E-Transporter-Allianz: Renault und Volvo Group gründen Joint Venture Flexis

Renault und die Volvo Group haben ihr angekündigtes Joint Venture zur Entwicklung einer neuen Generation von E-Transportern gegründet. Es firmiert unter dem Namen Flexis und wird von den beiden Muttergesellschaften binnen drei Jahren mit je 300 Millionen Euro ausgestattet.

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Bild: Paul Mc Lean/Prodigious

Mit der Unterschrift unter eine verbindlichen Joint-Venture-Vereinbarung ebneten die Renault Group und die Volvo Group im Oktober den Weg zur jetzigen Gründung von Flexis. Geschäftszweck der neuen Einheit ist die Entwicklung und Produktion neuartiger Elektro-Transporter auf Basis einer softwarebasierten 800-Volt-Plattform. Der Produktionsstart ist für 2026 avisiert. Das bestätigen die Hersteller in ihren knapp gehaltenen Mitteilungen zur Unternehmensgründung jetzt nochmals.

Das Joint Venture mit Sitz in Frankreich wird anfangs zu je 50 Prozent von der Renault Group und von der Volvo Group gehalten. Beide Konzerne erklären sich bereit, in den kommenden drei Jahren jeweils 300 Millionen Euro in Flexis zu investieren. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das französische Logistikunternehmen CMA CGM (mit einem 120-Millionen-Euro-Invest) als dritter Partner hinzukommen. Die Gruppe habe ihr Interesse nach einer unverbindlichen Vereinbarung im Oktober bestätigt, heißt es. Ihr Einstieg ist also nach wie vor geplant, wenn auch noch nicht vollzogen.

Kurz zum Kontext: Die Renault Group gilt bereits als starker Akteur im Bereich leichter Nutzfahrzeuge. Die Volvo Group (nicht zu verwechseln mit Volvo Cars) ist im Lkw-Markt zu Hause. Flexis soll auf das Know-how beider Seiten zugreifen, um eine neue Generation von Elektro-Transportern und die zugehörigen Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Einen besonderen Fokus wollen die Initiatoren auf die smarten Fähigkeiten der Fahrzeuge legen.

Skateboard-Plattform mit 800 Volt

Zu den geplanten Transportern selbst nennen Renault und die Volvo Group weiterhin nur wenige konkrete Eckdaten. Sicher ist, dass die vollelektrischen Lieferwagen mit verschiedenen Karosserien auf einer neuen, softwarebasierten 800-Volt-Plattform mit mehreren Batteriegrößen aufbauen werden. Die Rede ist von „einer völlig neuen Familie von vollelektrischen und softwaredefinierten Fahrzeugen“. Und: Die Skateboard-Plattform biete „eine hohe Modularität für verschiedene Aufbautypen zu niedrigen Kosten und einen Durchbruch bei den Sicherheitsanforderungen“.

Das Ziel ist ein neues Konnektivitäts-Level, damit die Fahrzeuge „über nie dagewesene Funktionen zur Überwachung der Lieferaktivitäten und der Geschäftsleistung der Nutzer verfügen, wodurch die globalen Nutzungskosten für die Logistikunternehmen um 30 % gesenkt werden“. Die vernetzten Dienste sollen Kunden „lebenslang aktuelle Fahrzeuge“ bieten.

Kostensenkung dürfte auch das Stichwort für die Kooperation zwischen den beiden großen Akteuren sein: So ließen sich jedenfalls einige Passagen in den Mitteilungen von Renault und der Volvo Group im Herbst interpretieren. Anstatt die Entwicklung alleine zu stemmen, wolle man sich zusammenschließen, um mit einer völlig neuen Generation von vollelektrischen Transportern und den dazugehörigen Dienstleistungen Pionierarbeit zu leisten. Denn: „Bis 2030 wird sich der europäische Markt für elektrifizierte Transporter verdreifachen, was eine riesige Chance für ein brandneues LCV-Angebot verspricht, das sich insbesondere an den boomenden E-Commerce und das Vermietungsgeschäft richtet.“ Geschäftskunden würden elektrifizierte, sicherere und vollständig vernetzte Fahrzeuge benötigten.

Das geplante Joint Venture soll den Initiatoren zufolge mit der Agilität eines Startups arbeiten und gleichzeitig von seinen großen Gesellschaftern profitieren. Man wolle gemeinsam in Forschung und Entwicklung investieren und die vorhandene Erfahrung, die Dienstleistungen und die industrielle Präsenz in das neue Unternehmen einbringen, hieß es. Renault gab an, allen voran Know-how für die Entwicklung und Herstellung der Elektroplattform beizutragen, die Volvo Group soll mit ihrem Kundenstamm an Logistikern, seinem globalen Servicenetz und Erfahrungen mit Betriebs- und Produktivitätsdienstleistungen punkten.

„Wir freuen uns, durch die geplante Gründung eines neuen Unternehmens einen weiteren Schritt auf unserem Weg zu nachhaltigen Transportlösungen zu machen“, äußerte Martin Lundstedt, Präsident und CEO der Volvo Group, seinerzeit. Das Unternehmen sei bestrebt, seinen Kunden weiterhin komplette Transportlösungen anzubieten, die ihnen helfen, ihre Wertschöpfungsketten zu dekarbonisieren. „Wir sehen eine wachsende Nachfrage nach sauberem, effizientem und sicherem Stadtverkehr, und Partnerschaft und Zusammenarbeit sind der Schlüssel, um dies zu erreichen.“

„Komplementäre Stärken dreier Champions“

Laut Luca de Meo, CEO der Renault Gruppe, ebnen Elektrifizierung und Digitalisierung den Weg für eine Revolution auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge. „Die Renault Gruppe will diesen Wandel anführen und gleichzeitig eine robuste und effektive Wertschöpfung sicherstellen. Wir sind sehr stolz darauf, diese Reise gemeinsam mit der Volvo Gruppe anzutreten, um unseren professionellen Kunden die besten Lösungen zu bieten. Wir freuen uns auch auf den Beitritt von CMA CGM zu unserem Unternehmen. Das neue Unternehmen ist ein Startup, das die komplementären Stärken dreier Champions vereint: eines führenden Lkw-Herstellers, eines Experten für maßgeschneiderte Dienstleistungen, eines Verfechters globaler Lieferketten und eines europäischen EV-Pioniers und Marktführers für leichte Nutzfahrzeuge. Alle Zutaten sind vorhanden, um etwas wirklich Einzigartiges zu schaffen.“

Betont wurde gleichwohl, dass die Volvo Group und Renault in allen anderen Bereichen Wettbewerber bleiben. Das gilt freilich nicht für den Bereich schwerer Nutzfahrzeuge. Auf diesem Feld kooperieren Renault und Volvo bereits seit Jahrzehnten: Renault Trucks gehört bekanntlich zur Volvo Group. Und über Renault Trucks gibt es seit mehr als 35 Jahren auch eine Verbindung im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge, was durch den Vertrieb des Renault Master und des Renault Trafic in beiden Netzen zum Ausdruck kommt.

media.renaultgroup.com, volvogroup.com

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