Wie EWE Go Ladeinfrastruktur für Smurfit Kappa baut

Der Verpackungsspezialist Smurfit Kappa hat EWE Go beauftragt, eine Ladelösung für das Unternehmen zu entwickeln und 26 deutsche Standorte mit Ladepunkten auszurüsten. Doch auch die Mitarbeiter werden bei der Installation und Abrechnung von Ladevorgängen unterstützt, wenn sie elektrisch fahren wollen.

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Smurfit Kappa betreibt in Deutschland insgesamt 45 Standorte, darunter Verpackungs- und Papierwerke sowie Recycling-Betriebe. Kerngeschäft des global tätigen Unternehmens sind Verpackungslösungen aus Wellpappe für Lebensmittel und Getränke sowie Konsum- und Industriegüter. Das Unternehmen setzt stark auf Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und auf die Wiedergewinnung von Rohstoffen in Recycling-Prozessen. Auch das Thema Elektromobilität und grüne Energielösungen stehen im Unternehmen im Fokus.

„E-Dienstwagennutzer:innen, die zwischen Zuhause und Arbeitsplatz pendeln, sollen unabhängig vom Standort Strom laden können“, sagt Stephan Kunze, HR & Legal Director DACH bei Smurfit Kappa. Als Verantwortlicher für den Fuhrpark des Unternehmens treibt er das Thema E-Mobilität voran – aus Leidenschaft und weil er überzeugt ist, dass Smurfit Kappa damit einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Das Unternehmen hat daher EWE Go, einen Anbieter von Lösungen und Produkten rund um die Elektromobilität, beauftragt, seine 26 Wellpappenwerke mit etwa 90 KEBA-AC-Wallboxen KeContact P30 und Ladeleistungen von bis zu 22 Kilowatt (kW) auszurüsten. Diese weisen ein statisches Lastmanagement auf, verteilen also eine festgelegte Gesamtleistung nach Bedarf an mehrere Wallboxen.

Wie viele Ladepunkte pro Standort installiert werden, hängt von dem vorher abgeschätzten Bedarf und den örtlichen Gegebenheiten ab. „Ein Aufstocken der Ladepunkte ist auch später noch problemlos möglich“, sagt Neele Maria Hinck, bei EWE Go für das Smurfit-Kappa-Projekt verantwortlich. EWE Go plant, installiert und nimmt die Ladepunkte in Betrieb. Das Unternehmen erledigt die Abrechnung sowie regelmäßige Wartungen und Instandhaltungen. Um etwaige Störungen kümmert sich EWE Go aus der Ferne und falls nötig vor Ort.

Smurfit Kappa hat drei Anforderungsprofile an die Ladelösung gestellt. So sollen die firmeneigenen Fahrzeuge wie auch die privaten Autos der Mitarbeiter an den jeweiligen Standorten auf Firmenkosten geladen werden können. Aber auch Kunden und Lieferanten, die mit E-Fahrzeugen auf den Hof fahren, dürfen künftig die Wallboxen während ihres Besuchs nutzen.

„Für uns ist das ein Einstieg ins Lernen, wir haben erfahren, dass es eine Ladesäulenverordnung gibt, die beispielsweise vorschreibt, welche Schilder aufzustellen sind, die darauf hinweisen, dass es sich um nichtöffentliche Ladepunkte handelt, und was wir in Bezug auf das Risk Management beachten müssen“, sagt Kunze. Die Zahl der Wallboxen pro Standort hängt seiner Aussage zufolge aber auch von den Förderrichtlinien des jeweiligen Bundeslandes ab. Die Fördermittelbeauftragten von EWE Go unterstützen Smurfit Kappa beim Beantragen. „Diese Dienstleistung schätzen wir sehr“, lobt Kunze.

Die ersten Gespräche haben 2019 stattgefunden, in die Umsetzung ging das Projekt Corona-bedingt mit etwas Zeitverzug im vergangenen Jahr. Gestartet wurde mit der Nordregion. Am Standort Lauenburg/Elbe (mit zehn Wallboxen) ist inzwischen alles fertig. „Wir haben zunächst die Förderung beantragt, den jeweiligen Bescheid abgewartet, die Technik vorbereitet und montieren jetzt nach und nach die Wallboxen“, erläutert Hinck.

Die Flotte des Verpackungsspezialisten umfasst in Deutschland derzeit 320 Fahrzeuge, davon 36 Plug-in-Hybride (PHEV) und bislang ein rein elektrisch angetriebenes Auto. Weitere wurden bestellt. Die langen Lieferzeiten verzögern den weiteren Roll-out. Die PHEV sind Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz (24), VW, Audi, BMW (7) und Skoda – die Motivation der Mitarbeiter:innen auf PHEV umzusteigen, war zunächst vermutlich vor allem der steuerliche Vorteil. Smurfit Kappa überlegt zudem, seine Pool-Fahrzeuge künftig zu elektrifizieren. Sobald ein Verbrenner aus dem Leasing geht, soll ein Batterie-elektrisch angetriebenes Auto (BEV) angeschafft werden.

Wer sich entscheidet, elektrisch zu fahren, dem wird auferlegt, bei sich zu Hause – sofern dies bei Eigenheimen oder Mietobjekten möglich ist – einen Ladepunkt installieren zu lassen. „Wir lassen im Rahmen unseres Projektes etwa 100 Wallboxen an Privatstellplätzen anbringen, weil wir wollen, dass die Mitarbeiter:innen dann auch möglichst viel elektrisch fahren“, erläutert der Flottenverantwortliche. Man habe sich vor allem auch deshalb für das Konzept von EWE Go entschieden, weil das Unternehmen mit billing@home ein einfach zu handelndes Abrechnungstool mitliefert.

„Wir können damit den Mitarbeiter:innen die Kosten fürs Zuhauseladen unkompliziert erstatten“, fügt er hinzu. Das funktioniert so: Die Wallbox hängt an der Unterverteilung des jeweiligen Mitarbeiters. Mittels intelligenter IT kann EWE Go live sehen, wie viel Kilowattstunden (kWh) für das Laden des E-Autos verbraucht wurden. Anhand des mitgeteilten Strompreises ermittelt das System den zu zahlenden Betrag. „Den stellt der Mitarbeiter Smurfit Kappa in Rechnung, der den Betrag an uns als Zahlungsdienstleister übermittelt, per Lastschrift oder Sepa-Überweisung. Wir wiederum erstatten dem Mitarbeiter die entstandenen Stromkosten“, erläutert Hinck. Das ganze geschieht automatisiert und so, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nichts daran auszusetzen hat.

Smurfit Kappa übergibt seinen Mitarbeiter:innen dazu jeweils eine für sie frei geschaltete RFID-Ladekarte, mit der das Laden des Dienstfahrzeuges eichrechtsgenau erfasst wird. Diese Karte können sie auch an öffentlichen Ladepunkten nutzen – beispielsweise bei McDonald’s, wo EWE Go derzeit deutschlandweit 1.000 Schnellladepunkte aufbaut. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen mit allen Anbietern am Markt zusammen und ermöglicht EWE-Go-Kunden deutschlandweit an insgesamt 60.000 Ladepunkten per Roaming ihr E-Fahrzeug aufzuladen. „Außendienstler müssen also nur eine Karte dabeihaben“, sagt sie. In Europa stehen sogar 180.000 Ladepunkte zur Verfügung.

Noch produziert Smurfit Kappa selbst keinen Strom, die strategische Planung sieht aber vor, dies für jeden Standort zu prüfen. „Bislang kaufen wir ihn, wo es möglich ist, liefert EWE uns grünen Strom“, sagt Kunze. Ein Budget für die Elektromobilität hat Smurfit Kappa nicht vorgesehen, sondern investiert, weil das Unternehmen es für nötig hält. „Ich bin überzeugt, dass wir eine Veränderung in der Mobilität brauchen und wir als Fuhrparkbetreiber können wesentlich dazu beitragen, indem wir Verbrenner durch E-Autos ersetzen“, sagt Kunze, der auch privat schon einige Zeit elektrisch fährt.

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