Hohe Resonanz für „Elektro-Dorfautos“ im Hunsrück

Das Projekt Elektro-Dorfauto im Rhein-Hunsrück-Kreis geht in die zweite von drei geplanten Runden. Nachdem das erste Projektjahr gelaufen ist, wechseln die acht Renault Kangoo Maxi Z.E. in diesen Tagen ihre Standorte. Damit kommen weitere acht Hunsrück-Dörfer für ein Jahr in den Genuss des Programms.

Getragen wird das Projekt von der Verwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises und der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Ihr Anliegen ist es, die Praxistauglichkeit von E-Autos erfahrbar zu machen und Carsharing im ländlichen Raum vorzuführen. Dabei stehen den Bürgern die Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung. Der Rhein-Hunsrück-Kreis ist stark ländlich geprägt. In Dreiviertel der 137 Städte und Ortsgemeinden leben weniger als 500 Einwohner.

Nach dem ersten Jahr bescheinigen die Initiatoren den „Elektro-Dorfautos“ eine enorme Resonanz. Rund 350 Einwohner aus den ausgewählten Orten ließen sich als Nutzer registrieren. Sie buchten die E-Autos fast 3.600 mal (durchschnittlich 1,25 Buchungen pro Tag) und legten mehr als 180.000 Kilometer zurück. „Damit liegt die durchschnittliche Nutzung bei weit mehr als dem Doppelten dessen, was Carsharing-Unternehmen als jährliche Laufleistung kalkulieren“, teilen die Initiatoren mit. Die durchschnittlich zurückgelegte Streckenlänge betrug 51 Kilometer.

So viel zur Statistik. Nach einem Jahr hätten bereits einige Ortsgemeinden und auch Bürger signalisiert, das System künftig selbst in die Hand nehmen zu wollen, heißt es. Bei einem Vorbereitungstreffen für die Fahrzeugübergabe berichteten „Kümmerer“ übereinstimmend von entsprechenden Anfragen. Diesen „Kümmerern“ kommt eine zentrale Rolle beim kreisweiten Dorfauto-Projekt zu. „Sie weisen die Nutzer in Buchungssystem und Fahrzeug-Bedienung ein, sorgen dafür, dass es mit dem Aufladen klappt und die Regeln eingehalten werden. All das leisten sie ehrenamtlich“, so die Partner. Auch an den neuen Standorten werden „Kümmerer“ das Projekt stützen.

„Die Elektromobilität gehört aufs Land!“, betont Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle. Denn anders als in Ballungsräumen sei auf der Hunsrück-Fläche eine bedarfsgerechte ÖPNV-Versorgung nicht zu gewährleisten. Zudem sei man eine klassische Pendler-Region. Auf 103.000 Einwohner kommen im Kreis rund 70.000 private Fahrzeuge. In den Augen von Uhle wird für eine nachhaltige Verkehrswende neben der Abkehr von fossilen Kraftstoffen und Verbrennungsmotoren auch ein anderes Verhältnis zum Eigentum am Auto notwendig sein. Carsharing gilt bislang im ländlichen Raum als kaum zu verwirklichen.

Das „Elektro-Dorfauto“-Projekt legt nahe: Als Teil der Daseinsvorsorge, also getragen von kommunalen Körperschaften, erscheinen Carsharing-Modelle auf dem Land durchaus umsetzbar. Um die 7.000 Euro pro Jahr kostet jedes der Elektroautos an Leasingrate, Software und 24-Stunden-Hotline – „für viele Gemeinden durchaus aufzubringen“, so das Zwischenfazit nach dem ersten Jahr.

Der Kreis selbst lässt sich das Projekt rund 120.000 Euro kosten. Damit sind die ersten beiden Jahre komplett abgedeckt, die Verbandsgemeinden und die Stadt Boppard kommen gemeinsam für das dritte Projektjahr auf. Die Installationskosten für Ladepunkte tragen die beteiligten Gemeinden selbst.

Aus der gesamten Bundesrepublik sind inzwischen Anfragen zu den Elektro-Dorfautos in Simmern eingegangen. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich unser Dorfauto-Konzept innerhalb der Bürgerschaft so großer Beliebtheit erfreut“, sagt Landrat Marlon Bröhr. „Deshalb bin ich auch zuversichtlich, dass wir zeitnah einige Gemeinden gewinnen können, die die Idee auf eigene Rechnung nachahmen.“

Ähnliche Initiativen gibt es übrigens auch in anderen Teilen Europas: Vor rund einem Jahr hat etwa Hyundai unter dem Label VIVe einen ländlichen E-Carsharing-Service für Spanien vorgestellt. Nach dem Erfolg des Pilotprojekts in dem Dorf Campisábalos wird das Angebot nun landesweit ausgerollt. Antragsberechtigt sind dabei nur Orte mit unter 10.000 Einwohnern.
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