BYD erwägt drittes Europa-Werk und Batteriefabrik

Der chinesische Hersteller BYD will vor dem Hintergrund der Zölle auf Elektrofahrzeug-Importe aus China ein weiteres Werk in Europa bauen. Außerdem wird eine Batterieproduktion in Europa diskutiert. Eilig haben es die Chinesen bei der Entscheidung aber nicht.

Bild: BYD

Eine Entscheidung über einen Standort für das dritte Fahrzeugwerk könnte in den nächsten anderthalb Jahren fallen, sagte BYD-Managerin Stella Li. Wann dieses Werk dann in Betrieb gehen könnte, gab die Europa-Chefin von BYD nicht an. Eine grobe Hausnummer gibt es aber: Das erste Europa-Werk in Ungarn hatte das Unternehmen Ende 2023 angekündigt, Ende 2025 soll die Produktion anlaufen – also grob zwei Jahre. Würde BYD also bei dem dritten Fahrzeugwerk in Europa ähnlich verfahren, könnte nach einer Standort-Entscheidung im Spätsommer/Herbst 2026 wohl in der zweiten Jahreshälfte 2028 das erste Auto gebaut werden. Das ist aber Spekulation und nicht vom Unternehmen bestätigt.

Nach vager blieb Stella Li bei einem weiteren Vorhaben: BYD plane außerdem, in Europa Batterien für Elektrofahrzeuge herzustellen, so die hochrangige Managerin. Hier werde aber sowohl der mögliche Standort als auch der genaue Zeitpunkt noch diskutiert, wird Li etwa von Bloomberg zitiert.

Mit der kurz vor der Eröffnung stehenden Fabrik in Ungarn, in der etwa zum Start der Dolphin und Atto 3 vom Band laufen sollen, sowie dem geplanten Werk in der Türkei hat BYD seine Ambitionen einer lokalen Produktion in Europa bereits deutlich gemacht. Mit einem dritten Standort und einer Batterieproduktion würde das chinesische Unternehmen über eine nennenswerte Produktionskapazität in Europa verfügen und könnte eine Bandbreite an verschiedenen Modellen aus lokaler Fertigung anbieten. Und mit der Batteriefabrik würde ein größerer Anteil der Wertschöpfung auf Europa entfallen.

Die Logik hinter der möglicherweise ausgedehnten Europa-Produktion ist klar: Werden die Fahrzeuge in Europa gebaut, fallen weder die regulären Einfuhrzölle noch die hohen Sonderzölle beim Import von in China hergestellten Elektrofahrzeugen in die EU an, die 2024 in Kraft getreten sind. Trotz Zöllen und/oder Investitionen in europäische Werke bleibt der EU-Markt für chinesische Hersteller attraktiv, weil sie eher höhere Preise verlangen können als in China. Dort tobt seit einiger Zeit ein erbitterter Preiskampf.

Die Ambitionen in Europa hat BYD zuletzt auch mit einigen Neuzugängen im europäischen Management unterstrichen: Zum Dezember 2024 wurde die frühere Stellantis-Managerin Maria Grazia Davino als Regional Managing Director für Deutschland, die Schweiz, Polen, Österreich und die Tschechische Republik verpflichtet, mit ihr wechselten auch einige Landes-Manager von Stellantis zu BYD. Und Anfang Februar hat BYD erstmals einen Sales-Direktor für Deutschland ernannt – besetzt wurde dieser Posten mit einem Manager von Konkurrent SAIC.

Weshalb BYD dennoch zögert, ist aber auch bekannt: Das Europageschäft hat sich für die chinesischen Hersteller bisher nicht wie gewünscht entwickelt, der Absatz stagniert oder sinkt sogar je nach Marke schon wieder. Bloomberg verweist allerdings auf die Januar-Zahlen von Jato Dynamics, nach denen BYD 44 Prozent mehr Autos in Europa verkauft hat als SAIC, das mit der Marke MG Motor als Vorreiter der chinesischen Hersteller in Europa beim Absatzvolumen gilt.

bloomberg.com

6 Kommentare

zu „BYD erwägt drittes Europa-Werk und Batteriefabrik“
Raf qpsk
03.03.2025 um 13:22
Wieso übernimmt BYD nicht einfach das deutsche Tesla Werk?
Stefanie
03.03.2025 um 17:03
Lustig. Dieselbe Idee hatte ich ebenfalls ;-) Zum Glück existieren noch ausreichend Kandidaten zur Übernahme (Wolfsburg, Braunschweig, Zwickau, Emden, Hannover ... )
Hansen
03.03.2025 um 14:20
Mehr Wettbewerb wird dem europäischen Automarkt und insbesondere den Konsumenten zugutekommen. Ich wünsche den asiatischen Herstellern ein erfolgreiches Hochfahren ihrer Werke und allzeit Guten Absatz.
kokolores
03.03.2025 um 15:42
Das Ford-Werk in Saarlouis schließt dieses Jahr. Dort kann BYD gleich nahtlos weiter produzieren.
Uwe Bosse
04.03.2025 um 11:30
In Deutschland E-Autos bauen und Arbeitsplätze gründen klingt erstmal gut, aber eine Hürde ist dabei vielen Investoren viel zu hoch: Die wirklich tarifgebundenen Produktions-Arbeitsplaetze. Die Kosten pro Person machen der gesamten Industrie zu schaffen. Es sei denn, man legt die Produktion gleich von vornherein auf überwiegend robotergeführt aus. Die Japaner haben das in den 19-70er Jahren schon gemacht, die Chinesen haben nachgezogen. Das wäre die Chance, kostengünstig zu produzieren und damit international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Automatisierungsgrad
04.03.2025 um 16:13
Die Chinesischen Automobilkonzerne sind, ähnlich wie Tesla, bereits weit in der Automatisierung verschiedener Produktionsumgebungen fortgeschritten. Ob ich als BYD nun in China oder Dtl. produziere macht nicht mehr soviel aus. Die anteiligen Lohnkosten an den Produktionsgesamtkosten stagnieren leicht. Energiekosten sind da eine größere Hürde - mit Solar und Co. aber alles kein Thema.

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