VWs Elektroauto-Produktion in Sachsen läuft wieder an

Volkswagen hat die Produktion von Elektroautos in seinen sächsischen Werken wieder hochgefahren – nach der Produktionspause in den Herbstferien wegen der geringen Nachfrage. Sollte diese sich nicht bessern, stehen weitere Stellen auf der Kippe.

Foto: Audi

Nachdem die Fertigung in den vergangenen Wochen heruntergefahren worden war, beginnt sie jetzt wieder regulär in Dresden im Einschichtbetrieb sowie in Zwickau im Dreischichtbetrieb in beiden Hallen. Seit dem 2. Oktober stand die Fertigungslinie für den VW ID.3 und Cupra Born in Zwickau komplett still, auch in Dresden wurde die ID.3-Produktion angehalten. Die Produktion auf der zweiten Zwickauer Produktionslinie (ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron und Audi Q4 Sportback e-tron) lief im Dreischichtbetrieb.

Während bereits Ende September angekündigt wurde, dass in Dresden ab dem 16. Oktober wieder ein Einschichtbetrieb geplant ist, wurde das für Zwickau seinerzeit noch offen gelassen. Jetzt steht fest, dass auch die Produktion des ID.3 und Cupra Born wieder im Dreischichtbetrieb läuft.

Dennoch zeichnet sich ab, dass Volkswagen auf eine steigende Nachfrage angewiesen sein wird, um in Zwickau dauerhaft den Dreischichtbetrieb auf beiden Linien aufrecht erhalten zu können. Denn in einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“ wird bereits auf einen weiteren, möglichen Stellenabbau hingewiesen. Laut einem Unternehmenssprecher könnten die 2.200 befristeten Verträge in Zwickau aber nicht verlängert werden, sollte sich die „Marktsituation“ nicht ändern – also die Nachfrage.

Volkswagen hatte erst Mitte September angekündigt, rund 270 auslaufende Verträge in Zwickau nicht zu verlängern. In der Fabrik arbeiten rund 10.700 Menschen, von diesen waren im Zuge des Hochlaufs der eMobility-Produktion rund 2.700 befristet eingestellt worden. Ein potenzieller Abbau von 2.200 Stellen wäre als ein de-facto-Rückgang auf das alte Niveau.

Für die kommenden Jahre scheint Zwickau mit den aktuellen Modellen (zum Teil schon in überarbeiteter Version) planen zu müssen. Die Auslastung des Werks ist also stark vom Markterfolg der MEB-Modelle abhängig. Die Kapazität in Zwickau liegt bei 300.000 Fahrzeugen pro Jahr, laut dem Unternehmenssprecher sind für dieses Jahr 218.000 Einheiten geplant. Sollte sich an der Marktsituation nichts ändern, kalkuliert der Konzern laut der „Sächsischen“ mit etwa 200.000 Fahrzeugen pro Jahr.

Die „Marktsituation“ umfasst neben der Attraktivität der Modelle im Wettbewerbsumfeld auch die Förderung und die gesamte, wirtschaftspolitische Lage. Die Kürzung beim Umweltbonus zum Jahreswechsel und das Auslaufen des Umweltbonus für Gewerbekunden hat der Nachfrage zuletzt einen starken Dämpfer verpasst. Hinzu kommt die hohe Inflation.

Ein neues Elektro-Modell aus Zwickau – der Verbrenner hat laut dem VW-Sprecher „keine Zukunft“ – wird es wohl erst 2028 geben: Ende September hatte die Konzernspitze entschieden, dass das kommende Elektro-Flaggschiff Trinity nicht in Wolfsburg, sondern in Zwickau gebaut werden soll. Der Trinity wird auf der neuen Elektro-Plattform SSP basieren und nicht mehr auf dem MEB wie die aktuellen Zwickauer Modelle.

saechsische.de

8 Kommentare

zu „VWs Elektroauto-Produktion in Sachsen läuft wieder an“
Robert
16.10.2023 um 11:35
um die Nachfrage zu erhöhen muss man nur die Preise senken und schon steigen die Bestellungen wie man ja jetzt in china mit dem ID3 gesehen hat
Sebastian Krebs
16.10.2023 um 12:39
Obwohl das natürlich vollkommen zutreffend ist, hat VW zur Zeit diese Marge nicht (zumindest im Hinblick auf die deutsche Produktionsstruktur). Da ist der Produktivitäts- und Kostenvorteil vermutlich so eklatant, dass es für VW vermutlich günstiger wäre, die MEB-Modelle aus China hier her zu importieren und per Direktvertrieb zu veräußern. Aber dem stehen der beherrschende deutsche Betriebsrat, sowie die IG Metall und das Land Niedersachsen massiv entgegen, so dass das zumindest kurzfristig wohl eher nicht passieren wird.Würde VW auf diese Weise agieren, könnten sie ungefähr das chinesische Preisniveau zzgl. 25% Aufschlag (für Einfuhrzoll, Verschiffung, Handlingkosten, etc.) erreichen und damit einen weitaus größeren Marktanteil generieren, als sie das aktuell können. Sie müssten es halt nur wollen und (tarifpolitisch) durchsetzen können, ... .
Frank W.
16.10.2023 um 13:18
Oder zumindest die kleinste 45 kWh (netto) Batterieoption wieder einführen, die VW 2021 aus dem Programm genommen hat (angeblich wegen Chipmangel...). Es gibt diverse Optionen in der Kompaktklasse mit Batterien unter 58kWh (aktueller VW ID.3 "Pro"). Warum kaufen die Leute denn bspw. den MG 4 mit 51kWh LFP? Demnächst kommt noch der BYD Dolphin mit 45kWh LFP.
Egbert
16.10.2023 um 13:38
Volkswagen sollte sich mal auf seinen Firmennamen besinnen und entsprechend Volkswagen auch anbieten. Und das überbordende und unübersichtliche Verbrenner-Portfolie zusammenstreichen.
Wilhelm
16.10.2023 um 15:38
Der Preis der Autos im Wettbewerbsumfeld ist sicher das Hauptproblem. Mit den letzten Upgrades steht die ID-Reihe technisch gut dar. Aber VW hat sich mit dem Agenturmodell die Möglichkeit genommen, flexibel auf den Wettbewerb und die Nachfrage zu reagieren. Und die Listenpreise einfach zu senken, wie Tesla es macht, traut man sich anscheinend nicht. Man wird auf der Vertriebsseite noch Stellschrauben finden müssen, um nicht laufend die Fabriken rauf- und runterzufahren. Die Nachfrage nach E-Autos wird langfristig steigen, aber es wird dabei ziemliche Schwankungen geben. Das über Lieferzeiten zu regeln, hat sich schon als Fehler erwiesen. Das verstärkt die sowieso vorhandenen Schwankungen nur noch mehr.
Motor Ingenieur
16.10.2023 um 22:06
Super, das Sie die Arbeitsplätze für VW Produktion nach China verlagern wollen. Vielleicht ist für VW international ein größerer Absatz erreichbar aber unter der Prämisse die Autos nicht mehr von deutschen Facharbeiteren mit höherem Anspruch an Details und Genauigkeit durchführen zu lassen halte ich für eine große Dummheit. NEIN DANKE UND GUT DAS ES IG METALL UND BETRIEBSRAT GIBT
Spock
17.10.2023 um 08:17
Ach, müssen sie wieder ein paar E- Autos produzieren um die CO2 Kompensation hinzubekommen .
Norbert Riedel
17.10.2023 um 09:24
Preise senken geht ja leider bei VW nur in China, die deutschen Autofahrer lassen sich viel leichter melken. Die saind nicht so preisempfindlich. Für ein deutsches Auto wird gerne mehr bezahlt.

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