Siemens fokussiert Ladesparte auf Schnelllader

Der deutsche Konzern Siemens hat eine strategische Neuausrichtung seines Geschäfts mit Ladelösungen beschlossen. Die Sparte soll sich künftig auf Schnelllade-Infrastruktur konzentrieren. Mit dem Beschluss geht auch der Abbau von etwas mehr als einem Drittel der Stellen einher – wohl vor allem in Leipzig.

siemens sicharge d 400 kw ladestation charging station 2024 01 min
Bild: Siemens

Weltweit beschäftigt Siemens mehr als 1.300 Mitarbeiter im Geschäft mit Ladelösungen für Elektrofahrzeuge. Nun sollen insgesamt rund 450 Stellen (fast 35 Prozent) bis Ende des Geschäftsjahres 2025 wegfallen, allein 250 davon in Deutschland.

Hintergrund des Stellenabbaus ist eine strategische Neuausrichtung der Sparte. „Aktuell besteht im Markt ein starker Preisdruck und ein begrenztes Wachstumspotenzial für Ladesäulen im unteren Leistungsbereich. Daher fokussiert sich das Geschäft auf Marktsegmente wie die Schnell-Ladeinfrastruktur für Depot und Flotten sowie das Laden unterwegs“, teilt Siemens mit. „Darüber hinaus ist beabsichtigt, das Geschäft regionaler aufzustellen, um die Märkte mit teils unterschiedlichen Ladestandards zielgerichteter und schneller bedienen zu können.“

Details zu dieser Regionalisierung gibt es aktuell noch nicht. Auch bei dem Stellenabbau werden nur die 450 Arbeitsplätze insgesamt und 250 in Deutschland genannt, aber noch keine Abteilungen oder Bereiche, die betroffen sind. Denn offiziell handelt es sich auch noch nur um Pläne des Siemens-Managements „zur weiteren Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit“, die jetzt der Arbeitnehmervertretung vorgestellt wurden.

Endet die Produktion der Sicharge D in Leipzig?

Es zeichnet sich aber ab, dass im Falle der Lade-Sparte vor allem ein Standort betroffen sein wird: Wie die „Leipziger Volkszeitung“ berichtet, soll die Produktion von Ladesäulen im Werk Leipzig enden. „Bei Siemens in Leipzig heißt es, dass das Geschäft mit den Ladesäulen europaweit in das Werk in Corroios (Portugal) konzentriert werden soll“, schreibt die LVZ. In Leipzig arbeiten in der Ladesäulen-Produktion rund 250 Menschen – also genau jene Stellenanzahl, die in Deutschland wegfallen soll. Pikant: Dort wird mit der Schnellladesäule SiCharge D ausgerechnet ein Produkt für den geplanten Schnelllade-Fokus hergestellt. Die bisher parallel betriebene Fertigung in Portugal dürfte aber günstiger sein als der traditionsreiche Standort in Böhlitz-Ehrenberg. Bestätigen wollte Siemens das Ende der Schnelllader-Produktion in Leipzig noch nicht: Was die Entscheidung der Zentrale in München genau für den Standort und seine Beschäftigten bedeute, „könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen“, erklärt eine Sprecherin der LVZ. Eine Schließung des Werks sei aber nicht geplant.

„Betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland sind dabei ausgeschlossen. Ziel ist, die künftige Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Geschäfte zu stärken und Investitionen in Wachstumsmärkte zu ermöglichen“, so das Unternehmen. Man bekenne sich weiterhin klar zum Industriestandort Deutschland. Und auch der Personalbestand von Siemens in Deutschland bleibe trotz der Stellenstreichungen im Ladegeschäft und den parallel verkündeten Maßnahmen in der Automatisierungssparte (5.600 Stellen weltweit, davon 2.600 in Deutschland) „insgesamt in der Tendenz konstant, da in anderen, wachsenden Bereichen rekrutiert wird“.

Im Falle der Lade-Sparte könnte auch die geplante Ausgliederung eine gewisse Rolle gespielt haben – diesen Schritt hatte Siemens im September 2024 angekündigt. Konkret sollen die Business Unit Siemens eMobility und der Anfang 2024 übernommene Ladeinfrastruktur-Spezialist Heliox in einer eigenen rechtlichen Struktur zusammengeführt und auf eigene Beine gestellt werden. Die Bereiche Schnellladen, Depotladen und Flottenladen versprechen ein profitableres Geschäft als etwa AC-Lader, bei denen es deutlich schwieriger ist, sich vom Wettbewerb abzuheben – außer über den Preis. So liegt es nahe, dass sich eine rechtlich und bilanziell eigenständige Einheit eher auf renditeträchtige Bereiche fokussiert.

Tatsächlich hatte Matthias Rebellius, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO von Siemens Smart Infrastructure, in seinem Statement zur vorgesehenen Ausgliederung im vergangenen Herbst genau das angekündigt: „Mit der neuen Aufstellung ist das eMobility Geschäft in der Lage, sich auf Geschäftsfelder mit hohem Potenzial und auf strategisch relevante Regionen zu konzentrieren und dadurch die Profitabilität zu steigern.“ Offiziell bestätigt ist der Zusammenhang vom Unternehmen nicht, es ist von „veränderten Bedingungen in zentralen Märkten“ die Rede, welche „jeweils Kapazitätsanpassungen notwendig“ machen.

siemens.com, lvz.de

1 Kommentar

zu „Siemens fokussiert Ladesparte auf Schnelllader“
Ralf Wagner
19.03.2025 um 17:47
Die AC Ladestationen, made in China kamen nie richtig in Stückzahlen. Die Fernost Produktion ist nun mal der Lauf der Dinge, aber man muss als Auftraggeber klare Vorgaben stellen.Schade ist, dass es mittlerweile bei Modulen der Leistungselektronik ebenfalls günstiger ist zuzukaufen, als selbst die Wertschöpfung zu haben.

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