Verkehrsministerium schließt Bestandsaufnahme für Lkw-Ladeinfrastruktur ab

Das Bundesverkehrsministerium, die NOW und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur haben eine Bestandsaufnahme für den Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge im Fernverkehr erstellt. Die zuständige Task-Force hat dabei über 30 verschiedene Themen identifiziert.

Die Arbeitsgruppen der Task-Force „Backcasting – Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge“ haben dabei Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsvorläufe, aber auch mögliche kritische Pfade und Umsetzungshemmnisse diskutiert, wie die NOW mitteilt. Ausgangspunkt der Task-Force war die Identifizierung von offenen Fragen und Aufgaben, die beim Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur an Autobahnen adressiert werden müssen.

Ziel der Task-Force war es, den Aufbau der notwendigen öffentlichen Ladeinfrastruktur für emissionsfreie E-Lkw im Fernverkehr „vorzudenken“. In mehreren Workshops haben dabei rund 80 Vertreterinnen und Vertreter aus insgesamt 40 Organisationen und Unternehmen die Aufgaben in acht Themenfelder unterteilt und für jedes Themenfeld die wichtigsten offenen Fragen benannt.

Als zentrale Herausforderungen wurden dabei unter anderem die Flächenknappheit für Abstell- und Lademöglichkeiten für Lkw an Autobahnen, die Entwicklung von Ausbauszenarien für ein (initiales) Ladeinfrastrukturnetz sowie von Musterlayouts für unterschiedliche Standorttypen, der zusätzliche Strombedarf und die damit verbundene Netzplanung festgelegt. Auch die Beschleunigung und Vereinheitlichung von Genehmigungsprozessen, eine gute Datengrundlage – u.a.  belastbare Zahlen zum Markthochlauf der Fahrzeuge – für die Bedarfsplanung, die rechtzeitige Standardisierung von Lade- und Fahrzeugtechnik sowie das Sicherstellen einer hohen Verlässlichkeit bei der Verfügbarkeit von Ladeplätzen und -leistungen zählt zu den acht Themenfeldern.

Sprich: Schon heute sind die Lkw-Stellplätze an Raststätten knapp – hier einige Stellplätze für E-Lkw freizuhalten, wird schwer möglich sein. Um zusätzliche Stellflächen zu gewinnen, müssen Raststätten umgebaut oder neu gebaut werden – oder Projekte an Autohöfen oder anderen autobahnnahen Flächen entwickelt werden. Dazu kommt, dass der zusätzliche Strombedarf zum einem im Netzanschluss der Raststätte, aber auch im lokalen Netz eingeplant werden muss – was heute noch nicht der Fall ist.

Weitere Punkte, welche auf der Projekt-Website angeführt werden, betreffen das Laden selbst. Nur statt der Verteilung zwischen AC und DC wie beim E-Auto wird bei den E-Lkw zwischen derzeitigem CCS-Laden und dem kommenden Megawatt-Standard (MCS) unterschieden. Hier sei noch das „Verhältnis von Übernacht- (CCS) und Spontanladen (MCS) im Fernverkehr sowie die Verteilung von öffentlichen Laden und Depotladen“ zu klären. Zudem mahnt die Task-Force, den MCS-Standard zügig festzulegen. „Es ist offen, ob der MCS-Normungs- bzw. Standardisierungsprozess zuverlässig bis Ende 2024 final abgeschlossen wird“, heißt es auf der Projekt-Seite. „Ohne fixierte technische Anforderungen kann der Aufbau von MCS-Schnelladeinfrastruktur nicht gefördert werden.“

Die NOW gibt sich dennoch zuversichtlich. „Mit dem gewonnenen Überblick über die konkret zu bewältigenden Aufgaben, ist der Grundstein für den Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere, Batterie-elektrische Nutzfahrzeuge im Fernverkehr gelegt“, sagt Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer der NOW GmbH. „Die Herausforderungen beim Aufbau von Lkw-Ladeinfrastruktur sind groß, doch das Dekarbonisierungspotenzial in diesem Sektor ist es ebenso.“ Den nun gestarteten Prozess im Rahmen des Gesamtkonzeptes klimafreundliche Nutzfahrzeuge des BMDV werde die NOW mit der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur „engagiert weiter vorantreiben“.

Johannes Pallasch, Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, ergänzt: „Ein schneller Aufbau von Ladeinfrastruktur für Lkw ist nötig, um die bereits von den Herstellern angekündigten Fahrzeuge versorgen zu können. Der Input direkt aus der Praxis war sehr wertvoll für die Erarbeitung der offenen Fragen.“
now-gmbh.de (Mitteilung), klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de (Projekt-Seite)

0 Kommentare

zu „Verkehrsministerium schließt Bestandsaufnahme für Lkw-Ladeinfrastruktur ab“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch