Airbus nennt neue Details zu Wasserstoff-Flugzeug

Auch wenn Airbus erst im Februar mitgeteilt hat, dass sich die Entwicklung seines ersten Wasserstoff-Flugzeugs verzögert, so hat der Konzern auf seiner Hausmesse in Toulouse nun neue Details zu seinen Plänen bekanntgegeben. Das Projekt ist also längst nicht beerdigt.

Bild: Airbus

Auf dem Airbus Summit 2025 in Toulouse hat Airbus seinen aktuellen Plan für die Zukunft der kommerziellen Luftfahrt in den kommenden Jahrzehnten vorgestellt. Dabei präsentierte Airbus auch seinen überarbeiteten ZEROe-Projektplan zur Weiterentwicklung der Technologien für wasserstoffbetriebene Flüge vor. Dabei bekräftigte Airbus sein Engagement für die Markteinführung eines kommerziell nutzbaren brennstoffzellenbetriebenen Verkehrsflugzeugs.

Bruno Fichefeux, Leiter Zukunftsprogramme bei Airbus, sagte: „Wasserstoff ist das Herzstück unseres Engagements für die Dekarbonisierung der Luftfahrt. Obwohl wir unseren Fahrplan angepasst haben, bleibt unser Engagement für wasserstoffbetriebene Flüge ungebrochen. Wie im Automobilsektor haben vollelektrische Flugzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen das Potenzial, den Luftverkehr langfristig zu revolutionieren und den Weg zu nachhaltigen Flugkraftstoffen zu ergänzen.“

Auf dem Summit stellte Airbus ein neues Konzepts eines Wasserstoff-Flugzeugs vor, das von vier 2-Megawatt-Elektromotoren angetrieben wird. Jeder Motor wird von einem Brennstoffzellensystem angetrieben, das Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umwandelt. Die vier Brennstoffzellensysteme sollen dabei über zwei Flüssigwasserstofftanks versorgt werden. Das Konzept soll in den kommenden Jahren weiter verfeinert werden, da zusätzliche Tests dazu beitragen werden, die Technologien für die Speicherung und Verteilung von Wasserstoff sowie die Antriebssysteme weiterzuentwickeln.

In den Augen von Airbus bietet sich Wasserstoff vorerst für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge mit 100 bis 200 Sitzen und einer Reichweite von zwischen 1.000 und 2.000 nautischen Meilen an, das wären 1.850 bis 3.700 Kilometer.

Glenn Llewellyn, Leiter des ZEROe-Projekts bei Airbus, sagt: „In den letzten fünf Jahren haben wir verschiedene Wasserstoffantriebskonzepte untersucht, bevor wir uns für dieses vollelektrische Konzept entschieden haben. Wir sind überzeugt, dass es die erforderliche Leistungsdichte für ein wasserstoffbetriebenes Verkehrsflugzeug bieten und sich mit zunehmender technologischer Weiterentwicklung weiterentwickeln kann. In den kommenden Jahren werden wir uns auf die Weiterentwicklung der Speicher-, Verteilungs- und Antriebssysteme konzentrieren und uns gleichzeitig für den notwendigen regulatorischen Rahmen einsetzen, um die Flugtauglichkeit dieser Flugzeuge zu gewährleisten.“

Um die Herausforderungen bei der Handhabung und Verteilung von Flüssigwasserstoff im Flug zu bewältigen, hat Airbus in Zusammenarbeit mit Air Liquide Advanced Technologies im französischen Grenoble das Liquid Hydrogen BreadBoard (LH2BB) entwickelt. Für 2027 sind im Electric Aircraft System Test House in München integrierte Bodentests geplant. Dabei werden der Antriebsprüfstand und das Wasserstoffverteilungssystem für eine umfassende Systemvalidierung kombiniert.

Airbus hatte im Jahr 2020 drei Konzepte für das weltweit erste emissionsfreie Verkehrsflugzeug vorgestellt, das bis 2035 seinen Dienst aufnehmen könnte. Alle diese Konzepte mit dem Codenamen „ZEROe“ setzten auf Wasserstoff als Hauptenergiequelle. In den Folgejahren wurden die Konzepte verfeinert. 2023 stellte Airbus dann ein 1,2-MW-Wasserstoffantriebssystem vor, und 2024 wurden die End-to-End-Tests eines integrierten Brennstoffzellenstapels, von Elektromotoren, Getrieben, Wechselrichtern und Wärmetauschern abgeschlossen. Im Februar 2025 teilte das Unternehmen aber mit, die Entwicklung eines Wasserstoff-Flugzeugs zu verschieben, da die Technologie langsamer vorankomme als gedacht und das Wasserstoff-Ökosystem ebenfalls.

Wann Airbus die Zulassung für ein Wasserstoff-Flugzeug nun tatsächlich anpeilt, ging aus dem Update in Toulouse nicht hervor. Laut einem Golem-Bericht könnte es irgendwann zwischen 2035 und 2040 soweit sein.

airbus.com, golem.de, sueddeutsche.de

4 Kommentare

zu „Airbus nennt neue Details zu Wasserstoff-Flugzeug“
ganzjahresreichweite
31.03.2025 um 10:24
Die erwähnte Leistungsdichte des FC-Antriebes wird sich sicher in den nächsten Jahren deutlich steigern. Das spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Die Speicherdichte von H2 ist entscheidend. Und da ist mit flüssigem H2 bereits das Ende des machbaren erreicht. Aber flüsser H2 braucht halt auch sehr viel Platz. Es fällt entweder die Hälfte der Sitzplätze weg (Bilder von Airbus selbst), oder bei externen Tanks wird der Luftwiderstand deutlich erhöht und der Verbrauch steigt. So oder so: das ist technisch bestimmt machbar, aber ökonomisch wird sich der Preis pro Passagier mindesdens verdoppeln. Und bei allem Optimismus hinsichtlich emmisionsarmer Technologie: die Kosten müssen auch passen.
Stefan
01.04.2025 um 12:47
Für einen Flug von Deutschland in die Türkei, nach Mallorca oder den Kanaren wird es reichen. Für längere Strecken werden sich dann auch Lösungen finden. Weniger Klimaschädliches Fliegen wird in 20 Jahren sowieso (deutlich?) teurer sein wie heute.
Matthias
01.04.2025 um 00:41
Wenn H2 nicht in Turbinen zu Dampf verbrannt wird, sondern aus den Brennstoffzellen flüssig austritt, dann gibt es keine sichtbaren Kondensstreifen und "Chemtrails" mehr, die Bewölkung wird reduziert, und der Ertrag von PV-Anlagen wird besser.
Egon Kohler
01.04.2025 um 11:12
Solange billiger Fossil-Treibstoff verfügbar und erlaubt ist, haben weder H2 noch eFuels irgendeine Chance. Wie schon erwähnt kommen für die kommerzielle Fliegerei aber nur Energiespeicher (/Treibstoffe) mit sehr hoher Energiedichte in Frage, von daher dürfen wir gespannt sein wie's weitergeht, regulatorisch und technisch. Jedenfalls Hut ab vor Airbus für das Erreichte und das Konzept: 4x2MW, 2000Meilen, 200 Plätze - damit liesse sich in der Praxis was anfangen.

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