NOW GmbH stellt Flächen-Tool vor

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Die bundeseigene NOW GmbH, die auch die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur betreibt, hat das Flächen-Tool für den Aufbau des Ladenetzes vorgestellt. Zudem sollen auch gewerbliche Ladepunkte auf Firmengeländen künftig gefördert werden.

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In Ergänzung zu dem Standort-Tool, dass den prognostizierten Ladebedarf an einem Standort bis 2030 ermittelt, soll das Flächen-Tool einen Überblick der Liegenschaften in Deutschland bieten, die für den Aufbau von Ladeinfrastruktur potentiell zur Verfügung stehen. Schließlich konkurriert die Ladeinfrastruktur mit anderen Flächen-Nutzungen – etwa dem Wohnungsbau oder Kindertagesstätten in städtischen Gebieten. Das Flächen-Tool soll als digitale Plattform Flächenbesitzer und Investoren es ermöglichen, sich miteinander zu vernetzen und so einen zügigen Aufbau zu unterstützen, wie es die NOW umschreibt.

Das Flächen-Tool ist dabei auf einen Paradigmenwechsel in der deutschen Förderpolitik zurückzuführen: Anstatt wie bisher Ladepunkte zu fördern, die möglichst schnell realisiert werden können (für die an ihrem Standort aber in der Praxis kein Bedarf besteht), soll nun der Bedarf im Vordergrund stehen. „Jetzt müssen wir flächendeckend denken, wo wir wie viele Ladepunkte brauchen“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der Eröffnung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur Anfang Oktober.

Damals gab Scheuer das Ziel aus, dass E-Auto-Fahrer künftig innerhalb von zehn Minuten eine Schnellladesäule erreichen können sollen. Bei einer digitalen Veranstaltung soll Johannes Pallasch, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur bei der NOW, laut dem Portal „Energate“ genau diese ungleiche räumliche Verteilung als „Bottleneck“ beim Ausbau der Ladepunkte bezeichnet haben. Das Flächen-Tool solle deshalb noch in dieser Woche „zur ersten Orientierung“ vorgestellt werden.

Bereits im ersten Entwurf des Masterplans Ladeinfrastruktur wurden 1.000 neue Schnelllade-Standorte als Ziel genannt, seit Sommer ist klar, wie der Bund diese errichten will. Wie Pallasch nun sagte, solle die Ausschreibung „so schnell wie möglich“ starten. Mit der Kombination mehrerer Standorte zu Losen, in der attraktivere und weniger frequentierte Orte im Paket enthalten sind, soll Rosinenpickerei seitens der Betreiber verhindert werden. „Wir brauchen auch die schlechteren Standorte“, so Pallasch. Zudem kann über die Lose verhindert werden, dass sich lokale Monopole ergeben, wenn nur ein Anbieter in einer Region vertreten ist.

Bei der Veranstaltung wiederholte Pallasch zudem seine Aussage von Oktober, wonach vor allem hochwertige und Tankstellen-ähnliche Ladeparks gefördert werden sollen – also mit Dach, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und Toilette. Nicht das billigste, sondern ein gutes Konzept solle belohnt werden. Ebenfalls wichtig: Die Ausschreibungen sollen auch Vorgaben zur Preisgestaltung beinhalten, so soll das Ad-hoc-Laden ohne Vertrag auf dem gleichen Niveau wie mit einem Vertrag möglich sein.

Die derzeitige Förderrichtlinie für den öffentlichen Raum, mit der auch AC-Ladepunkte gefördert werden, soll fortgeführt werden. Allerdings soll das Prozedere geändert werden: Bis 2025 soll in jedem Frühjahr ein Förderaufruf erfolgen, die Mittel (maximal 500 Millionen Euro bis 2025) werden erst auf Antrag nach dem Förderaufruf vergeben. Ab 2021 werden auch Pufferspeicher und mobile Ladeinfrastruktur gefördert. Die Aufrufe sollen mit einem Vorlauf von „mindestens drei Monaten“ angekündigt werden, wie Dominique Sevin, Programm Manager Ladeinfrastruktur bei der NOW, ankündigte. Die zuvor deutlich kürzeren Fristen hätten zuletzt für Unmut gesorgt.

Nach der über die KfW organisierten Förderung für private Wallboxen mit 11 kW soll offenbar bald ein ähnliches Programm für gewerbliche Ladeinfrastruktur folgen. Ab Frühjahr 2021 soll hierfür ein Volumen von 350 Millionen Euro bereit stehen. Im Gegensatz zu der privaten Förderung, bei der für zugelassene Wallbox-Modelle pauschal mit 900 Euro gefördert wird, soll bei den gewerblichen Ladepunkten wohl eine Förderung von bis zu 60 Prozent möglich sein – der Bericht lässt aber offen, ob es dabei um die reinen Anschaffungskosten oder die Gesamtkosten inklusive Installation geht. Zudem sollen für Angebote wie E-Carsharing oder E-Taxis laut Sevin „besondere Quoten in der Diskussion“ sein. Details hierzu gibt es aber nicht.

Update 19.11.2020: Inzwischen ist das Flächen-Tool live. Wer Standorte für den Aufbau von Ladeinfrastruktur sucht, erhält so einen Überblick über potentiell geeignete Flächen und deren Eigenschaften. Bei der Suche lassen sich die Ergebnisse nach verschiedenen Attributen, etwa Postleitzahlen, filtern. Ab Dezember soll es auch möglich sein, direkt über das Flächen-Tool in Kontakt zu treten.

Laut Johannes Pallasch, Sprecher und einer der beiden Leitenden der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, sollen vor allem Kommunen von dem neuen Tool profitieren, da es zu einer gut ausgebauten Infrastruktur verhelfen könne, ohne selbst die Finanzierung leisten zu müssen. „Unser Flächen-Tool unterstützt und beschleunigt den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Deutschland“, sagt Pallasch. „In den kommenden Förderaufrufen kann es ebenso zum Auffinden geeigneter Flächen verwendet werden wie für den Aufbau des geplanten deutschlandweiten Schnellladenetzes mit 1.000 Standorten. Klima- und Umweltschutz fangen auf der lokalen Ebene an.“
energate-messenger.de, flaechentool.de, now-gmbh.de (beide Update)

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