Vier Autokonzerne erfüllen bereits im 1. Halbjahr die CO2-Vorgaben

Auf der Grundlage ihrer Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2020 erfüllen die PSA-Gruppe, Volvo, FCA und die BMW-Gruppe bereits die EU-Ziele für durchschnittliche CO2-Emissionen von Neuwagen, wie eine Analyse von Transport & Environment (T&E) zeigt.

Renault, Nissan, die Toyota-Mazda-Flotte und Ford müssen nur noch zwei Gramm CO2 pro km aufholen, während die Lücke bei Volkswagen (5g), Hyundai-Kia (7g-3g), Daimler (9g) und Jaguar Land Rover (13g) größer ist.

Um die Ziele für das Gesamtjahr noch zu erreichen, sind PHEV und BEV der deutlich größere Hebel als sparsamere Verbrenner. Wie T&E vorrechnet, spart Renault alleine mit den Verkäufen des Zoe im Jahr 2020 rund 15 Gramm CO2 im Flottendurchschnitt und stelle so die Einhaltung der Grenzwerte sicher. Für das erste Halbjahr liegt Renault zwar noch leicht über dem Grenzwert, der von der Innovationsprämie ausgelöste Nachfrageschub dürfte aber im zweiten Halbjahr für genügend E-Verkäufe bei Renault sorgen, um das Ziel zu erreichen.

Andere Hersteller wie etwa Daimler sollten sich aber nicht alleine auf die Innovationsprämie verlassen. T&E erwartet nach eigenen Angaben, „dass Daimler einen Großteil des Abstands aufholen wird, indem das Unternehmen mehr Plug-in-Hybride der E-Klasse, C-Klasse, A-Klasse und GLC-Klasse verkauft, deren Absatz in diesem Jahr stark zugenommen haben“. Die extrem günstigen Leasingangebote beim Smart EQ und dem limitierten Sondermodell des A 250 e, die beide zu einem zwischenzeitlichen Verkaufsstopp geführt haben, könnten ein Vorbote für weitere Rabattaktionen bei den anderen Modellen sein, sollte Daimler in den internen Hochrechnungen seinen Zielwert nicht schaffen – oder mögliche CO2-Strafen werden (dem Image-Schaden zum Trotz) gegen die Kosten der Rabattaktionen aufgerechnet.

VW arbeitet an mehreren Fronten gegen mögliche CO2-Strafen. Wie Ende September bekannt wurde, schließt sich Volkswagen mit SAIC und Ford zu einem CO2-Pool zusammen. Das sogenannte CO2-Pooling ist eine umstrittene Methode, um mit Blick auf den zunehmend strengen, von der EU vorgegebenen CO2-Flottenwert Strafzahlungen zu umgehen. Der bereits formierte CO2-Pool von FCA und Tesla ist das beste Beispiel für diese Praxis: Ohne die Elektroautos von Tesla würde Fiat Chrysler nicht zu den Spitzen-Konzernen in der T&E-Auswertung zählen. Auf der anderen Seite schiebt Volkswagen inzwischen die ersten ID.3-Fahrzeuge in den Markt, noch in 2020 sollen die ersten ID.4 ausgeliefert werden. Und bei den Plug-in-Hybriden laufen derzeit erste Leasing-Aktionen, ein brandneuer Golf 8 eHybrid ist im Gewerbe-Leasing ab 99 Euro pro Monat erhältlich.

Wie sich die Modellpolitik auswirken kann, zeigen der Spitzenreiter PSA und das Schlusslicht Jaguar Land Rover. PSA bringt mit seinen beiden Plattformen CMP und EMP2 derzeit viele Plug-in-Hybride und Batterie-elektrische Autos auf den Markt – vom vollelektrischen Kleinwagen, über E-SUV oder Mittelklasse-SUV mit Allrad-Plug-in-Hybrid. Der zum Tata-Konzern gehörende englische Autobauer hat hingegen mit dem Jaguar I-Pace derzeit nur ein BEV im Angebot, dazu kommen bei Range Rover wenige Plug-in-Hybride. Attraktivere PHEV-Ableger mit größerer Batterie und CCS-Schnellladung kommen erst Anfang 2021 auf den Markt. Bei dem nächsten BEV-Modell, dem Nachfolger des Jaguar XJ, handelt es sich mit einer fünf Meter langen Luxuslimousine wieder um kein Volumenmodell. Kurzfristige Abhilfe ist bei JLR nicht in Sicht – außer mit einem CO2-Pool.

Dazu kommt bei JLR (aber auch Daimler) ein Trend, den T&E als „besorgniserregend“ bezeichnet: Der SUV-Anteil ist im ersten Halbjahr auf 39 Prozent gestiegen. Aber auch der steigende Anteil von Plug-in-Hybriden ist laut T&E kritisch zu sehen – mit Verweis auf die ICCT-Studie zu den realen Verbräuchen der Fahrzeuge. Die Organisation fordert daher, dass die EU „spätestens 2035 als Enddatum für den Verkauf von Verbrennungsmotoren“ festlegt, „und zwar auch für die aktuelle PHEV-Technologie“.

„Wenn wir ehrgeizige aber klare Ziele setzen, schaffen die Autohersteller es diese zu erreichen“, sagt Deutschland-Direktor Stef Cornelis. „Die Anhebung der Abgasnormen im nächsten Jahr ist das Momentum für die Bundesregierung, die Anzahl von Elektroautos auf den Straßen signifikant zu erhöhen und somit die Klimaziele 2030 auch im Verkehrssektor zu erreichen.“ Wie das Werk Zwickau zeige, könne die E-Mobilität auch Milliarden-Investitionen anziehen und Arbeitsplätze schaffen.

Neben dem zweifelhaften Klimanutzen der Plug-in-Hybriden sieht T&E noch ein weiteres Problem: Die „laschen“ Ziele für 2025 und 2030 könnten zu einer „jahrzehntelangen Stagnation bei EV-Verkäufen“ führen und die Dynamik nach 2021 abwürgen. Daher bekräftigt T&E seine Forderung nach einem klaren Enddatum. „Synthetische Kraftstoffe, Gas und nicht nachhaltige Biokraftstoffe sind nur ein interessengetriebenes Ablenkungsmanöver bestimmter Industrien“, so Cornelis. „Investitionssicherheit ist das, was der deutsche Automobilsektor jetzt braucht.“
transportenvironment.org

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