VW: Droht bei Cariad ein Stellenabbau?

Es mutet ein wenig kurios an: Volkswagens Software-Sparte Cariad hängt den eigenen Zeitplänen hinterher. Doch anstatt den Rückstand mit mehr Personal aufzuholen, drohen laut einem Medienbericht ein Stellenabbau in großem Umfang und weitere Verzögerungen.

Bild: Audi

Wie das „Manager Magazin“ berichtet, will Cariad-Chef Peter Bosch 2.000 der 6.500 deutschen Stellen bei Cariad streichen. Bosch wurde als Sanierer zu der noch jungen, aber schnell gewachsenen Software-Einheit geholt. Vor kurzem soll der frühere Bentley-Vorstand den Konzernvorständen seine Strategie für die Cariad vorgestellt haben – laut dem Bericht soll intern auch von einem „Rettungsplan“ die Rede gewesen sein.

Bei dem Treffen stellte Bosch offenbar drei Kernpunkte vor: Zum einen will er erwähnte 2.000 der 6.500 Arbeitsplätze in Deutschland streichen – Details zu Standorten oder Abteilungen sind nur spärlich bekannt, es soll anfangs wohl vor allem die Verwaltung betreffen. Zum anderen hatte die Cariad unter Boschs Vorgängern ein Netz aus rund 40 Firmen-Beteiligungen aufgebaut. Hier soll die Zukunftsfähigkeit „geprüft“ werden – die Hälfte dieser Beteiligungen soll wieder abgestoßen werden, so das Ziel. Damit will Bosch die Organisation neu aufstellen und straffer ordnen können.

Und Punkt 3: Es wird weitere Verzögerungen geben. Nachdem der Marktstart der elektrischen Modelle Audi Q6 e-tron und Porsche Macan wegen der Verzögerungen bei der Softwareentwicklung bereits mehrmals verschoben wurde, gebe es jetzt eine weitere Verzögerung von 16 bis 18 Wochen. Vor dem Frühjahr 2024 „gehe nichts“, schreibt das „Manager Magazin“. Dazu passt, dass die Präsentation des Audi Q6 e-tron und angeblich auch des Porsche Macan E laut einem Medienbericht frühestens im März 2024 erfolgen soll. Beide PPE-Modelle werden die Software E3 1.2 nutzen.

Doch auch bei weiteren Software-Versionen zeichnen sich bereits jetzt Verzögerungen ab. Die Zukunftssoftware E3 2.0, die ursprünglich ab 2025 für alle Modelle der Marken VW, Seat, Cupra und Skoda und später dann für sämtliche Konzernfahrzeuge gedacht war, werde sogar komplett neu entwickelt. Die Fahrzeugplattform SSP werde damit noch einmal „weitgehend neu gedacht“. Damit sollen die bisherigen Entwicklungskosten von rund 1,5 Milliarden Euro „verloren“ sein.

Um den in den Raum gestellten Arbeitsplatz-Abbau durchzubringen, stehen unter anderem auch Verhandlungen mit dem Betriebsrat an. Denn es gibt eine Beschäftigungssicherung bis Mitte 2025, Bosch will aber schon 2024 Stellen streichen. Die erste Reaktion aus dem Betriebsrat ist wenig überraschend: Fast ein Drittel der Stellen zu streichen, das sei völlig unverständlich. „Es geht jetzt darum, die Software für die neuen Modelle möglichst schnell fertig zu bekommen“, zitiert das „Manager Magazin“ den für die Cariad zuständigen Betriebsrat Stefan Henze. „Da brauchen wir jeden Mann und jede Frau.“

manager-magazin.de (Paywall)

2 Kommentare

zu „VW: Droht bei Cariad ein Stellenabbau?“
Daniel
30.10.2023 um 10:03
Stellenstreichung vor allem in der Verwaltung bedeutet, doch, dass bei den Informatikern eher nicht gestrichen wird. Hört sich vernünftig an. Endlich Verwaltung abbauen, die stört meist eh nur.
Hans-Peter
31.10.2023 um 14:51
Bin auch der Meinung, unnötige Geldverschwendung wenn man 2000 Stellen fast nur von der Verwaltung streichen kann! Das hat ja dann gar nichts mit Arbeiten am Produkt zu tun, sondern sind Stellen die einfach nur viel Geld für nichts kosten! 2020 wurde diese Firma eröffnet und hat fast 2000 Verwaltungsstellen! Schlimmer als beim Staatsapparat! Aber es ist jetzt zu verstehen, wieso die Autos so teuer sein sollen. 6 Millionen Euro Lohn und noch alle Nebenkosten für völlig unproduktive Angestellte! In einem sehr kleinen Teil des grossen Konzerns ! Wie sieht es dann aus im ganzen Konzern? Misswirtschaft würde ich da sagen und Gewinnverdunklung!

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