VW, Daimler und Co. für nachhaltigen Lithium-Abbau in Chile

Volkswagen, Daimler, BASF und Fairphone haben eine Partnerschaft für nachhaltigen Lithium-Abbau in Chile initiiert. Die von den Quartett finanzierte „Responsible Lithium Partnership“ soll sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen – darunter Lithium – im chilenischen Salar de Atacama einsetzen.

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Die vier genannten Initiatoren – drei mit Sitz in Deutschland, eins mit Sitz in den Niederlanden – haben die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) damit beauftragt, die Partnerschaft zu koordinieren und eine sogenannte Multi-Stakeholder-Plattform ins Leben zu rufen, die alle relevanten Akteure im Salar-Wassereinzugsgebiet umfasst – von zivilgesellschaftlichen Gruppen, einschließlich indigener Gemeinschaften, über staatliche Institutionen bis hin zu Bergbauunternehmen. „In den heutigen stark vernetzten Wertschöpfungsketten basiert verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln nicht nur auf der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, sondern auch auf einem konstruktiven Engagement mit Regierungen und der Zivilgesellschaft“, erläutern die vier Partner den Ansatz.

Laut Volkswagen hat die „Responsible Lithium Partnership“ im Frühjahr 2021 begonnen und eine geplante Dauer von zweieinhalb Jahren. Sie fördere weder die Lithiumbeschaffung noch den Ein- bzw. Verkauf von mineralischen Rohstoffen. Vielmehr solle die oben genannte Plattform dazu beitragen, ein gemeinsames Verständnis des Status quo zu erreichen und gemeinsam eine Vision für die Zukunft der Wassereinzugsgebiete des Salar de Atacama zu entwickeln. Darüber hinaus soll laut den Wolfsburgern ein gemeinsamer Aktionsplan zur Verbesserung des langfristigen Managements natürlicher Ressourcen entwickelt und in ersten Schritten umgesetzt werden. Ein weiteres Ziel sei es, verfügbare technische Daten zusammenzutragen, zu überprüfen, sie gegebenenfalls zu verbessern und ihre Zugänglichkeit zu erhöhen.

Hintergrund der Initiative ist die Tatsache, dass der Aufschwung der Elektromobilität und die Digitalisierung in den kommenden Jahren unweigerlich zu einem steigenden Lithium-Bedarf in der Batterieproduktion führen werden. Die weltweit größten Lithium-Reserven und ein wichtiger Teil der derzeitigen Produktion befinden sich im Salzsee Salar de Atacama.

„Die Region ist ein empfindliches Ökosystem. Es fehlt vor Ort zudem an einem gesellschaftlichen Konsens über die Auswirkungen und Risiken des Lithium-Abbaus und anderer wirtschaftlicher Aktivitäten. Potenzielle Risiken aus der Sole- und Wassernutzung könnten das Ökosystem und die Lebensgrundlagen bedrohen. Um diese möglichen Risiken effektiv zu mindern, bedarf es einer Zusammenarbeit verschiedener Partner“, führt Volkswagen in seiner Mitteilung aus. Zusammen mit den drei mitfinanzierenden Partnern sei man sich seiner Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette bewusst, einschließlich ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht bei der Rohstoffbeschaffung und Produktion.

Zu den Konzernen, die am Salzsee Salar de Atacama Lithium abbauen, gehört das einheimische Unternehmen SQM (Sociedad Química und Minera de Chile), das erst kürzlich eine langfristige Vereinbarung zur Lieferung von Lithiumprodukten mit LG Energy Solution geschlossen hat. Auch der US-Spezialchemiekonzern Albemarle und andere fördern am Salar de Atacama Lithium. Daneben gibt es weitere Salzseen im Länderdreieck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile, die zusammen mit Salar de Atacama über ungefähr die Hälfte der globalen Lithiumvorkommen verfügen sollen.

Update 24.02.2022: Die BMW Group ist der „Responsible Lithium Partnership“ beigetreten. Diese wurde 2021 von Volkswagen, Daimler, BASF und Fairphone für einen nachhaltigen Lithium-Abbau in Chile initiiert. Auch nach der Aufspaltung der Daimler AG in Daimler Truck und die Mercedes-Benz Group sind beide Teile weiterhin Mitglied der Allianz, BMW ist also das sechste Unternehmen.

Wie die Münchner mitteilen, bringe man wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Lithium-Abbaus auf die Wasservorkommen in der Salar de Atacama in die Allianz ein. Gemeinsam mit BASF hatte die BMW Group 2020 eine Studie zur Untersuchung des Einflusses des Lithium-Abbaus auf die lokalen Wasserhaushalte in Lateinamerika in Auftrag gegeben.

Ziel der Studie ist es, die Wechselwirkungen zwischen den Süßwasser- und den Lithium-Sole-Schichten wissenschaftlich besser zu verstehen, verschiedene Technologien zu bewerten und damit eine Kompetenz zur Beurteilung eines nachhaltigen Lithiumabbaus zu erreichen. Die Studie biete eine „wissenschaftliche Grundlage für zukünftige Entscheidungen zum Bezug von Lithium“, so BMW.
volkswagen-newsroom.com, bmwgroup.com (Update)

2 Kommentare

zu „VW, Daimler und Co. für nachhaltigen Lithium-Abbau in Chile“
John
10.06.2021 um 11:22
„Responsible Lithium Partnership“ im Frühjahr 2021 begonnen und eine geplante Dauer von zweieinhalb Jahren... Ich hätte erwartet dass solch eine Initiative parallel zum Ausbau der Produktionskapazität erfolgt. In zwei Jahren ist den Beteiligten doch noch nicht klar was dieser Ausbau wirklich für sie bedeutet?
Hans Herbert
12.06.2021 um 09:33
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man Lithium aus Meerwasser herstellen kann. Das ist bei Membrantechnik ohne Nachteile für das Meerwasser möglich. Ob nach Ablauf dieser Zeit weiterhin Lithium-Batterien benötigt werden, ist demgegenüber eine andere Frage.

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