BMW stoppt Auslieferung des Mini Countryman PHEV

Mini hat die Auslieferung des Mini Cooper SE Countryman All4 auf Anordnung der Zulassungsbehörde vorerst gestoppt. Der Grund: Der Plug-in-Hybrid erreicht derzeit die angegebene E-Reichweite nicht. Ein Update des Batteriemanagements soll Abhilfe schaffen.

Wie BMW der „Süddeutschen Zeitung“ auf Anfrage bestätigte, hat die zuständige Zulassungsbehörde – seine Typzulassung hat der Mini Countryman in Irland erhalten – die Auslieferung des Teilzeitstromers anhalten lassen. BMW hatte die Behörde selbst über die offenbar nicht zutreffende Batterie-elektrische Reichweite informiert. Das Modell wird seit 2017 verkauft, erhielt aber 2019 ein Batterie-Update und damit die aktuelle E-Reichweite.

„Angegeben ist bei dem betreffenden Mini eine Reichweite von 60 Kilometer, wenn man nach dem Messprofil NEFZ fährt“, so ein BMW-Sprecher gegenüber der „SZ“. Demnach hatte der Autobauer bei konzerninternen Prüfungen festgestellt, dass „die Reichweite mitunter nur 59 Kilometer betrage“. Als man die zuständige Behörde in Irland darüber informiert habe, hatte diese den Auslieferungsstopp angeordnet.

BMW kündigte gegenüber der „SZ“ bereits eine Lösung an: Über ein verbessertes Batteriemanagement will der Autobauer den zusätzlichen Kilometer erreichen, der in der Zulassung versprochen wurde. Das Update soll Ende November verfügbar sein.

Probleme mit CO2-Strafzahlungen wegen des Auslieferungsstopps droht BMW vermutlich nicht. Die Münchner gehörten in einer Auswertung von T&E zu den wenigen Autobauern, die bereits im ersten Halbjahr ihre CO2-Flottenziele erreicht haben. Mit von der Innovationsprämie angekurbelten Verkäufen in Deutschland könnte der Konzern die mehrwöchige Auslieferungspause beim Countryman PHEV überstehen. Anders als Ford: Hier hat der Rückruf und Auslieferungsstopp des Kuga PHEV dazu geführt, dass das Unternehmen seine Flottenziele nicht erreichen kann – Ford musste deshalb in einen CO2-Pool mit Volvo eintreten.

Die NEFZ-Reichweite von 60 Kilometern ist ein wichtiger Wert für Plug-in-Hybride: Derzeit liegt die elektrische Mindestreichweite, mit der ein PHEV für den Umweltbonus qualifiziert werden kann, bei 40 Kilometern. Wird das Fahrzeug aber zwischen dem 31. Dezember 2021 und dem 1. Januar 2025 neu zugelassen, steigt die Mindestreichweite auf 60 Kilometer, ab dem 1. Januar 2025 sind es 80 Kilometer. Wenn der Countryman PHEV also noch 2022 förderfähig sein soll, muss der die 60 Kilometer erreichen.

Dabei bestätigte der Sprecher, dass BMW eine Punktlandung anstrebt und nicht gewillt ist, eine größere Batterie für zusätzliche Kilometer zu verbauen. „Es mag schwer zu verstehen sein, aber wir haben keine Veranlassung, einen großen Reichweitenpuffer über das gesetzlich Geforderte hinaus einzubauen“, zitiert die Zeitung den Sprecher. „Wir befinden uns in einem scharfen Wettbewerb.“

BMW ist übrigens nicht der einzige Autobauer, der bei den E-Reichweiten seiner Plug-in-Hybride zu knapp kalkuliert hat. Ende Oktober 2020 musste Land Rover einräumen, die zunächst versprochenen Angaben zu den CO2-Emissionen und zur E-Reichweite bei den Plug-in-Hybrid-Varianten des Evoque und Discovery Sport derzeit nicht erfüllen zu können. Auch hier wurden die Auslieferungen vorübergehend eingestellt.
sueddeutsche.de, bafa.de (PDF, Angaben zur elektrischen Mindestreichweite auf Seite 3)

5 Kommentare

zu „BMW stoppt Auslieferung des Mini Countryman PHEV“
Rachid Ait Bouhou
10.11.2020 um 18:01
Ich fahre einen PHEV der ersten Serie mit < 25 km Reichweite. Normalerweise müsste man das Auto zurückgeben
Dr. Graf van Graaf
11.11.2020 um 09:22
Aber das Marketing ist gut, verkauft sich doch die Mogelpackung.
Bernhard Hagemann
11.11.2020 um 12:09
Einfach nur peinlich
Hans Weis
16.11.2020 um 23:03
Mein bestellter Countryman Hybrid steht seit 4 Wochen beim BMW-Händler. Er ist mit 3 ! Auslieferungsstops belegt. Nicht mal reinsetzen darf Ich mich. Toll, oder ?
Christian Kretschmer
20.11.2020 um 16:56
Wenn es ein Trost ist: Mein Countryman steht seit 8 Wochen beim Händler. :-(Laut Mini sollte das Software Update am 17.11. ausgeliefert werden, hat sich ein bisschen verschoben auf den 18.11. bis 20.11.2020.Ab nächster bzw. übernächster Woche besteht wieder ein bisschen Hoffnung... Allerdings gleichzeitig auch die Angst, dass Mini sich noch einen weiteren Rückruf einfallen lässt.Den Wagen hatte ich Ende Februar bestellt. Dank Corona wurde diese Bestellung storniert, ich musste dann neu bestellen (allerdings das Facelift-Modell).

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