Hohe Energiepreise könnten Northvolt Drei verzögern

Bild: Northvolt

Die hohen Energiepreise bremsen wohl den Bau der geplanten Batteriefabrik von Northvolt in Schleswig-Holstein. Das bestätigte Northvolt-CEO Magnus Carlsson in einem Interview. Eine Entscheidung sei zwar noch nicht gefallen, doch Northvolt nimmt wohl schon einen Ausweich-Standort ins Auge.

„Die Fabrik in Heide könnte sich verzögern“, erklärte Northvolt-Chef Peter Carlsson gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Mit den aktuellen Strompreisen sehen wir die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet.“ Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen – der Northvolt-CEO gab an, dass man derzeit „sehr intensive und gute Gespräche mit der Bundes- und Landesregierung“ führe und alle gemeinsam Heide möglich machen wollen.

Carlsson brachte aber auch die USA als möglichen Standort ins Gespräch. „Wir wollen weiter ein europäischer Champion und Marktführer sein. Aber wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir möglicherweise der Expansion in den USA zunächst Vorrang gegenüber Europa geben“, wird der Northvolt-Chef zitiert. Er argumentiert dabei auch damit, dass in den USA eine höhere Förderung möglich sei.

In dem norddeutschen Bundesland gibt man sich angesichts der Carlsson-Aussagen gelassen. Die Landesregierung in Kiel sagte dem NDR Schleswig-Holstein, dass es weiterhin Gespräche mit dem Konzern gebe und man das Projekt derzeit nicht gefährdet sehe. „Die Ansiedlung zu realisieren, bleibt das Ziel aller Beteiligten. Auch Northvolt hat ja bereits angekündigt, weiter zum Standort Heide zu halten und diesen möglich machen zu wollen“, beteuert Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

Aber auch Günther räumt ein, dass die Rahmenbedingungen nun durch die deutlichen Subventionen in den USA schwieriger geworden seien. Daher „ist es jetzt an allen Beteiligten, die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Unternehmen in Deutschland zu gewährleisten und Anreize zu schaffen“, so der Ministerpräsident. Insbesondere der Bund und die EU seien jetzt gefragt, Lösungen anzubieten.

Northvolt hatte seinen Plan für eine Batteriefabrik in Deutschland im März angekündigt und im Mai den IPCEI-Förderbescheid hierfür erhalten. Den früheren Angaben zufolge war der Produktionsbeginn für 2025 geplant, im Endausbau sollen 60 GWh Produktionskapazität erreicht werden. Neben der Produktion soll auch eine Batterierecyclinganlage entstehen.

Mit dem im August in Kraft getretenen „Inflation Reduction Act“ haben die USA auch die Elektroauto-Förderung reformiert und haben künftig Mindest-Standards für die Wertschöpfung des Autos und der Batterie definiert, die in den USA oder in verbündeten Staaten erfolgen muss, damit das Fahrzeug förderfähig bleibt. Daher planen einige Autobauer und Batteriehersteller derzeit um und priorisieren US-Projekte. Die Hyundai Motor Group hat etwa bereits den Bau eines Werks für E-Autos und dessen Batterien vorgezogen, auch Audi erwägt ein Elektroauto-Werk in den USA.
faz.net, ndr.de

2 Kommentare

zu „Hohe Energiepreise könnten Northvolt Drei verzögern“
Carsten
31.10.2022 um 21:02
Inzwischen ist es doch bekannt, daß die Energie möglichst selbst erzeugt werden sollte. Auf den Bildern ist zu sehen, das die Gebäude nicht mit PV ausgerüstet sind. Die Firma sollte erst ihre Hausaufgaben machen.
Paul-MM
01.11.2022 um 10:30
Gibt es keine Investoren und Gelder von Banken, um den Energiebedarf aus Wind und Sonne vor Ort selbst decken zu können. Erforderlicher Speicher dürfte doch machbar sein + noch einige Elektrolyseure und H2-Zeugs gegen längere Dunkelflauten...

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