Peugeot stellt Hybrid-Rennwagen für Le-Mans-Rückkehr vor

Der französische Autobauer hat das Peugeot 9X8 Hypercar vorgestellt. Mit dem Hybrid-Rennwagen wollen die Franzosen ab 2022 bei den 24 Stunden von Le Mans und in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC antreten.

Peugeot war zuletzt zwischen 2007 und 2011 in Le Mans angetreten, damals noch mit einem Diesel-Rennwagen namens 908 – worauf der Nachfolger 9X8 anspielt, ergänzt um den Hinweis auf den Allrad-Antrieb. Eine für 2012 bereits entwickelte Hybrid-Version des 908 ist übrigens nie ein Rennen gefahren – Peugeot hatte trotz des fertigen Autos aus Kostengründen das Le-Mans-Programm eingestellt.

Der französische Hersteller hat sich bei der Rückkehr für ein sogenanntes Le Mans Hypercar (LMH) entschieden, die Nachfolge-Kategorie der LMP1-Fahrzeuge. Alternativ wäre auch die Teilnahme mit einem sogenannten LMDh-Prototypen möglich gewesen. Hierbei handelt es sich um das technische Reglement der Top-Kategorie in der nordamerikanischen IMSA-Rennserie – das „D“ steht hier für die 24 Stunden von Daytona. Mit diesen Fahrzeugen ist die Teilnahme sowohl in Le Mans als auch Daytona möglich – Audi und Porsche haben sich für diesen Weg entschieden, sie wollen ab 2023 an den Start gehen. Eine Sonderrolle nimmt BMW ein: Die Münchner haben zwar die Entwicklung eines LMDh-Rennwagens angekündigt, aber bisher nur für Nordamerika – ein Start in Le Mans ist nicht bestätigt.

Gemeinsamkeiten gibt es etwa beim für Autobauer vorgeschriebenen Hybrid-Antrieb. „Das neue Le-Mans-Hypercar-Reglement wurde erarbeitet, um die Bedeutung konventioneller leistungssteigernder Systeme zu reduzieren“, erklärt Olivier Jansonne, Technical Director des WEC-Programms bei Peugeot. Die komplexen Hybrid-Systeme der LMP1 genannten Vorgänger-Kategorie sollten vereinfacht werden.

Während es die LMP1-Rennwagen mit Elektromotoren am Turbolader, der Hinterachse und der Vorderachse kurzzeitig auf über 1.000 PS brachten, ist die Antriebsleistung der LMW-Rennwagen bei 500 kW oder 680 PS gedeckelt. Der von Peugeot entwickelte 2,6-Liter-V6 mit zwei Turboladern leistet genau jene 500 kW. Soll heißen: Wenn der 200 kW starke Elektromotor an der Vorderachse arbeitet, muss die Leistung des Verbrenners entsprechend reduziert werden – damit das Auto zu keinem Zeitpunkt mehr als 500 kW abgibt.

Gespeichert wird die elektrische Energie in einer 900-Volt-Batterie, die gemeinsam von Peugeot Sport und der Total-Tochter Saft entwickelt wurde – Saft ist auch Partner bei den Batterie-Fabriken von Stellantis für Straßen-Pkw.

Bei den Langstrecken-Rennen steht auch die Effizienz des Antriebs im Fokus – ist das Auto sparsamer, muss es seltener zum Nachtanken. „Unser Ziel im Hinblick auf den Energiebedarf ist die absolute Zuverlässigkeit und Kontrolle“, erklärt Jean-Marc Finot, Motorsport-Direktor von Stellantis. „Le Mans ist zu einem 24-Stunden-Sprintrennen geworden, das durch die Anzahl der Boxenstopps gewonnen oder verloren werden kann. Die außergewöhnliche Energieeffizienz der neuen Hypercars ist ein Vorbote dessen, was wir in Kürze in der Welt der Serienautos sehen werden.“

Die Unterschiede zwischen LMH und LMDh: Während ein LMDh-Rennwagen günstiger ist (es wird zum Beispiel ein Chassis eines Zulieferers eingesetzt), haben die Entwickler bei den Hypercars mehr Freiheiten. Oder wie es Peugeot in der Mitteilung ausdrückt: „Die größere Flexibilität, die das neue technische Reglement des Sports in Bezug auf die Aerodynamik zulässt, erlaubt radikales neues Denken, das die Entstehung innovativer Fahrzeuge begünstigt und den Designteams die Möglichkeit gibt, einen noch größeren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.“

Ein Ergebnis: Der 9X8 kommt ohne klassischen Heckflügel aus. „Das Reglement schreibt vor, dass nur eine verstellbare aerodynamische Vorrichtung erlaubt ist, ohne den Heckflügel zu spezifizieren“, sagt Jansonne. „Unsere Berechnungen und Simulationen ergaben, dass eine hohe Leistung effektiv auch ohne einen solchen möglich ist.“

Von den bekannten Autobauern hat Toyota ebenfalls ein Hypercar entwickelt – im Gegensatz zu Peugeot ist der Toyota TS050 Hybrid schon seit dieser Saison im Einsatz. In dieser Saison tritt der Toyota-Hybrid nur gegen Hypercars von den Privatteams ByKolles und Glickenhaus an, die aus Kostengründen auf einen Hybrid-Antrieb verzichten dürfen. 2022 kommt dann das Hypercar 9X8 von Peugeot hinzu, 2023 dann die LMDh-Rennwagen von Porsche, Audi und womöglich BMW. Ebenfalls 2023 will Ferrari mit einem Hypercar antreten. Details zu dem Le-Mans-Ferrari sind aber noch nicht bekannt.
motorsport-magazin.com, peugeot.com

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