Zu „pauschal“: TÜV und VCD monieren Mitnahme-Verbot von E-Tretrollern im ÖPNV

Gegen die generelle Aussperrung von E-Tretrollern zur Mitnahme im ÖPNV formiert sich Widerstand: Der TÜV-Verband warnt bei E-Tretrollern zwar vor „Grauimporten“, hält aber hierzulande zugelassene E-Tretroller für ähnlich sicher wie Pedelecs. Zustimmung kommt vom ökologischen Verkehrsclub VCD.

Die Stellungnahmen beider Verbände sind eine Reaktion auf die Empfehlung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der Verantwortlichen von Verkehrsbetrieben nahelegt, die Mitnahme von E-Tretrollern in Bussen und Bahnen aus Brandschutzgründen zu verbieten. Dieser Empfehlung sind inzwischen zahlreiche Verkehrsunternehmen gefolgt, allen voran in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern. Beispiele sind die Städte München, Bonn und Dortmund. Während die Mitnahme von E-Tretrollern dort verboten ist, bleibt sie für Pedelecs erlaubt.

Eine Expertengruppe der im TÜV-Verband organisierten TÜV-Unternehmen hält nun dagegen, dass in Deutschland zugelassene E-Tretroller „über ein hohes Sicherheits- und Brandschutzniveau verfügen, das mit dem von Pedelecs bzw. E-Bikes vergleichbar ist“. Gewarnt wird aber ausdrücklich vor so genannten „Grauimporten“, also E-Tretroller ohne Betriebserlaubnis in Deutschland.

Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, äußert sich wie folgt: „Die Entscheidung über die Mitnahme von E-Scootern im ÖPNV obliegt den Betriebsverantwortlichen, die bei ihren Sicherheitsabwägungen verschiedenste Aspekte in Betracht ziehen müssen. Dennoch sehen wir ein Mitnahmeverbot kritisch, da E-Scooter über ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie Pedelecs verfügen und mit der unabhängigen Drittprüfung als Voraussetzung für die Allgemeine Betriebserlaubnis eine zusätzliche Sicherheitsebene eingezogen ist.“

Hintergrund ist, dass serienmäßig produzierte E-Scooter-Modelle eine unabhängige Prüfung durchlaufen müssen, bevor sie vom Kraftfahrt-Bundesamt eine Straßenzulassung erhalten. Im Rahmen dieser technischen Prüfung werden laut Goebelt umfangreiche Tests der Batteriesicherheit vorgenommen. Die Prüfungen erfolgen dabei auf der Grundlage umfassender gesetzlicher und normativer Anforderungen.

Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert vor dem Hintergrund der TÜV-Einschätzung, zugelassene E-Tretroller nicht pauschal auszusperren. „Für die Verkehrswende ist es essenziell, einfach und schnell zwischen Verkehrsmitteln wechseln zu können. Einen E-Scooter im Bus mitzunehmen, macht es leichter, auf das Auto zu verzichten – ein Verbot wäre deshalb nur dann sinnvoll, wenn die Batterien wirklich eine Gefahr darstellten“, so der Club in einer Mitteilung.

tuev-verband.de, vcd.org

1 Kommentar

zu „Zu „pauschal“: TÜV und VCD monieren Mitnahme-Verbot von E-Tretrollern im ÖPNV“
Max
29.04.2024 um 21:25
Schön, dass Organisationen hier den Mund aufmachen, um pauschalen und unverhältnismäßigen Ausschlüssen entgegenzutreten. Ist die Brandgefahr wirklich die Motivation des VDV für seine Empfehlung gewesen? Denn falls ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein Tretroller in der Bahn Feuer fängt anstatt zuhause am Ladegerät. Ich vermute, dass die Verkehrsbetriebe sorgen haben, dass Leih-Tretroller im ÖPNV transportiert und dort sorglos stehen-/liegengelassen werden, und private Eigner sind die Leidtragenden.

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