Tesla startet mit Rekordgewinn ins Jahr 2022

Bild: Tesla

Tesla hat seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2022 vorgelegt. Dabei hat der US-Autobauer einen Überschuss von 3,32 Milliarden Euro erzielt. Der Produktionsstopp in der wichtigen Giga Shanghai zum Ende des Quartals hat ein noch besseres Ergebnis verhindert, dürfte seine volle Wirkung aber erst im Q2 entfalten.

Zwischen Anfang Januar und Ende März konnte Tesla insgesamt 18,76 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaften, davon stammen 16,86 Milliarden Dollar aus der Automobilsparte. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2021 lag der Umsatz bei 10,39 Milliarden Dollar, im Schlussquartal 2021 waren es bereits 17,72 Milliarden Dollar.

Beim Gewinn kann Tesla im Q1 2022 nahtlos an die Entwicklung des vergangenen Jahres anknüpfen: Jedes Quartal brachte einen neuen Rekordgewinn. Im Q1 2021 bedeuteten noch 438 Millionen Dollar einen neuen Rekord, im Q4 waren es bereits 2,32 Milliarden Dollar. Mit den eingangs erwähnten 3,32 Milliarden Dollar GAAP-Überschuss hat Tesla im Auftaktquartal den bisherigen Rekord nicht nur leicht, sondern um eine ganze Milliarde Dollar übertroffen.

Allerdings hat zu dem Gewinn nicht nur das besser laufende Geschäft beigetragen: Mit 679 Millionen Dollar hat Tesla im ersten Quartal so viele Einnahmen auf dem Verkauf von CO2-Zertifikaten (regulatory credits) in der Bilanz wie in keinem Quartal des Vorjahres. Im Vergleich zum Q4 hat sich der Betrag mehr als verdoppelt. Aber: Auch ohne die 679 Millionen Dollar hätte Tesla einen neuen Rekordgewinn erzielt.

Die operative Marge gibt das Unternehmen in dem Quartalsbericht mit 19,2 Prozent an. Auch hier ist die Entwicklung enorm: Im Auftaktquartal 2021 waren es nur 5,7 Prozent, im Q4 bereits 14,7 Prozent. Tesla betont zudem, dass die ausstehenden Rückgriffsschulden zum Quartalsende bei weniger als 0,1 Milliarden Dollar lagen. „Das öffentliche Interesse an einer nachhaltigen Zukunft nimmt weiter zu, und wir konzentrieren uns weiterhin darauf, so schnell wie möglich zu wachsen“, so Tesla.

Produktionsstopp in Shanghai kostet neuen Fertigungsrekord

Die Auslieferungszahlen für das Quartal sind seit einigen Wochen bekannt: Von Januar bis März hat Tesla weltweit 310.048 Elektroautos ausgeliefert, was ebenfalls ein neuer Rekord war. Dieser Wert ist durchaus bemerkenswert, da das erste Quartal in der Regel schwächer ist. Gründe hierfür sind der meist starke Schlussspurt zum Jahresende, die Feiertage um das chinesische Neujahrsfest und in diesem Jahr der russische Angriffskrieg in der Ukraine mit weltweiten Folgen für Wirtschaft und Lieferketten.

Die Produktion sank mit 305.407 Fahrzeugen aber minimal – unter anderem wegen der Ausfalltage in der wichtigen Giga Shanghai. Dort standen im März an insgesamt sechs Tagen die Bänder still – was grob hochgerechnet bis zu 12.000 Autos entspricht, die nicht gebaut werden konnten. Aber auch die in Fremont gebauten Model S und Model X blieben unter dem möglichen Pensum: Die Produktionskapazität liegt bei 100.000 Fahrzeugen im Jahr oder 25.000 im Quartal. Gebaut hat Tesla im Q1 aber nur 14.218 Model S/X.

Der große Dämpfer wird sich aber erst im zweiten Quartal bemerkbar machen. Erst in dieser Woche konnte Tesla im Rahmen eines „Closed Loop Managements“ die Fertigung wieder aufnehmen – aber nur mit einer statt zwei Schichten. Auch wenn die Fertigung auf geringerem Niveau wieder läuft, wird Tesla selbst mit den neu eröffneten Gigafactories in Grünheide und Austin die Ausfälle von Shanghai kompensieren können – zumal Berichten zufolge in Grünheide derzeit nur 350 Fahrzeuge pro Woche gebaut werden.

Das Unternehmen gibt in der Investoren-Mitteilung an, dass die Erweiterung der Produktionskapazität „ein Kernelement unserer Entscheidungsfindung“ sei. Die kurz vor Quartalsende eröffnete Giga Berlin habe „unwesentliche Auswirkungen auf den Rohertrag im ersten Quartal“ gehabt, die Anfang April eröffnete Giga Texas fällt bereits ins zweite Quartal. Dennoch wird aus beiden Werken potenziell mehr kommen – genaue Zahlen nennt Tesla im Quartalsbericht aber noch nicht, beide Fabriken werden als „Early ramp“ bezeichnet. In Kalifornien bleibt es bei bis zu 100.000 Model S/X und 500.000 Model 3/Y, dazu kommen die potenziell 450.000+ Fahrzeuge aus Shanghai.

Gleichzeitig unternimmt Tesla nach eigenen Angaben „erhebliche Anstrengungen“, um die eigene Zellfertigung, Rohstoffbeschaffung und Lieferantendiversifizierung voranzutrieben. „Die Herausforderungen rund um die Lieferkette sind nach wie vor hartnäckig“, heißt es in der Mitteilung. „Jüngste Covid-Ausbrüche haben unsere Lieferkette und unseren Fabrikbetrieb belastet. Darüber hinaus sind die Preise einiger Rohstoffe in den letzten Monaten um ein Vielfaches gestiegen. Die inflationären Auswirkungen auf unsere Kostenstruktur haben zu Anpassungen unserer Produktpreise beigetragen, obwohl wir uns weiterhin darauf konzentrieren, unsere Herstellungskosten nach Möglichkeit zu senken.“

Grünheide und Austin werden Model Y mit 4680- und 2170-Zellen parallel bauen

Interessant in diesem Zusammenhang: Die Giga Texas wird langfristig nicht nur das Model Y mit 4680-Zellen und dem strukturellen Batteriepack bauen, wie es zum Produktionsanlauf der Fall ist. Im Laufe des Jahres sollen aus Austin auch Model Y mit dem herkömmlichen Batteriepack aus 2170-Zellen kommen – um welche Varianten es sich dabei handelt, gibt Tesla aber nicht an. Damit geht Tesla in Texas den umgekehrten Weg zu Brandenburg: Dort ist die Fertigung mit 2170 gestartet und soll im Laufe des Jahres um 4680 erweitert werden. Dann wird die Fertigung in Grünheide nicht komplett auf die neuen Zellen und Batteriepacks umgestellt, sondern es werden beide Varianten gebaut.

Am Stichtag 31. März 2022 verfügte Tesla über 3.724 Supercharger-Standorte weltweit, was gegenüber dem Jahresende 2021 ein Zuwachs von 7,1 Prozent ist – im Vergleich zum Q1 2021 sind es 38 Prozent mehr. An den Standorten sind insgesamt 33.657 Ladepunkte installiert (+6,8 Prozent zum Q4 2021). Damit verfügt jeder Standort im Schnitt über neun Ladepunkte.

Die Solar-Sparte von Tesla konnte derweil nicht an die Ergebnisse aus dem Vorjahr anknüpfen. Im Q1 2022 wurden 48 MW Leistung installiert, 48 Prozent weniger als im Q1 2021. Das schwächste Quartal im vergangenen Jahr lag bei 83 MW. Das Geschäft mit den stationären Stromspeichern konnte 846 MWh Kapazität aufbauen. Gegenüber dem Q1 2021 entspricht das einem Wachstum von 90 Prozent, die drei folgenden Quartale in 2021 lagen aber alle über dem Wert des aktuellen Quartals.

Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr will Tesla übrigens nicht wagen – es wird primär das bekannte Ziel wiederholt, mittelfristig pro Jahr um 50 Prozent bei den Auslieferungen zu wachsen. Ob das in diesem Jahr erreicht werden kann, wird weder dementiert noch bestätigt. Stattdessen heißt es: „Unsere eigenen Fabriken laufen seit mehreren Quartalen unter Kapazität, da die Lieferkette zum wichtigsten limitierenden Faktor wurde, was voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2022 anhalten wird.“
tesla.com (PDF)

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