Batterie-Züge: Niederbarnimer Eisenbahn bestellt Voltap-Ladestationen
Die Niederbarnimer Eisenbahn hat für den geplanten Einsatz der 31 Batteriezüge vier Voltap-Ladestationen bestellt. Diese wurden von Stadtwerken Tübingen und dem Schweizer Unternehmen Furrer+Frey speziell für Batterie-Züge entwickelt.
Vor rund einem Jahr hat die Schnellladestation von Voltap erfolgreiche Testreihen mit einem Batteriezug in Baden-Württemberg absolviert. Die Ergebnisse haben offenbar auch die Verantwortlichen in Brandenburg überzeugt: Die Niederbarnimer Eisenbahn-AG hat sich beim Ausbau ihrer Bahn-Ladeinfrastruktur in Brandenburg für die Voltap-Station entschieden. Der Zuschlag erfolgte jetzt im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung.
Die Schnelllader sollen in Beeskow, Templin, Werneuchen und Wriezen installiert werden. Damit wird das Bahnunternehmen seine 31 für den Einsatz im Netz Ostbrandenburg vorgesehenen Siemens-Batteriezüge wesentlich flexibler aufladen können.
Die Stadtwerke Tübingen und Furrer+Frey kümmern sich nicht nur um die Errichtung sämtlicher für den Betrieb notwendigen technischen Anschlüsse und administrativen Genehmigungen, sondern auch um alle notwendigen Installationen der Vorrichtungen zur Frostfreihaltung, Vorkonditionierung und Ladung von Batteriezügen über deren Pantographen. Geplant ist die Aufladung mit Wechselspannung 25 Kilovolt (kV) bei 50 Hertz. Je nach Standort können laut den Stadtwerken bis zu fünf Batteriezüge gleichzeitig geladen werden.
Die Überlegung hinter der Schnellladestation: Batteriezüge (BEMU – Battery Electric Multiple Unit) fahren auf Strecken mit Oberleitung mit Strom aus jener Leitung. Auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten stammt der Strom aus der Batterie, die zuvor ebenfalls über die Oberleitung geladen wurde. Meist reicht dieser Strom jedoch nur für 60 bis 80 Kilometer. Mit der Voltap-Ladestation an einem Bahnhof als „Reichweitenverlängerer“ soll die mögliche oberleitungsfreie Strecke vergrößert werden – da ein Oberleitungs-Ausbau besonders im ländlichen Raum in einem „ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis“ stehe.
Die maximale Ladeleistung der Voltap-Ladestation gaben die Stadtwerke Tübingen im vergangenen Jahr mit 1,2 MW an. Bei einem fünfminütigen Halt an einem Bahnhof könnten somit theoretisch 100 kWh nachgeladen werden. Damit – oder bei längeren Aufenthalten in Betriebspausen – sollen die Reichweiten und damit die Einsatzmöglichkeiten „erheblich vergrößert“ werden. Zudem seien die Investitionskosten bei dem Voltap-System um den Faktor fünf niedriger – im Vergleich zu herkömmlichen Umrichterwerken.
„Mit den vier Schnellladestationen liefert Voltap in Brandenburg einen Teil der infrastrukturellen Voraussetzungen, dass dort schon bald Batteriezüge eingesetzt werden können. Das bringt Tempo in die Mobilitätswende, weil man auf wenig elektrifizierten Strecken nicht jahrelang auf die Elektrifizierung warten muss“, sagt Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen. „Nachdem Voltap letztes Jahr in Ammerbuch seine technische Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt hat, freuen wir uns gemeinsam mit unserem Partner Furrer+Frey nun sehr über diesen ersten Auftrag aus Brandenburg.“
„Mit der innovativen Lösung Voltap können wir fernab von elektrifizierten Strecken eine dezentrale Oberleitungsladeinfrastruktur für die Batterie-elektrischen Mireo-Triebzüge der NEB im Netz Ostbrandenburg ab Ende 2024 aufbauen und damit neben der Vorkonditionierung der Züge die Betriebsstabilität zusätzlich absichern“, sagt Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn-AG.
swtue.de
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