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„Wegfall des Umweltbonus ist nicht zielführend“, sagt Marc-Oliver Prinzing vom Bundesverband Betriebliche Mobilität

Die Politik unterschätzt in den Augen von Marc-Oliver Prinzing, wie wichtig Unternehmensflotten bei der Durchsetzung der E-Mobilität sind. Im Videointerview spricht der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Betriebliche Mobilität über Hürden und Fortschritte der Flottenelektrifizierung bei seinen Mitgliedern.

Je nach Fuhrparkgröße und Branche begegnen die Verbandsmitglieder der Antriebswende ganz unterschiedlich offen. Aber inzwischen sei das Thema in fast jedem Unternehmen angekommen, versichert Prinzing im Interview mit electrive.net-Chefredakteur Peter Schwierz. „Die Angst, man kann nicht laden, man kommt nicht weg, die lässt deutlich nach und das Modellangebot nimmt zu. Viele Kollegen sind gut im Thema unterwegs, aber noch nicht alle sind angekommen!“

Schon die Fuhrpark-Beschaffenheit führt zu unterschiedlichen Fragestellungen. Bei vielen Mitarbeiter-Dienstfahrzeugen sei die Privatnutzung oft der Knackpunkt: „Da spielt das private Fahrprofil, der Urlaub oder der Wohnwagen, der gezogen werden soll, rein“, so Prinzing. Dafür winke der geldwerte Vorteil. Bei den Funktionsfahrzeugen, die oft vom Außendienst mit sehr hoher Laufleistung gefahren werden, ist seiner Erfahrung nach das Angebot noch nicht so gut.

Vorbehalte und erkennbare Probleme gipfeln aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden bei Flotten mit Kleintransportern und Transportern. „Da gibt es noch eine Lücke im Angebot.“ Mit seinem Ohr nah an den Mitgliedsunternehmen hört Prinzing etwa, dass – sobald ein Werkzeug- oder Regal-Einbau in den Transportern erfolgt – bei vielen Fahrzeugen schnell das Ende der Zuladungsmöglichkeiten erreicht sei. „Dann gehen auch die Reichweiten massiv nach unten.“ Bei den Schlagworten Nutzlast, Autobahnfahrt und Temperatureinflüsse wird es in seinen Augen dann schwierig.

Auf den im September für gewerbliche E-Fahrzeuge auslaufenden Umweltbonus angesprochen, konstatiert Prinzing, dass der Wegfall „wenig erfreulich und wenig zielführend“ sei und sein Verband diesen Schritt von Anfang an kritisiert habe. „Unternehmen sind Wirtschaftsunternehmen und zur Nachhaltigkeit gehört auch immer der wirtschaftliche Aspekt. Alles muss sich bis zu einem gewissen Grad rechnen.“ Und: „Größere Unternehmen haben lange Planungsprozesse, und dann kommt die Politik plötzlich mit solch einer Entscheidung!“ Laut Prinzing hat die Politik bisher nicht erkannt, wie wichtig Unternehmensflotten bei der Durchsetzung der E-Mobilität sind. Sie sorgten dafür, dass Mitarbeiter mit der neuen Technologie erstmals in Kontakt kämen und „befütterten“ den Gebrauchtwagenmarkt für Private.

Beim Thema Laden lobt Prinzing dagegen die inzwischen stattliche Auswahl an Anbietern am Markt. Zur Etablierung von Ladeinfrastruktur müssten sich die Unternehmen in die Materie reindenken, aber einen Flaschenhals bildet sie in seinen Augen nicht.

Grundsätzlich ist der Bundesverband (der seit Kurzem nicht mehr Fuhrparkmanagement, sondern Betriebliche Mobilität in Namen führt, um seinen Aktivitätenschwerpunkt besser rüberzubringen) stärker gefragt denn je: „Der Querschnitt der Fragen und die Themen haben deutlich zugenommen.“ Im Zuge der Antriebswende gehen laut Prinzing viel mehr Fragen ein, die bisweilen ins Steuer- und Personalrecht hineinspielen. Fuhrparkverantwortliche müssten sich im Unternehmen deshalb stark vernetzen, vor allem für Kollegen in kleinen Unternehmen sei dies eine große Herausforderung, was der Verband „durch deutliche mehr Nachfrage bei uns“ spürt, schließt Prinzing.

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