Tesla Q3: Umsatz und Marge klettern, Gewinn hinkt hinterher

Tesla hat die Umsatz- und Gewinn-Delle aus dem Vorquartal ausgebügelt und im dritten Quartal mit 21,45 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekordumsatz erwirtschaftet. Der Überschuss fällt dafür allerdings nicht exorbitant aus – was unter anderem an der Diskrepanz zwischen gefertigten und ausgelieferten Fahrzeugen liegt.

Zunächst zu den aktuellen Geschäftszahlen: In Q3 2022 hat das Unternehmen einen Gewinn von 3,29 Milliarden Dollar verbucht. Damit ist der US-Elektroautobauer nach dem schwachen Vorquartal (2,26 Milliarden Dollar) wieder knapp auf dem Niveau des ersten Quartals (3,32 Milliarden Dollar) angelangt. Die relative Steigerung des Gewinns im Vergleich zum Q3 2021 – eine gerne herangezogene Jahr-zu-Jahr-Gegenüberstellung – beziffert Tesla auf 103 Prozent. Zu einem neuen Rekord reicht es dennoch nicht, allerdings sei der Vollständigkeit halber gesagt, dass in Q1/2022 auch 679 Millionen Dollar durch die Verkäufe von Regulierungskrediten eingingen, im gerade abgelaufenen Quartal brachte der Verkauf von CO2-Zertifikaten „nur“ 286 Millionen Dollar.

So oder so: Die operative Marge hebt Tesla im aktuellen Geschäftsbericht mit erkennbarem Stolz hervor: Nachdem diese zuletzt recht konstant bei knapp 15 Prozent lag (mit Ausreißer nach oben in Q1/2022: 19.2%) klettert sie nun auf 17,2 Prozent. „Industrie-führend“, nennt Tesla das. Einer der begünstigenden Faktoren sei ein erhöhter durchschnittlicher Fahrzeugpreis. Hintergrund ist, dass Tesla in den vergangenen Monaten in zahlreichen Ländern die Preise erhöht hat und auch bei der Priorisierung der Produktion teurere Modelle bevorzugt.

In puncto Umsatz geht es für den Hersteller erstmals über die Marke von 20 Milliarden US-Dollar hinaus: Nach 18,76 Milliarden Dollar und 16,93 Milliarden Dollar in Q1 und Q2 dieses Jahres trieben die Kalifornier das Umsatzvolumen zwischen Juli und September auf 21,45 Milliarden Dollar hoch, davon stammen 18,7 Milliarden Dollar aus der Automobilsparte. Der Gesamtumsatz entspricht einem Zuwachs um 56 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal. Als Quintessenz halten wir fest: Der Umsatz ist nach einem schwachen zweiten Quartal 2022 mit einer wochenlangen Werksschließung in Shanghai wieder auf seinem alten Wachstumskurs.

Aktuell stottert bei Tesla weniger die Produktion als die Auslieferung – davon zeugen die wie üblich im Vorfeld des Quartal-Geschäftsberichts publik gemachten Zahlen. Auf 365.923 gefertigte Autos kamen zwischen Juli und September 343.830 ausgelieferte Exemplare. Eine Diskrepanz von über 20.000 Fahrzeugen, die Tesla auf Logistikprobleme bei den Auslieferungen zurückführt. In den beiden Vorquartalen lag diese Differenz eher im Bereich von 4.000 bis 5.000 Exemplaren.

An mehreren Stellen im Geschäftsbericht verweist Tesla darauf, dass es durch steigende Produktionsvolumina zunehmend schwieriger werde, zum jeweiligen Quartalsende („in diesen Wochen der Spitzenlogistik“) Fahrzeugtransportkapazitäten zu angemessenen Kosten zu sichern. Deshalb streben die Kalifornier „ein smootheres Liefertempo“ und „einen regionaleren Mix aus Produktion und Auslieferung“ an. Diese neue Taktik manifestiert sich im Q3 durch die vielen Fahrzeuge im Transit.

Alles in allem ist Q3/2022 nichtsdestotrotz das bisher mit Abstand stärkste Quartal bei Produktion und Auslieferung. Seit Jahresbeginn kumuliert sich der Absatz auf nunmehr gut 900.000 Fahrzeuge, wobei die Volumenmodelle Model 3 und Model Y zweifellos die Treiber des Wachstums sind und bleiben. Aus Grünheide kommen – Stand Ende September – wöchentlich 2.000 Fahrzeuge hinzu.

Zur grundsätzlichen Auslastung seiner Werke greift Tesla die aktualisierte Übersicht aus dem Sommer auf. Demnach soll sich die Produktionskapazität durch die Fabriken Grünheide und Texas (je 250.000 Einheiten), Shanghai (750.000 Einheiten) und Fremont (650.000) auf 1,9 Millionen Autos pro Jahr summieren. Die künftigen Modelle Cybertruck, Semi, Roadster 2, „Robotaxi und andere“ sind darin noch nicht berücksichtigt.

Was noch? Die Auslieferung des E-Lkw Semi, dessen Produktionsstart Anfang des Monats verkündet wurde, soll im Dezember starten. So weit, so bekannt. Auf weitere Details zu dem lange erwarteten Launch hofft man im Geschäftsbericht vergeblich. Auch zum Cybertruck wiederholt Tesla lediglich die bekannte Aussage, dass man Fortschritte bei der Industrialisierung mache und die Produktion nach dem Model-Y-Ramp-up im Austin beginnen werde.

Die eigene Rentabilität sieht Tesla durch interne und externe Faktoren herausgefordert. Zum einen durch beträchtliche, im Hochfahren der neuen Fabriken bedingten „Ineffizienzen“ in Berlin, Texas und bei der 4680-er Zellproduktion. Zum anderen durch die Inflation der Rohstoffkosten. Die Volatilität der Logistik und die Engpässe in der Lieferkette sind nach Auffassung der Kalifornier zwar ebenfalls nach wie vor eine Herausforderung – diese falle aber weniger gravierend aus als zuvor.

„Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, die Fahrzeugproduktion so schnell wie möglich zu steigern, indem wir unsere wöchentliche Produktionsrate in Fremont und Shanghai erhöhen und die Fabriken in Berlin und Texas beständig hochfahren“, heißt es weiter. Und: „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Engpässe in der Lieferkette für Batterien mittel- und langfristig der wichtigste limitierende Faktor für das Wachstum des Elektrofahrzeugmarktes sein werden.“

Was weitere Ziele für das Jahr und darüber hinaus angeht, wiederholt Tesla, über einen mehrjährigen Horizont das Auslieferungsvolumen im Schnitt pro Jahr um 50 Prozent steigern zu wollen. Von 2020 auf 2021 waren es bekanntlich 87 Prozent (von knapp 500.000 auf rund 935.000 Auslieferungen). Wie oben erwähnt, beläuft sich der kumulierte Absatz für 2022 nach drei von vier Quartalen aktuell auf gut 900.000 Fahrzeuge.

Ein weiteres Ziel nennt Tesla interessanterweise zum ersten Mal explizit: So sollen Erträge aus Hardware-Produkten künftig um wachsende Gewinne im Bereich Software ergänzt werden.
ir.tesla.com

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