Daimler: Farasis-Batterien aus Sachsen-Anhalt erst ab 2024?

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Der Start der Produktion von Batteriezellen des Daimler-Partners Farasis Energy in Sachsen-Anhalt wird sich laut einem Medienbericht um zweieinhalb Jahre von April 2022 auf Oktober 2024 verschieben. Hintergrund sei, dass Farasis gerade alle Kräfte bündelt, um seine bestehenden Fabriken in China störungsfrei in Gang zu bringen.

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Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Branchenkreise. Gegenüber der Zeitung bestätigte das Unternehmen die Information: „Wir haben uns entschieden, den Hochlauf der Produktion in unserem Leitwerk in Zhenjiang zu priorisieren“, sagt Sebastian Wolf, Regional President Europe bei Farasis. „In diesem Zusammenhang passen wir die Terminplanung für die Lokalisierung in Europa an.“

Für die erste Bauphase in dem Europa-Werk in Bitterfeld-Wolfen fehlen immer noch die formalen Genehmigungen, obwohl laut den ursprünglichen Planungen die erste Phase abgeschlossen sein sollte. Für Daimler soll sich daraus aber keine Lieferverzögerung bei den zugesagten Zell-Volumina ergeben: Bis 2024 werde Farasis die Zellen für die Mercedes-Elektroautos aus Zhenjiang liefern, so der Bericht.

Farasis-Manager Wolf bezeichnet den Ramp-up als „komplexe Optimierungsaufgabe“. „Der Hochlauf einer Massenfertigung bindet Kapital und Managementkapazitäten“, so Wolf. Wenn die Produktion in China stabilisiert sei, solle im Anschluss „ein funktionsfähiges Fertigungskonzept nach Europa transferiert werden“.

Allerdings: Europa muss hier nicht zwingend Bitterfeld-Wolfen heißen. Farasis plant laut Wolf zwar noch, eine neue Zellgeneration in Europa zu fertigen. „Gleichzeitig bewerten wir gerade verschiedene Optionen für Standorte, an denen wir Zellen in Europa produzieren können“, zitiert das „Handelsblatt“ den Manager. In etwa sechs Wochen soll eine Entscheidung fallen – die Fabrik in Sachsen-Anhalt könnte also theoretisch gestrichen werden, bevor sie gebaut ist.

Gemäß den 2019 angekündigten Plänen sollen in dem Werk Pouch-Zellen gefertigt werden und bis zu 2.000 Arbeitsplätze entstehen. Das Gelände hat Farasis Energy bereits erworben, auch Bauanträge vorbereitet. Diese vorbereitenden Arbeiten seien laut Wolf „Fakten, die für Bitterfeld sprechen“ – eine Garantie, dass das Werk gebaut wird, wollte er aber nicht geben.

Daimler hatte sich 2020 an Farasis beteiligt und eine strategische Partnerschaft vereinbart. Im Februar 2021 gab es Berichte, wonach es Probleme in der Kooperation gebe. Zum einen wurden die Verzögerungen in Bitterfeld genannt, welche die beschleunigten E-Pläne von Mercedes „empfindlich treffen“ würden. Zum anderen seien die ersten Zellmuster „katastrophal“ gewesen. Sowohl Daimler als auch Farasis hatten den Bericht seinerzeit vehement dementiert und betont, dass die Versorgung sichergestellt sei.

Bekannt ist, dass Farasis neben Bitterfeld-Wolfen auch in der Türkei ein Werk plant. Von dort aus soll unter anderem der türkische Hersteller Togg beliefert werden. Die Produktion dort soll 2022 beginnen.

Update 14.09.2021: Der geplante Bau der Batteriezellen-Fabrik des Daimler-Partners Farasis Energy in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) scheint weiter ungewiss. Der „MDR“ hatte berichtet, dass ein „Großkunde“ die Zusammenarbeit aufgekündigt haben soll. Dabei soll es sich dem Vernehmen nach um Daimler gehandelt haben. Farasis widerspricht diesen Informationen, auch der Artikel des „MDR“ ist inzwischen online nicht mehr aufrufbar.

Man könne versichern, „dass die strategische Partnerschaft zwischen Daimler und Farasis Energy unverändert besteht“, heißt es in einem Statement, das electrive.net vorliegt. „Fakt ist, dass der Automobilkonzern seit 2020 nach wie vor mit 3 Prozent Anteilen an Farasis Energy beteiligt ist. Am 23.7.2021 wurde zudem Daimler-Vorstandsmitglied Markus Schäfer in den Aufsichtsrat von Farasis berufen. Diesen Posten hätte Herr Schäfer nicht angetreten, wenn die Partnerschaft in irgendeiner Form in Frage stünde“, so Farasis. Die Aussage, dass Daimler bzw. „ein Großkunde“ die Partnerschaft gekündigt habe, sei daher „falsch und unwahr“.

Farasis räumt in dem Statement jedoch „Verschiebungen in den Prioritäten und Timings, von denen auch der geplante Standort in Bitterfeld betroffen ist“ ein. Die Strategie für Bitterfeld werde man „zu gegebener Zeit“ bekannt geben. Als Begründung für die Verzögerung werden „turbulente Entwicklungen auf diesem Markt“ und „große europäische Projekte“ angeführt. „Und da unsere Manpower begrenzt ist, müssen wir Prioritäten setzen“, teilt Farasis mit.

Bestätigt wird hingegen der Weggang von Europachef Sebastian Wolf. Wolf habe sich entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen. „Dafür haben wir Verständnis und danken ihm für seinen Einsatz für Farasis Energy“, heißt es in der Stellungnahme. Die Personalie habe „ keinerlei Auswirkung auf die Geschäftsstrategie von Farasis Energy“. Die interimistische Leitung von Farasis Energy Europe liegt bei Stefan Bergold, Head of Business Development EU & US und André Gronke, Head of Global Engineering.

Update 15.09.2021: Kurz nachdem sein Abgang bei Farasis Energy bekannt wurde, gibt es einen Bericht über einen neuen Arbeitgeber für Sebastian Wolf – Farasis hatte wie oben erwähnt bestätigt, dass der Europachef eine neue Herausforderung angenommen habe. Wie das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt, soll es sich dabei um Volkswagen handeln. Dort soll der Zell-Experte Wolf demnach für den Aufbau der europäischen Zellwerke zuständig sein.

Volkswagen hat bekanntlich angekündigt, in Europa bis 2030 sechs Gigafactories mit jeweils 40 GWh aufbauen zu wollen. Die erste dieser Fabriken wird von Northvolt in Schweden gebaut, die zweite gemeinsam mit Gotion High-Tech in Salzgitter. Das „Manager Magazin“ zitiert nun Insider, wonach Wolf sich „als eine Art operativer Chef um die Herstellung der Zellen kümmern“ solle. Bestätigt seitens Volkswagen ist die Personalie aber nicht.
handelsblatt.com, mdr.de (Update I, Artikel inzwischen offline), Stellungnahme per E-Mail (Update I), manager-magazin.de (Update II)

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