VW verschiebt Standort-Entscheidung für Osteuropa-Batteriefabrik
Die Volkswagen AG verschiebt ihre Entscheidung über den Bau einer Batteriezellen-Fabrik in Osteuropa über 2022 hinaus. Hintergrund seien die wirtschaftliche Unsicherheit und hohe Energiepreise in der Region.
Aktuell gebe es aber „keine Auswirkungen auf den geplanten Baubeginn oder den Produktionsstart“, so Volkswagen in einer Erklärung. „Es besteht kein Handlungsdruck, da wir uns angesichts der aktuellen Umstände etwas mehr Zeit für die Entscheidungsfindung nehmen.“
Der Prozess ist aber nicht gestoppt, es wird nur keine konkrete Investitionsentscheidung getroffen. „Die Volkswagen AG und ihr Batterieunternehmen PowerCo evaluieren kontinuierlich geeignete Standorte für ihre nächste Gigafactory in Europa“, heißt es in der Erklärung.
Beim „Power Day“ im März 2021 hatte der Konzern den Plan vorgestellt, sechs 40-GWh-Fabriken für den Eigenbedarf in Europa zu bauen und zu betreiben. Die Zellfabrik in Osteuropa soll die vierte VW-Batteriefabrik werden – eine baut VW/PowerCo in Salzgitter selbst, eine weitere entsteht bei Partner Northvolt in Schweden. Die dritte Zellfabrik, die von Anfang an für Südeuropa angekündigt war, wird in Sagunt nahe Valencia gebaut. Die Standorte der geplanten Fabriken 5 und 6 sind noch nicht festgelegt.
Aber: Diese Strategie geht noch auf den damaligen Konzernchef Herbert Diess zurück. Sein Nachfolger Oliver Blume und der neue VW-Markenchef Thomas Schäfer haben an einigen Punkten bereits Entscheidungen von Diess revidiert oder zumindest infrage gestellt. Auch bei den Batteriefabriken gab es solche Aussagen: In der vergangenen Woche gab Schäfer in einem Interview an, dass die Energiepreise in Europa die Lage für die Autobauer schwierig machen, vor den Aktionären eine Batteriefabrik in Europa zu rechtfertigen. „Wenn man in Europa, wo der Strom 15 Cent pro Kilowattstunde kostet, die Möglichkeit hat, eine Batteriefabrik zu bauen, in China oder Amerika aber 2-3 Cent bekommt, können wir das aktienrechtlich nicht sagen wir werden es hier aus Solidarität tun“, so Schäfer.
Auch der VW-Partner Northvolt hatte bereits im Oktober seine Pläne für die Batteriefabrik Northvolt Drei in Heide (Schleswig-Holstein) pausiert. Die Schweden wollen zwar an der Batteriefabrik festhalten und haben das auch gegenüber der Politik signalisiert – mit den derzeitigen Energiepreisen würde sich das Vorhaben aber schlichtweg nicht rechnen.
Als konkreter Standort für die osteuropäische VW-Batteriefabrik war zuletzt der Sonderflughafen Pilsen-Line im Gespräch. Laut der VW-Tochter Skoda sei das „der einzige Standort, an dem die Anforderungen von Volkswagen technisch erfüllt werden können“. Doch gegen den Abriss des Flughafens gibt es Proteste.
Intern kämpft Skoda-Markenchef Klaus Zellmer weiter für den Standort. „Ich hoffe auf eine zeitnahe Entscheidung und werde mich bis dahin entschieden für den Gigafactory-Standort einsetzen“, so Zellmer. Dies sei „ein Prio-1-Thema für die tschechische Politik, von der wir eine sehr gute Unterstützung bekommen“.
reuters.com, automobilwoche.de
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