Hongqi stellt Elektroautos vor und plant Start in Deutschland

Von der chinesischen Staatskarosse zum Weltauto? Die staatliche FAW-Marke Hongqi hat auf der Automesse in Peking mehrere gefällige Elektroautos präsentiert. Diese sollen in wenigen Jahren in viele Weltmärkte exportiert werden – auch nach Deutschland. Hongqi will im Premium-Segment vor allem bei Audi, BMW und Mercedes wildern. Einige Fragen blieben in Peking aber offen.

hongqi eh7 convertible 2024 04 min
Bild: Hongqi

Die zum chinesischen Staatskonzern FAW gehörende Automarke Hongqi hat auf der Automesse in Peking ein Elektro-Cabrio und mehrere Elektroauto-Studien präsentiert. Die Marke will vor allem im Luxussegment punkten – und auch im Export ihr Glück versuchen. Um zu verdeutlichen, dass man es ernst meint, wurden eigens Journalisten aus dem europäischen und arabischen Raum nach Peking eingeladen, so auch wir von electrive.

Bei Hongqi handelt es sich um die Premiummarke der chinesischen FAW-Gruppe aus Changchun, die unter anderem Fahrzeuge für chinesische Staatsvertreter baut. Viele chinesische Botschaften auf der ganzen Welt sind ebenfalls mit Karossen von Hongqi unterwegs. Seine Elektroautos vermarktet Hongqi wiederum unter einer neuen Submarke namens Hongqi New Energy. Erster Repräsentant dieser Einheit (Motto: „Better Life, better Ride“) ist die im März enthüllte E-Limousine EH7. Diese erhält nun einen Cabrio-Ableger, wie Hongqi mit seinem Auftritt auf der Auto China in Peking offenbart.

Das Elektro-Cabrio namens Hongqi EH7 Convertible ist in Peking in Mintgrün zu sehen. Es soll sowohl als Hecktriebler als auch als Allradler erhältlich sein und mit einer NMC-Batterie von CATL ausgestattet werden. Präziser wird Hongqi an dieser Stelle nicht. Die Abmessungen des Fahrzeugs betragen 4.980 x 1.915 x1.490 mm bei einem Radstand von 3.000 mm. Einziger derzeit publik gemachter Leistungswert ist ein Sprintvermögen von 0 auf 100 km/h in 3,5 Sekunden. Auch auf Nachfrage gaben die Hongqi-Vertreter in Peking keine weiteren Details zum Antrieb oder ihren Zulieferern preis.

Schon mehr Technikdetails gibt es zur verwandten Limousine: Der Hongqi EH7 bietet gleich fünf Antriebsversionen – drei Heck- und zwei Allradantriebe – und leistet in der einmotorigen Konfiguration maximal 253 kW bei einem Antritt von 0 auf 100 km/h in 5,8 Sekunden. Als Allradler ist in der stärksten Motorisierung zusätzlich ein 202 kW starker Frontantrieb verbaut, womit die bereits beim Cabrio genannten 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h drin sein sollen. Als Batterien stehen in der Limousine 75, 85 oder 111 kWh zur Auswahl, womit laut Hongqi eine Reichweite von maximal 820 Kilometern nach chinesischem Testzyklus möglich wird. Die maximale Ladeleistung beziffert der Hersteller auf 365 kW. Die Preise liegen zwischen 229.800 und 309.800 Yuan (ca. 29.600 bis 39.900 Euro).

Die Leistungswerte des Cabrio-Ablegers dürften von diesen Antriebsdaten nur unwesentlich abweichen. Auch optisch übernimmt das neue Modelle die Designmerkmale der Limousine, etwa den geschlossenen Kühlergrill oder die markant geformten Scheinwerfer. Innen verfügt das EH7 Cabrio über einen gebogenen 6-Zoll-Bildschirm, ein 15,5-Zoll-Dual-Screen-Display und ein Augmented Reality Head-Up Display. Preise für das Modell sind noch nicht bekannt.

Flankiert wird der Auftritt des E-Cabrios in Peking durch die Präsentation eines E-Studien-Trios namens E702, E009 und E007. Allesamt werden in Verantwortung von Hongqi New Energy entwickelt. Beim E702 handelt es sich um das Konzept einer elektrischen Flaggschiff-Limousine, beim E009 um eine kleinere Limousine und beim E007 um ein typisches Midsize-SUV. Vor allem letzteres soll in Europa punkten. Diesen Markt bezeichnen die Verantwortlichen von Hongqi bei der Pressekonferenz mehrmals als „besonders wichtig“. Man will es mit Mercedes, Audi und Co. aufnehmen – aber beim Preis unterbieten. Dazu wolle man die Elektroautos für Europa „gut vorbereiten“ und sich als chinesische Luxusmarke mit „unbegrenzter“ Garantie positionieren. Wie das in der Praxis umgesetzt werden soll, blieb allerdings unbeantwortet.

Auf der Hongqi-Website sind unterdessen bei den Elektrofahrzeugen bisher nur das E-SUV E-HS9 und die E-Limousine E-QM5 aufgeführt. Beide sind über fünf Meter lang. Für die Zukunft plant Hongqi nach eigenen Angaben auch Fahrzeugvarianten mit austauschbaren Batterien. Bekannt ist bereits, dass FAW bei Akkus mit BYD kooperiert. In Peking sagten die Manager, dass man mit CATL und BYD zusammenarbeite, das würde also passen.

Beide Seiten läuteten im Februar die Serienproduktion in ihrer neuen gemeinsamen Batteriefabrik in Changchun ein. Diese bietet zum Start eine Jahreskapazität von 15 GWh und soll auf 45 GWh erweitert werden. Produziert werden dort Blade-Batteriepack – zunächst für Hongqi. Überraschend kommt die Kooperation nicht: FAW setzt beispielsweise im E-QM5 bereits seit einiger Zeit auf Blade-Batterien von BYD.

Bei der Blade-Batterie handelt es sich um eine Eigenentwicklung von BYD. Der Name bezieht sich auf das ungewöhnliche Format: Die Pouch-Zellen sind sehr lang und ähneln daher einer Schwertklinge. Die länglichen Zellen, die ausschließlich mit LFP-Chemie hergestellt werden, werden quer zur Fahrtrichtung in die Batteriepacks verbaut. Dabei gibt es aber unterschiedliche Varianten, BYD nutzt in seinen eigenen E-Autos sowohl Cell-to-Pack- als auch Cell-to-Body-Versionen seiner Batteriepacks.

Auch wenn noch viele Fragen offen geblieben sind in China, so wurde mehr als deutlich, dass es der Hersteller ernst meint mit seiner Exportstrategie. Bis 2028 soll die Marke von 500.000 exportierten Autos (Verbrenner, Hybride und Stromer) geknackt werden. Das Portfolio soll bis 2026 bereits 17 Modelle umfassen – darunter sieben rein elektrische Fahrzeuge. Von diesen will Hongqi im Jahr 2027 rund 65.000 und 2028 bereits rund 94.000 global verkaufen. Wobei sich die Chinesen zunächst auf Europa und den Mittleren Osten konzentrieren.

carnewschina.com (Cabrio), carnewschina.com (Konzepte), hongqi-auto.com (E-HS9), hongqi-auto.com (E-QM5) , eigene Recherche vor Ort

0 Kommentare

zu „Hongqi stellt Elektroautos vor und plant Start in Deutschland“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert