IAA: ZF zeigt neue Kernelemente für E-Nutzfahrzeuge

ZF bringt neue E-Mobilitäts-Lösungen für Nutzfahrzeuge zur IAA Transportation nach Hannover. Vom 20. bis 25. September rückt der Friedrichshafener Zulieferer die nächste Generation seines E-Antriebs CeTrax sowie ein innovatives Nebenabtriebsystem und eine neue elektrische Servolenkung ins Rampenlicht.

ZF befasst sich traditionell mit dem Innenleben von Nutzfahrzeugen. Die neueste Errungenschaft des Konzerns für den Lkw-Markt ist knapp 385 Kilogramm schwer und von kompakter Natur: Der CeTrax 2 soll schweren Lkw lokal emissionsfreien Vorschub liefern – und zwar als kompakte „One-Box-Lösung“. Der würfelförmige Zentralantrieb kombiniert denn auch allerhand: zwei ölgekühlte E-Motoren, zwei integrierte Wechselrichter auf 800-Volt-Siliziumkarbid-Basis (SiC) sowie ein lastschaltfähiges Dreiganggetriebe.

Ein Blick ins technische Datenblatt verrät die daraus resultierenden Leistungsdaten: Mit dem CeTrax 2 sollen E-Lkw wie im Juli erstmals berichtet auf eine Dauerleistung von 360 kW und ein Spitzendrehmoment von 24.700 Nm kommen. Die E-Motoren erreichen laut ZF einen Wirkungsgrad von bis zu 96 Prozent – und zwar dank der Kombination aus Hairpin-Technologie für die Statoren und SiC-Wechselrichtern. Beides führe zu geringeren Verlusten, so der Zulieferer.

Fahrzeuge bis 44 Tonnen Gesamtgewicht könnten mit dem neuen Zentralantrieb effizient, komfortabel und lokal emissionsfrei bewegt werden, so das Unternehmen vom Bodensee. Außerdem gewährleiste die kompakte Bauweise der modularen Komplettlösung Flexibilität: Kunden könnten durch das One-Box-Konzept „innerhalb einer Fahrzeugplattform sowohl konventionell wie elektrisch angetriebene Modelle auf den Markt bringen und bestehende Plattformen einfach und rasch elektrifizieren“.

Der erste Serieneinsatz ist laut ZF für 2023 bei einem namhaften Nutzfahrzeughersteller geplant. Für die erste Generation der CeTrax, die seit 2020 in der Serienproduktion ist, war der polnische Bushersteller Solaris einer der ersten Großkunden. Dieser hat die CeTrax im Urbino 15 LE electric verbaut.

Elektrifizierung hört nicht beim Antriebsstrang auf

Als weitere Neuheit bringt ZF die elektrische Servolenkung EPS (Electric Power Steering) für E-Nutzfahrzeuge nach Hannover. Sie sei bereits für Steer-by-Wire-Technologien ausgelegt und unterstütze autonomes Fahren bis Level 5, wirbt das Unternehmen in einer begleitenden Mitteilung. Zum Hintergrund: Die Lenkung ist durch den integrierten E-Motor vom Antriebsstrang entkoppelt, so unterstützen elektrische Servolenkungen als Systeme ohne Hydraulikpumpe und -flüssigkeit die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen.

Bei der Entwicklung der elektrischen Servolenkung hat ZF nach eigenen Angaben auf Erfahrungen im Pkw-Bereich zurückgegriffen: Sie sei skalierbar, zertifiziert nach der ISO-Norm 26262, als 24- und 48-Volt-Variante erhältlich und bis 8.000 Nm Abtriebsmoment freigegeben. Integrierbar ist sie unter anderem in mittlere und schwere Lkw sowie Stadt- und Reisebusse.

Das dritte auf der IAA präsentierte Novum am ZF-Stand wird eWorX sein – ein neues Nebenabtriebsystem (auch Power Take-off, PTO, genannt) für den Betrieb von Hydraulikpumpen, Kompressoren und anderen Arbeitsgeräten elektrifizierter Lkw. Auch hier gilt das Prinzip, alle Funktionen in einer kompakten, intelligenten Einheit zusammenzufassen. Zur Einordnung: In Verbrenner-Nutzfahrzeugen sind PTOs an den Motor beziehungsweise an das Getriebe gekoppelt. In elektrifizierten Fahrzeugen unterscheidet sich die Architektur grundlegend von den bislang üblichen Antriebssträngen. Deshalb muss auch das Design zukünftiger PTOs neu gedacht werden.

Der neue, bereits 2021 angekündigte Nebenabtrieb von ZF funktioniert unabhängig vom Fahrantrieb und kann mit elektrischen Zentral- ebenso wie mit Achsantrieben genutzt werden. eWorX sei ein geräuscharmer elektrischer Antrieb, mit dem Arbeitsgeräte lokal emissionsfrei betrieben werden können, so ZF. Er funktioniere über die bewährten mechanischen Schnittstellen, verfüge über CAN-Kommunikation und anwendungsspezifische Softwarepakete.

Zur Erinnerung: Zum Jahresanfang hat ZF mit der neuen Division „Commercial Vehicle Solutions“ (CVS) einen eigenen Nutzfahrzeug-Arm gegründet. Dieser bekenne sich zur vollständig elektrifizierten Zukunft der Nutzfahrzeugbranche, schreibt ZF in seiner Mitteilung.

„ZF liefert seinen Kunden intelligente, schlüsselfertige Lösungen – für den elektrifizierten Antriebsstrang, elektrifizierte Nebenabtriebe, elektrifizierte Fahrwerktechnik und vieles mehr. Deswegen sind wir fest im Markt etabliert als der bevorzugte Entwicklungspartner für weltweit führende Lkw- und Bushersteller“, sagt Dr. Christian Brenneke, Senior Vice President für Product Engineering bei der ZF-Division Commercial Vehicle Solutions (CVS). „Egal, ob es sich um Elektrifizierungsstrategien oder innovative Technologien für konventionelle Modellplattformen handelt – mit unserer konzernweiten Kompetenz für kostenoptimierte und effiziente Komponenten und Gesamtsysteme können wir Herstellern und Flottenbetreibern Lösungen aus einer Hand liefern.“
press.zf.com

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