Rivian lockert Amazon-Griff und beliefert nun auch Dritte

Rivian bietet seine E-Lieferwagen künftig auch anderen Unternehmen an und hebt in diesem Zuge die bisher bestehende Exklusivitätsklausel mit Amazon auf. Der Online-Versandriese gibt an, dass dies ohnehin geplant gewesen sei.

Bild: Rivian

Bereits im März berichtete das  Wall Street Journal unter Berufung auf Rivian-interne Quellen, dass Rivian mit Amazon über die Abänderung des bestehenden Rahmenvertrags verhandele. Nun gibt der junge Fahrzeugbauer den Vollzug des im Frühjahr durchgesickerten Plans offiziell bekannt. Über die Details schweigen beide Seiten. Amazon gibt aber bekannt, dass die Öffnung ohnehin vorgesehen gewesen sei.

Die Exklusivitätsklausel geht auf das Jahr 2019 zurück, als Amazon mit Rivian die Abnahme von 100.000 Elektro-Transportern bis zum Jahr 2030 vereinbarte. Erste Exemplare der Stromer sind seit dem vergangenen Jahr für Amazon im Einsatz.

„Rivian und Amazon teilen die Mission, die letzte Meile der Zustellung zu dekarbonisieren und arbeiten seit 2019 zusammen, um dies in die Tat umzusetzen“, äußert Udit Madan, Vice President of Transportation bei Amazon. „Dies war von Anfang an Teil unseres Plans mit Rivian – wir haben immer gesagt, dass wir wollen, dass andere langfristig von ihrer Technologie profitieren, denn mehr elektrische Lieferfahrzeuge auf der Straße sind gut für unsere Gemeinden und unseren Planeten.“

Im Wall Street Journal klang das vor gut einem halben Jahr etwas anderes. In dem seinerzeitigen Bericht hieß es, dass die Abnahmemengen von Amazon unter den Erwartungen liegen. Etwa 2023 mit rund 10.000 fix bestellten E-Transportern Laut den Quellen des Wirtschaftsblatts sei es nicht das erste Mal, dass Amazon bei seinen verbindlichen Bestellungen am unteren Rand der vereinbarten Spanne bleibe.

Der Unmut über den eigenen Investor soll bei Rivian entsprechend gestiegen sein, da man offenbar mit höheren Stückzahlen kalkuliert hatte, um die Fertigung der E-Lieferwagen auf einer eigenen Produktionslinie zu rechtfertigen. Rivian steht unter Druck: Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen 20.332 Elektrofahrzeuge ausliefern, aufgrund der Investitionskosten in die Skalierung der Produktion stieg der Verlust aber auf 6,75 Milliarden Dollar.

Ohne die Exklusivitätsklausel im Amazon-Vertrag steht es Rivian von nun an frei, die Fahrzeuge auch an andere Kunden zu verkaufen. Bei RJ Scaringe, CEO von Rivian, klingt die Zufriedenheit durch: „Wir freuen uns, den Verkauf unseres elektrischen Nutzfahrzeugs für mehr Unternehmen zu öffnen. Rund ein Viertel des CO2-Ausstoßes im Transportsektor der USA stammt von Nutzfahrzeugen, daher müssen wir so schnell wie möglich alles tun, um die Emissionen zu reduzieren. Amazon ist und bleibt ein wichtiger Partner für uns, und wir freuen uns darauf, weiterhin eng mit dem Amazon-Team zusammenzuarbeiten, wenn wir ihnen helfen, ihr Klimaziel zu erreichen.“

Parallel zur Aufhebung der Exklusivitätsklausel macht Rivian auch seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal publik. Das US-Unternehmen verbuchte von Juli bis September Umsätze von rund 1,34 Milliarden US-Dollar, gegenüber rund 1,1 Milliarden im zweiten Quartal. Der Nettoverlust von Rivian lag im dritten Quartal 2023 bei ca. 1,37 Milliarden US-Dollar und damit etwas höher als im zweiten Quartal (ca. 1,2 Milliarden Dollar).

Rivian konnte im dritten Quartal wie berichtet 16.304 Fahrzeuge produzieren und 15.564 ausliefern. Die Produktionsprognose für das Gesamtjahr 2023 hebt Rivian erneut leicht an – von zuletzt 52.000 auf 54.000 Fahrzeuge.

rivian.com, downloads.rivian.com (PDF)

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