ChargeUp Europe fordert EU-Verordnung für Ladeinfrastruktur

In einem offenen Brief an die EU-Kommission hat ChargeUp Europe, ein Verband europäischer Ladeinfrastruktur-Anbieter, eine „neue eigenständige Verordnung für die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“ gefordert. Diese soll von den bestehenden Vorschriften für alternative Kraftstoffe (AFID) abgetrennt werden.

Die derzeitigen nationalen Ansätze würden eine „große Bedrohung für den Ausbau der Infrastruktur“ darstellen. Ohne eine solche „Electric Vehicle Charging Infrastructure Regulation“ (CIR) würde das Risiko „eines Verlusts Dynamik im Kampf gegen den Klimawandel“ steigen, so ChargeUp Europe. Zudem wird bemängelt, dass die Richtlinie über die Infrastruktur alternativer Kraftstoffe (AFID) von den EU-Staaten nur unzureichend umgesetzt wurde. Die neue Verordnung solle sich aus der bevorstehenden Überprüfung der AFID ergeben, so ChargeUp Europe.

Der Brief ist an Frans Timmermans, Executive Vice-President für den European Green Deal, die Transport-Kommissarin Adina Valean, Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton und Energie-Kommissarin Kadri Simson adressiert, richtet sich laut der Mitteilung von ChargeUp Europe aber auch an die EU-Staats und Regierungschefs. Die in dem Lobby-Verband organisierten Unternehmen fürchten, dass „ein Flickenteppich nationaler Vorschriften, mangelnde Interoperabilität der technischen Anforderungen und inkohärente politische Planungsmodelle“ die Einführung von Elektroautos verlangsamen könnte – nachdem diese in 2020 gerade Fahrt aufgenommen hatten.

„Investoren brauchen Sicherheit, und Fahrer müssen in der Lage sein, überall in Europa mit Zuversicht zu reisen“, sagt Christopher Burghardt, Präsident von ChargeUp Europe und Managing Director bei ChargePoint. „Ein Binnenmarkt für Investitionen in die EV-Infrastruktur gibt es heute einfach nicht mehr. Es ist klar, dass wir auf EU-Ebene einen stärkeren kohärenteren Ansatz brauchen.“

Wie der Verband fordert, solle die neue Verordnung „den Kern eines speziellen europäischen Governance-Regimes für die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge bilden“. Dazu sollen Regeln für die Erhebung von Gebühren zählen, eine klare Methodik für Roll-out-Pläne und wie Finanzierungsprogramme der Mitgliedstaaten auf EU-Ebene beaufsichtigt werden können.

Die geforderte Abtrennung von der AFID begründet ChargeUp Europe damit, dass das Laden von Elektrofahrzeugen ein grundlegend anderes Modell als die von der AFID abgedeckten Bereiche sei. Die EV-Ladebranche sei eine neue und schnell wachsende Branche, die sich an der Schnittstelle zwischen Energie-, Digital- und Automobilbranche befinde – entsprechend müssten bei der Festlegung von „angemessenen Marktregeln und -vorschriften“ die Entwicklungen in all diesen Bereichen – auch mit dem Stromnetz – berücksichtigt werden. „Es macht wenig Sinn, die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge mit anderen alternativen Kraftstoffen zu bündeln“, sagt Burghardt. „Wir brauchen einen speziellen Ansatz für die Elektromobilität, der die Besonderheiten unseres Sektors berücksichtigt.“

In den vergangenen Monaten haben einige europäische Länder nicht nur ein Verbrenner-Aus beschlossen, sondern auch massive nationale Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Ein hierzulande wichtiges Beispiel sind die 1.000 „Bundes-Ladeparks“, die in den kommenden Jahren auf Basis des kürzlich verabschiedeten Schnellladegesetzes entstehen sollen.

ChargeUp Europe wurde im April 2020 als „informelles Bündnis“ von den Ladeinfrastruktur-Unternehmen Allego, ChargePoint und EVBox gegründet. Inzwischen ist aus der Lobbyorganisation ein Industrieverband geworden, der auf 13 Mitglieder angewachsen ist. Prominente Mitglieder sind unter anderem der französische Energieriese Total, der niederländische Schnelllade-Anbieter Fastned, der österreichische eMobility-Spezialist has·to·be oder der Dortmunder Ladesäulen-Hersteller Compleo.
chargeupeurope.eu (Offener Brief als PDF)

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