VW: Kooperation mit JAC für Elektro-Kleinwagen?

Zuletzt waren die Gerüchte über einen Elektro-Kleinwagen von Volkswagen für weniger als 20.000 Euro wieder hochgekocht. Laut einem Medienbericht soll VW für den Bau des Elektro-Kleinwagens mit JAC aus China kooperieren. Eine Möglichkeit, die angesichts der Vergangenheit des Projekts nicht überrascht.

Zunächst zu den aktuellen Infos: Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf „aktuelle VW-Pläne“ schreibt, setze der Wolfsburger Konzern auf seinen Joint-Venture-Partner JAC. Mit Unterstützung der Chinesen solle die erste Version des neuen Autos entstehen, deshalb sei eine Fertigung zunächst auch nur in China vorgesehen, wie es in dem Bericht heißt. Ein Export nach Europa sei aber geplant.

Neben dem vermutlich ID.2 genannten Modell solle auch eine zweite Variante für die Seat-Submarke Cupra bei JAC gebaut werden. Womöglich ab 2025 könnte das Duo auch in Europa gebaut werden. Laut dem „Handelsblatt“ sei – unter Berufung auf Konzernkreise – derzeit das Seat-Stammwerk Martorell nahe Barcelona der Favorit. Wohl auch mit staatlicher Unterstützung: Die spanische Regierung bemühe sich intensiv darum, die Kleinwagenfertigung nach Katalonien zu holen – um das Seat-Werk langfristig zu sichern. Aber auch eine Fertigung im Mehr-Marken-Werk im slowakischen Bratislava – heute u.a. VW e-Up, Seat Mii electric und Skoda Citigo iV – sei wegen der niedrigeren Lohnkosten denkbar.

Um die Kosten und damit den möglichen Verkaufspreis auf weniger als die angestrebten 20.000 Euro zu drücken, sollen dem Bericht zufolge LFP-Batterien zum Einsatz kommen. Die Akkus auf Eisenphosphat-Basis sind günstiger, Tesla setzt diese Zellchemie auch beim in China gebauten Model 3 SR+ ein.

Angesichts der Vergangenheit des Projekts überrascht die Beteiligung von JAC kaum – sie war bereits eingeplant. Ursprünglich sollte Seat den MEB-Kleinwagen für den Konzern entwickeln, der Auftrag wurde im März 2019 nach Spanien vergeben. Im Mai 2020 gab es aber Berichte, wonach VW-Chef Herbert Diess Seat die Entwicklung des MEB-Kleinwagens entzogen habe. Simpler Hintergrund: Da Seat seinen Markteintritt in China auf unbestimmte Zeit verschoben hatte, war die bereits damals geplante Zusammenarbeit mit JAC nicht mehr möglich. Folglich hatte Wolfsburg Martorell das Projekt mit dem China-Partner entzogen.

Nun könnte das Projekt über den Umweg über Wolfsburg und China doch wieder bei Seat landen – wenn auch womöglich nur als Produktionspartner, nicht in der Entwicklung. Bestätigt sind die Informationen aus dem Bericht von dem Unternehmen aber nicht.

Das Joint Venture mit JAC ist die jüngste der drei Partnerschaften mit chinesischen OEM. Die Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC (1984) und FAW (1991) bestehen ungleich länger. Mit JAC wurde die Elektroauto-Marke SOL gegründet, die preisgünstige Stromer in China anbieten solle. Mit fast einem Jahr Verspätung kam im September 2019 mit dem E20X das erste SOL-Modell auf den Markt. Das Knowhow für günstigere Elektroautos will VW nun offenbar auch für Europa und die eigene Kernmarke nutzen. Im Mai 2020 kündigte VW an, die Mehrheit an dem Joint Venture mit JAC übernehmen zu wollen.
handelsblatt.com

1 Kommentar

zu „VW: Kooperation mit JAC für Elektro-Kleinwagen?“
Dieter Zeller
01.12.2020 um 09:36
Spannend. Für VW nicht ganz einfach, denn man will ja mit dem also zu erwartenden ID.2 nicht sein aktuelles im Anlauf befindliches Geschäft mit ID.3 „und Kollegen“ gefährden. Wir hatten z. B. 2019 einen ID.3 vorreserviert, haben dies aber im Frühjahr 2020 wieder storniert. Eigentlich ist uns der ID.3 als Stadtwagen, also für unsere geplante Verwendung, auch Tick zu groß. Deshalb warten wir nun gespannt auf den ID.2 2023 herum (wir brauchen das Fahrzeug nicht dringend, das Warten ist also ok). Mag so ungefähr ähnlich bei manchen Interessenten sein, die ihren reinelektrischen Einstieg über einen Stadtwagen vorhaben (oder Zweitwagen oder wie auch immer man das betrachtet).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch