KIT gründet Startup zur Produktion von Preußisch Weiß aus

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat das Startup Litona gegründet, um das Kathodenmaterial Preußisch Weiß für Natrium-Ionen-Batterien im industriellen Maßstab für die europäische Industrie herzustellen. Künftig könnten auch eigene Na-Ion-Zellen entwickelt werden.

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Bild: Markus Breig, KIT

Preußisch Weiß ist ein „chemischer Verwandter“ des bekannten Farbstoffs Preußisch Blau und basiert im Wesentlichen auf Natrium, Eisen und Mangan. Für die Zukunft will das junge Unternehmen auch die Entwicklung eigener Natrium-Ionen-Batterien nicht ausschließen.

Natrium-Batterien sind ein in den vergangenen Jahren wieder aufgekommener Ansatz, der im E-Auto-Bereich eine klare Kostensenkung mit sich brächte. Schließlich ersetzt das günstige Natrium das inzwischen sehr teuer gewordene Lithium. Ein Aber folgt jedoch auf dem Fuße: Natrium-Ionen-Batterien sind dafür bekannt, eine geringere Energiedichte zu haben. Die Vor- und Nachteile sowie das Potenzial der Technologie haben wir vor einiger Zeit von Experten bewerten lassen. Das Ergebnis lesen Sie hier.

Vor allem in China wenden sich die großen Player zunehmend Natrium-Ionen-Batterien zu: So unterzeichneten kürzlich BYD und Huaihai einen Vertrag zum Bau eines Werks für Natrium-Ionen-Batterien in China mit einer Jahreskapazität von 30 GWh. Auch CATL plant die Produktion von Natrium-Ionen-Zellen. Ebenso das chinesische Startup Zoolnasm ab 2024. Und im Februar wurde bekannt, dass die JAC-Marke Yiwei erstmals Stromer mit Natrium-Ionen-Batterie exportiert hat.

In Europa sind diese Vorteile und Tatsachen aus China auch bekannt, hierzulande stellt sich laut dem KIT aber die Frage, wer diese Batterien und Vorprodukte produziert. Hier stehe die europäische Industrie vor einem großen Problem. „Derzeit ist es selbst für Forschungseinrichtungen schwierig, sich Preußisch Weiß in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Kaum ein Unternehmen in Europa stellt es her“, sagt Sebastian Büchele vom Institut für Angewandte Materialien des KIT und Gründer von Litona. „Erforschung und Transfer der zukunftsweisenden Natrium-Ionen-Technologie werden dadurch extrem gebremst.“ Das KIT muss es wissen, denn die Hochschule ist zusammen mit der Uni Würzburg am „NaKlaR“-Projekt zur Entwicklung von Natrium-Akkus beteiligt.

Büchele beschloss laut der Mitteilung des KIT, für seine Forschungsarbeiten Preußisch Weiß selbst zu synthetisieren – und entwickelte dabei ein innovatives Herstellungsverfahren. Mit dem Ziel, einen größeren Markt zu bedienen, gründete er gemeinsam mit dem Batterie-Chemiker und YouTuber Tom Bötticher das Start-up Litona – bereits im August 2023, die Mitteilung wurde aber erst jetzt veröffentlicht. „Bei Wettbewerbern gab es Probleme bei der Skalierung der Produktion von Preußisch-Weiß-Analoga“, sagt Büchele. „Wir glauben, dass wir diese gelöst haben. Außerdem haben wir Methoden entwickelt, um unser Material weiter aufzuwerten.“

Derzeit nutzen die beiden Gründer zwar noch die Strukturen des KIT, sie arbeiten aber am Aufbau einer eigenen Fertigung – in Deutschland.  „Wir haben uns dabei bewusst für den Standort Deutschland entschieden“, betont Mitgründer Bötticher. „Wir glauben an das Potenzial einer europäischen Batterieproduktion. Bei den Lithium-Ionen-Batterien hatte Asien in den vergangenen Jahren die Nase vorn. Die Natrium-Ionen-Technologie ist jetzt eine Riesenchance für einen Neuanfang in Europa. Wir wollen dabei nicht nur zuschauen.“

Auf seiner Website gibt das junge Unternehmen an, „weltweit universitäre und außeruniversitäre Forschungsgruppen sowie die Industrie“ zu den Kunden zu zählen. Dort bietet Litona sowohl Kathodenpulver mit Preußisch Weiß als auch bereits beschichtete Kathoden an.

Litona wird sich auf der diesjährigen Hannover Messe (22.-26. April) am Stand des KIT vorstellen. Sie finden die Vertreter des Startups in Halle 13 am Stand C76.

kit.edu, litona-batteries.de

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