneinstieg verspricht sich Fisker „die notwendigen Mittel, um den Fisker Ocean, Ende 2022 in Produktion zu bringen“.

Über einen ähnlichen Weg war vor wenigen Wochen der E-Lkw-Bauer Nikola Motor an die Börse gegangen. Das US-Startup war hierzu offiziell mit dem bereits gelisteten Unternehmen VectoIQ Acquisition Corporation fusioniert. Seitdem ist der Kurs der Nikola-Aktie um rund 60 Prozent gestiegen.

Das E-SUV soll in den USA zu Preisen ab 37.499 Dollar erhältlich sein. Unter Einberechnung der landesweiten Steuergutschrift sinkt der Preis für den Fisker Ocean anfangs auf 29.999 Dollar. Auf der CES Anfang Januar 2020 hatte Fisker das Fahrzeug direkt als „seriennahen Prototypen“ vorgestellt. Zur Finanzierung der nächsten Schritte schloss die Firma aus Los Angeles erst dieser Tage eine Finanzierungsrunde über 50 Millionen Dollar ab. Offenbar reichen solche „Häppchen“ aber nicht, um den investitionsintensiven Produktionsstart zu stemmen. Den soll die Börse nun beflügeln. Laut „Reuters“ könnte der Deal Fisker Bruttoeinnahmen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar bescheren.

Die Produktion will Fisker dabei nicht selbst ausführen, sondern sich vor allem auf Design, Software und digitale Funktionen konzentrieren. „Es ist nicht klug, wenn ein EV-Startup versucht, eine eigene Fabrik zu bauen“, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur. Fisker sei entsprechend in Gesprächen mit Fremdherstellern, etwa Magna. Außerdem berichtet Reuters, dass Fisker und Spartan in einer Präsentation vor Investoren erläutert hätten, mit Volkswagen über die Nutzung der MEB-Plattform für den Fisker Ocean zu verhandeln. Das solle die Markteinführung des Fahrzeugs beschleunigen und Entwicklungskosten sparen. Außerdem soll die Fertigungsstrategie offenbar eine europäische Fabrik beinhalten.

An der Weiterentwicklung vom Prototypen zum Serienfahrzeug wird unterdessen auch ein Deutscher entscheidend mitwirken: Fisker hat Burkhard Huhnke kürzlich zum Chief Technology Officer ernannt. Huhnke war zuvor bei Volkswagen America an der Entwicklung von Elektroautos beteiligt. Als CTO wird Huhnke die Forschung und Entwicklung von Fisker in Los Angeles und im Silicon Valley leiten.

Update 04.08.2020: Die Verhandlungen von Fisker mit Volkswagen über die Nutzung der MEB-Plattform für die Serienversion des Elektro-SUV Fisker Ocean wurden laut Henrik Fisker vorübergehend pausiert. Nachdem das Ziel von Fisker, bis Ende Juli einen Rahmenvertrag mit VW auszuhandeln, nicht erreicht worden sei, sollen die Gespräche im September nach dem Ende der Sommerferien fortgesetzt werden. Fisker betont in der Börsenmitteilung, dass man „im Gespräch mit mehreren anderen potenziellen OEMs und Lieferanten“ bleibe.

Mit der Vereinbarung hätte Fisker nach eigenen Angaben seine Kosten, die Produktionskapazität und den Zeitplan für den Produktionsanlauf festlegen können. „Bei der Zusammenarbeit mit erstklassigen Partnern ist es Realität, dass sie sich möglicherweise nicht mit unserer Geschwindigkeit bewegen“, sagt Fisker. „Dies ist etwas, von dem wir Respekt haben müssen.“

Fisker hat aber noch nicht offengelegt, mit welchen Engineering-Kosten das Unternehmen im Falle einer Einigung rechnet. Das E-SUV Ocean wurde bereits in einer seriennahen Version gezeigt. Wenn das Modell angepasst werden muss, um mit dem MEB oder der Plattform eines anderen Herstellers kompatibel zu sein, werden womöglich tiefgreifendere Änderungen nötig.

Auch zu dem geplanten Börsengang mit Spartan gibt es Neuigkeiten. Der Fusionspartner Spartan Energy Acquisition wurde einst gegründet und an der Börse notiert, um per Fusion anderen Unternehmen eine Abkürzung des traditionellen IPO-Prozesses zu bieten. Dafür hatte Spartan von seinen Aktionären zwei Jahre Zeit bekommen. Diese Frist läuft am 14. August ab. Deshalb hat Spartan seine Aktionäre nun gebeten, die Frist bis Februar 2021 zu verlängern. Eine Abstimmung darüber soll noch in dieser Woche stattfinden.

Update 31.10.2020: Fisker hat seine im Juli angekündigte Fusion mit der Investmentgesellschaft Spartan Energy Acquisition Corporation zum Zwecke des Börsengangs nun abgeschlossen. Der Start der Listung von Fisker an der New York Stock Exchange ist bereits unter dem Tickersymbol „FSR“ erfolgt.
reuters.com, theverge.com, fiskerinc.com (PDF), sec.gov, theverge.com, sec.gov (beide Update I), businesswire.com (Update II)

1 Kommentar

zu „Fisker plant Börsengang und verhandelt über VWs MEB“
Simon Saag
14.07.2020 um 15:24
Bei der Meldung muss man sich schon fragen, was Fisker bisher gemacht hat. Der Ocean wird als quasi fertiges Auto oder seriennaher Prototyp gezeigt und dann soll noch die Plattform gewechselt werden? Wenn der nicht von Anfang an auf Verdacht auf die MEB-Maße entwickelt wurde, kann man bei allen Teilen rund um den Antrieb und die Karosserie nochmals von vorne anfangen. Software kann sicher in Teilen übernommen werden, aber auch das muss alles angepasst werden... Ob das der beste Weg wäre, wage ich zu bezweifeln. Ich kenne aber auch den Zustand des Prototyps und der aktuellen Entwicklung nicht. Vielleicht ist ja doch was dran...

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch