BYD hat schon erste Feststoffzellen produziert

Der chinesische Auto- und Batteriehersteller BYD hat bereits im vergangenen Jahr erste Feststoffzellen gefertigt. Die Quelle hierfür ist kein anonymer Informant, sondern der Chief Technology Officer des Batteriegeschäfts. Von einer zeitnahen Serienproduktion geht BYD aber nicht aus.

byd 2024 001
Bild: BYD

Wie Sun Huajun, CTO des Batteriegeschäfts, laut chinesischen Medien bei einer Forumsveranstaltung zu Feststoffbatterien angab, hat das Unternehmen 2024 auf seiner Pilotproduktionslinie bereits erste Feststoffzellen mit 20Ah und 60 Ah gefertigt. Die Portale CN EV Post und Car News China haben anhand einer Videoaufzeichnung des Vortrags darüber berichtet.

Laut dem Batterie-CTO rechnet BYD selbst damit, etwa um das Jahr 2027 mit dem „Demonstrationseinsatz“ von Feststoffbatterien beginnen will. Zu den bisher produzierten Stückzahlen der Prototyp-Zellen machte er aber keine Angaben. Und selbst nach den Demo-Einsätzen ist noch kein zeitnaher Start der Serienproduktion geplant: Eine wirklich großflächige Einführung von Festkörperbatterien könne möglicherweise erst nach 2030 erfolgen, wird Sun in den Berichten zitiert.

Und auch bei der Konkurrenz geht Sun nicht von einem nennenswert früheren Einsatz der Technologie aus. „Betrachtet man die Branche als Ganzes, machen verschiedene Akteure etwa ähnliche Fortschritte“, so BYDs Batterie-CTO. Tatsächlich hatte Wu Kai, Chefwissenschaftler von CATL, bei einer Veranstaltung im April 2024 erklärt, dass der Batterie-Marktführer CATL im Jahr 2027 die ersten Feststoff-Zellen in kleinen Stückzahlen herstellen will – also ähnlich wie BYD. Bei der Produktion großer Stückzahlen werde es jedoch immer noch zu Problemen, unter anderem hinsichtlich der Kosten, kommen, so Wu.

In dem Fachvortrag verkündete Sun zudem, dass sich BYD bei der Entwicklung der Feststoffzellen auf Sulfid-Elektrolyte konzentriert – offenbar getrieben von „Kosten- und Prozessstabilitätsüberlegungen“. Laut dem BYD-Manager könnten „ab einem bestimmten Nutzungsumfang“ die Kosten für Feststoffzellen mit Sulfid-Elektrolyten theoretisch ein vergleichbares Niveau heutiger NCM-Zellen mit Flüssigelektrolyt erreichen. Noch seien aber – gerade bei den Sulfid-Elektrolyten – die Mengen zu gering: „Es macht nicht wirklich viel Sinn, über Kosten zu sprechen, wenn es keine Menge gibt.“ Weitere Technologiewege für Feststoff-Zellen sind Oxide und Polymere. Einem Bericht aus dem November 2024 zufolge soll sich auch CATL für die Sulfide entschieden haben.

Wenn der derzeitig noch flüssige Elektrolyt in einer Batteriezelle durch einen Feststoff ersetzt wird, bietet das in der Theorie einige Vorteile. Da der brennbare Flüssig-Elektrolyt entfällt, sind Feststoffzellen in der Regel sicherer. Zugleich sind höhere Energiedichten und mehr Leistung möglich, was in einer höheren Reichweite und kürzeren Ladezeiten resultieren würde. Obwohl viele Unternehmen und Institutionen aufgrund dieser Vorteile seit Jahren an der Technologie arbeiten, sind Batteriezellen mit „echtem“ Festelektrolyt noch sehr selten – wie auch der Zeitplan von BYD nahe legt. Teilweise kommt heute schon ein halbfester, Gel-artiger Elektrolyt zum Einsatz, der auch als Feststoff bezeichnet wird. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um eine sogenannte „Semi Solid-State Battery“ (SSSB), während es bei BYD und CATL um „All Solid-State Batteries“ (ASSB) mit tatsächlich festem Elektrolyten geht.

BYD ist heute vor allem für seine Blade-Batterien mit LFP-Zellchemie bekannt. Diese Lithium-Eisenphosphat-Zellen gelten als robuster und günstiger als Zellchemien auf Basis von Nickel und Kobalt, haben aber in der Regel eine geringere Energiedichte. Die Car News China zitiert in ihrem Bericht neben Sun auch Lian Yubo, BYDs Chefwissenschaftler, Chefingenieur für Kraftfahrzeuge und Dekan des Automotive Engineering Research Institute. „Festkörperbatterien werden hauptsächlich in High-End-Modellen verwendet, die sich gegenseitig mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien ergänzen und in Fahrzeugen unterschiedlicher Niveaus eingesetzt werden“, so Lian, der davon ausgeht, dass LFP-Zellen noch mindestens 15 bis 20 Jahre eingesetzt werden.

cnevpost.com, carnewschina.com

2 Kommentare

zu „BYD hat schon erste Feststoffzellen produziert“
Frank
18.02.2025 um 12:06
Autonom fahrende Kleinwagen, potentieller Einsatz von deutlich verbesserter Akkutechnologie. Die "guten" Nachrichten für VW & Co. wollen einfach nicht abreißen. Aber Halt! Vielleicht kann ja Frau Daniela Cavallo, mit Ihrem Veto, den Einsatz bei BYD verhindern. Dann hätte Standort Deutschland nochmal Glück gehabt.
Mino
18.02.2025 um 17:52
Es ist schon etwas ernüchternd: Wenn man sich die Entwicklung der Elektroautos in China anschaut und sie mit den einst so angesehenen deutschen Automarken vergleicht, erinnert das ein wenig an den Übergang von Nokia zu Apple. 2024 hat BYD bewiesen, dass Elektroautos nicht teurer sein müssen als Verbrenner. Und sie haben Wort gehalten – mit der Folge, dass die Preise für Mercedes, BMW und Audi auf dem chinesischen Markt deutlich gesenkt werden mussten.Ein Jahr später, 2025, ging BYD noch einen Schritt weiter: Sie erklärten, dass autonomes Fahren für alle zugänglich sein sollte. Heute sind selbst Modelle unter 10.000 Euro mit automatisierten Fahrfunktionen ausgestattet. Das zeigt, wie sehr sich die Philosophie des Autobaus in China gewandelt hat. Früher galt: Die Hardware bestimmt die Qualität eines Autos. Doch mit der Verbreitung von Elektrofahrzeugen ist diese Regel längst überholt. Die komplexe Technik eines Verbrennungsmotors ist kein Hindernis mehr, die Produktion ist einfacher geworden, und die Software hat die Führungsrolle übernommen. Kein Wunder also, dass man inzwischen vom „softwaredefinierten Auto“ spricht.Ein weiterer Meilenstein ist die Standardisierung von Batteriesystemen, vorangetrieben von CATL, sowie die zunehmende Verbreitung von Wechselakkus. In China ist das Laden mittlerweile so einfach und schnell wie das Tanken – ein Fortschritt, der den deutschen Marken auf dem chinesischen Markt die letzten Wettbewerbsvorteile genommen hat.Als Deepseak, eine neue Softwareplattform, vorgestellt wurde, kündigten BYD und andere chinesische Hersteller umgehend an, diese bei der nächsten OTA-Update-Runde in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Solche Geschwindigkeit? In Deutschland undenkbar.Während BYD aktuell 1200-Volt-Batteriesysteme testet, arbeiten wir hier noch mit 400 Volt. BYD hat diese Technologie bereits 2018 hinter sich gelassen und 800-Volt-Systeme eingeführt. Heute beginnen deutsche Premiumhersteller gerade erst, diese Technik in ihren Luxusmodellen zu etablieren. Der Rückstand? Zwei Generationen.Wir neigen oft dazu, chinesische Autos mit einem Lächeln abzutun – zu viele Bildschirme, zu viele „Spielereien“. Doch dabei übersehen wir, dass Software mittlerweile der Schlüssel zur Fahrzeugentwicklung ist. Für viele Chinesen wirken unsere einstigen Vorzeigeprodukte wie Relikte aus einer vergangenen Ära, während Elektroautos längst den Mainstream darstellen.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Mino Antwort abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert