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„Laden in Deutschland – Was sagen die Zahlen?“ – Ludwig Hohenlohe von Charging Radar

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Über den Ist-Zustand des Ladens in Deutschland sprach bei unserer Online-Konferenz Ludwig Hohenlohe, Geschäftsführer von Charging Radar. Das Unternehmen analysiert weltweit den Lade-Markt, jedoch mit Fokus auf Europa. Hohenlohe zieht auch Schlussfolgerungen für den weiteren Ausbau von AC- und DC-Ladepunkten im öffentlichen Raum.

Dabei werden nicht die behördlich gemeldeten Ladesäulen erfasst, sondern die EVSEs direkt aus den Backends der Betreiber. Aus diesem Grund gibt es nicht nur die reine Anzahl der Ladepunkte, sondern auch Infos zu deren Belegung. Und auch wenn sich die Datengrundlage leicht unterscheidet, ist das Ergebnis recht ähnlich zu den Zahlen und vor allem grundlegenden Trends der Bundesnetzagentur: In Deutschland gibt es derzeit rund 125.000 (halb-)öffentliche Ladepunkte, davon sind mit über 97.000 AC-Ladern die Wechselstrom-Ladepunkte in der deutlichen Mehrheit (78 Prozent). Bei DC (25.256 Ladepunkte) gibt es ein starkes Wachstum, insbesondere bei den HPC – DC-Ladern mit 50 bis 149 kW sind mit zwei Prozent inzwischen die Ausnahme, so Hohenlohe.

Wichtig ist aber nicht nur die Zahl der Ladepunkte und deren Standorte (in Summe knapp 41.000), sondern eben auch die Frequenz, mit denen diese Ladepunkte genutzt werden und wie viel Strom je Session bezogen wird. So haben sich Hotspots in den großen Metropolen und entlang der wichtigsten Autobahnen gebildet, wie eine Heatmap aus dem Datenbestand von Charging Radar zeigt. Berlin, Hamburg, der Ballungsraum um Rhein und Ruhr, Frankfurt, Stuttgart und München stechen auf der Karte deutlich hervor. „Aber der Nordosten Deutschlands zeigt in der Fläche noch wenig Ladeaktivität“, sagte Hohenlohe zu der Lücke bei unserer Online-Konferenz.

Allein die Top-5-Städte machen knapp 20 Prozent aller Ladevorgänge aus. Auch dort zeigt sich etwa, dass die an DC-Ladern bezogene Energiemenge deutlich zunimmt. Die höchste Auslastung der Ladepunkte hat aber München, aber eher aus unrühmlichem Grund. In der Landeshauptstadt Bayerns gibt es verhältnismäßig wenig DC-Lader und an den vorhandenen AC-Ladepunkten wird einfach länger gestanden als am Schnelllader.

Sich auf AC-Lader zu fokussieren, da Autos ohnehin die meiste Zeit des Tages stehen, ist mit der Erfahrung von Charging Radar für die Städte aber auch kein leichter Weg. „Verwaltungen haben städtebaulich das Problem, dass öffentliche AC-Lader in der Masse schwierig zu realisieren sind. Ladevorgänge wechseln daher in den halböffentlichen Raum, etwa auf die Parkplätze des Einzelhandels. Die Ladeleistung orientiert sich dann aber an der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer in dem halböffentlichen Raum – also sind es in der Regel Schnelllader“, berichtet der Lade-Experte. Die Daten zeigen: Supermärkte, die Fahrstrom anbieten, haben während ihren Öffnungszeiten überdurchschnittlich hohe Auslastungen der Ladepunkte. Ein Geschäftsmodell, das sich also lohnen könnte: „Im (halb-)öffentlichen Raum gibt es eine starke Tendenz in Richtung DC, weil die Menschen das einfacher in ihren Alltag integrieren können.“

7 Kommentare

zu „„Laden in Deutschland – Was sagen die Zahlen?“ – Ludwig Hohenlohe von Charging Radar“
Martin Seiler
08.04.2024 um 16:09
Leider kein Wort zu Ausfallhäufigkeit und sonstige Themen der Zuverlässigkeit, die das Erlebnis an den Ladesäulen schmälern. Zwar scheint der Artikel nachzuweisen, dass das Laden in Deutschland funktioniert, er sagt aber nicht zu welchem Preis. Gerade darauf kommt es aber bei den Benutzern an, wenn es um eine Einschätzung der Elektromobilität geht.
Karsten Wagner
09.04.2024 um 07:52
Wir sind aus einem EFH mit Wallbox in eine Wohnung gezogen (2 E-Fahrzeuge). Das MFH hat keine Wallbox in der TG. Wir sind nun auf öffentliches Laden angewiesen. Die Kosten haben sich mit 0,61 Cent (ENBW) + Parkgebühr mehr als verdoppelt. Das ist einer der Gründe, warum die E-Mobilität nicht so recht vorwärts kommt.
A. Heinig
09.04.2024 um 11:54
Ich wohne in einem EFH mit Wallbox, unterwegs mit dem Tesla am Supercharger, für mich eine perfekte Lösung...nie wieder anders :)
Peter
09.04.2024 um 17:34
Auch ich bin begeistert vom E-Auto fahren und hatte bisher nie Probleme beim Laden. Auf langen Strecken hilft mir das ionity ladenetz gepaart mit der EnBW App eigentlich immer und fast überall laden zu können. Die 35 Cent die bei ionity fällig werden, schlagen sogar dieselfahrer Kosten und in Notfällen ist dann aber eben die EnBW ladesäule mit 65 Cent dran was immer noch einem herkömmlichen Benziner das Wasser reichen kann. Ehrlich gesagt ist das E-Auto Fahren deutlich entspannter was einfach daran liegt dass E- autofahrer scheinbar die höchste Effizienz aus ihrem Fahrzeug holen wollen. Vielleicht liegt es aber auch daran dass wir den ganzen Raserei Stress nicht brauchen und die 130 auf der Autobahn uns völlig ausreichen außer wir wollen mal einen lustigen Drängler abhängen zu verbessern wäre dass die Lade Apps auch wirklich ladestandorten Anzeigen die existieren. Beim Berlinbesuch haben wir das innerstädtische laden aufgegeben weil keine der ladesäulen aufzufinden war die in den lade Apps angezeigt wurde. Daran muss auf jeden Fall gearbeitet werden!
Spock
11.04.2024 um 08:11
Im öffentlichen Raum fehlen einfach die Schnarchlader mit z.B. 3,7 kw an Laternen usw.. Wenn diese wesentlich mehr in die Fläche gebracht würden, könnten Mieter diese über Nacht nutzen wie es Eigenheimbesitzer mit ihren Wallboxen machen. Laternen gibt es genug, der Platz davor ist auch vorhanden (ich spreche hier nicht von Laternen an innerstädtischen Hauptstraßen sondern von Nebenstraßen in Wohngebieten). Es fehlt einzig am Willen der komunalen Entscheider die größtenteils überhaupt keine Ahnung von der E-Mobilität und damit auch das ganze Thema nicht auf dem Schirm haben.
Ralph Mueller-Eberstein
14.04.2024 um 09:00
Ja das kann ich nur bestätigen! DC Laden baue ich nur notgedrungen und mit Bauchschmerzen in den Alltag ein. Immer wenn ich in den Wagen morgens einsteige denke ich: "Eigentlich hätte man jetzt mit genug Ladung losfahren können wenn da wnigstens ein Schnarchlader gewesen wäre. Die Karre stand ja 10 Stunden rum. Aber nein jetzt muss ich noch mal 30min extra für die Fahrt zum Laden einplanen." Und teuer ist und nicht nachhaltig es auch noch. Den billigen weil regenerative Strom gibt es meist nachts und mittags...
Christian
11.04.2024 um 12:11
Wie wahrscheinlich die meisten Nutzer brauche ich DC nur für Langstrecken bei 3-10 Fahrten im Jahr. Bei den "kürzeren Langstrecken" ist es auch AC, da wir dann ohne Ladung durchfahren und vor Ort natürlich günstiger und Akku schonender AC laden. Natürlich ist DC wichtig, im Alltag sehe ich DC aber so gar nicht. Außer ich bin Bordsteinparker und meine normalen Lademöglichkeiten haben versagt. Das sollte aber die Ausnahme sein.

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