Auch Cupra beendet Agenturvertrieb

VW und Audi haben das Ende des Agenturvertriebs für ihre Elektroautos schon beschlossen, bis jetzt hat nur Cupra an dem Vertriebsmodell festgehalten. Doch jetzt endet auch dieser Sonderweg – offenbar mit Blick auf die Abläufe bei den Händlern.

seat cupra born vz 2024 03 min
Bild: Cupra

Das hat eine Seat-Sprecherin der Automobilwoche bestätigt. „Cupra hat beschlossen, seine vollelektrischen Modelle Born und Tavascan in Europa vom Agenturmodell auf das indirekte Vertriebsmodell umzustellen“, so die Sprecherin. Damit ist das Aus für das Agenturmodell im VW-Konzern quasi besiegelt.

Die vollständige Umstellung auf das indirekte Vertriebsmodell mit klassischen Händlern will Seat dem Bericht zufolge im kommenden Jahr abschließen. Bei der Marke VW läuft es auf eine Umstellung zum Jahreswechsel 2025/2026 hinaus, nachdem die entsprechenden Händlerverträge im Dezember 2024 mit einer Zwölf-Monats-Frist gekündigt wurden. Das soll dem Vernehmen nach auch lange der Zeitplan für Audi gewesen sein, doch unter dem neuen Deutschland-Vertriebschef ziehen die Ingolstädter den Schritt schon auf Juli vor.

Im November 2024 hatten innerhalb des VW-Konzerns die Marken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Skoda und Audi an einem „Überprüfungsprozess“ teilgenommen, bei dem in den Märkten Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich das Pro und Contra für das Agenturmodell abgewogen wurde – mit dem bekannten Ausgang, dass das Agenturmodell abgeschafft wird. Pikant: Zu Beginn der Überprüfung hatten die Wolfsburger direkt klar gestellt, dass Cupra unabhängig von den anderen Marken beim Agenturmodell bleiben soll, um „weitere Erfahrungen zu sammeln“. Der Sonderweg wird nun also schon einkassiert, bevor auch nur eine der anderen Marken die Umstellung tatsächlich vollzogen hat.

Cupra will mit der Entscheidung vor allem die Arbeit für die Händler und speziell die Mehr-Marken-Betriebe vereinfachen. „Wir werden das BEV-Agenturmodell in den EU-Märkten einstellen, um die Abläufe für unsere Mehrmarkenhändler zu vereinfachen“, wird die Unternehmenssprecherin weiter zitiert. „In Märkten, in denen wir über eine vollständig etablierte Produktpalette verfügen, werden wir weiterhin mit dem unechten Agenturmodell arbeiten.“

Seine MEB-Modelle verkauft VW seit 2020 über das Agenturmodell. Dabei ist nicht mehr der Händler vor Ort der Vertragspartner des Kunden, sondern nur noch ein „Vermittlungsagent“. Dafür erhält der Händler eine im Vorfeld festgelegte Summe je Fahrzeug, offiziell bestellt der Kunde aber direkt bei VW – der Hersteller will so die Vorteile des Direktvertriebs (z.B. den direkten Kundenkontakt) nutzen, aber gleichzeitig auch das große Händlernetz erhalten.

Bei den Händlern war das Agenturmodell nie wirklich beliebt, da die pauschale Vergütung je Vertragsabschluss deutlich geringer ausfällt als im klassischen Vertrieb, bei dem der Händler das Fahrzeug beim Hersteller einkauft und mit einer eigens gesetzten Marge an den Kunden weiterverkauft. Daher gab es für viele Händler auch nur ein geringes Interesse, bei Kunden, die sich bei der Antriebsart ihres nächsten Autos noch nicht sicher waren, wirklich in Richtung E-Auto zu beraten – wenn die eigene Marge beim Verkauf eines Verbrenners oder Hybrids deutlich höher ausfällt. Die Hersteller wiederum hatten sich von dem Modell geringere Vertriebskosten erhofft.

automobilwoche.de

8 Kommentare

zu „Auch Cupra beendet Agenturvertrieb“
Hugo Müller
09.05.2025 um 15:04
Man fragt sich, welche Intelligenzbestien sich solche Modelle erdacht haben (frisch von der Unternehmensberatung?) und welche noch größeren sie durchwinkten. Der einzige Vorteil für den Händler wäre das Rücknahmerisiko bei Finanzierung/Leasing. Wenn muss man es für alle Fahrzeuge durchsetzen. Aber da man bei VV Servicepartner haben will....
Hilmy
10.05.2025 um 08:38
VW wollte sich mit dem Agenturmodell die tollen Margen von Tesla holen. Damit haben sie die Marge der Händler gesenkt und den Kunden die Möglichkeit genommen die Preise runter zu verhandeln. Dies hat aber nicht funktioniert.Die Händler haben lieber mit höherer Marge Verbrenner verkauft und die Kunden haben lieber bei Verbrenner oder anderen Händlern verhandelt. Blöd gelaufen
Steve M.
10.05.2025 um 21:57
Hintergrund ist die sinkende Nachfrage nach EAutos. Als das Geschäft bumte, wurden die Gewinne eingefahren und die Händler mit niedrigen Vermittlungsprovisionen abgespeist. Die Händler mussten die E-Auto Neuwagen im Agenturgeschäft nicht bezahlen. Will der Händler zukünftig EAutos vertreiben muss er sie nun vom Hersteller kaufen. Die Vorführwagen-Pflicht wird dann natürlich, wie für die Verbrenner, auch ein Bestandteil des neuen Händlervertrags sein. Und so hat der Hersteller schonmal garantierte Stückzahlen nur über das Händlernetz. Bin gespannt wie lange sich die Händler und Händlerbeiräte das noch gefallen lassen.
Aztasu
11.05.2025 um 11:56
Lol völlig falsch
Frank
12.05.2025 um 21:28
Als langjähriger Tesla-Kunde kann ich über dieses Drama nur den Kopf schütteln.Letzte Woche habe ich mal ganz kurzfristig eine Probefahrt mit einem Model Y gebucht. Als Self Service. Auf der Web Site einen Standort und Termin ausgesucht. App auf dem Smartphone fix befingert und ein Foto vom Führerschein hochgeladen. Dann zum Standort gefahren, in diesem Fall ein Supercharger, und zur gebuchten Zeit ins Auto gesetzt und eine Stunde mit dem Auto Erfahrungen gesammelt. Dann wieder abgestellt. Kein Kontakt mit irgendeinem schmierigen Verkäufer. Super geschmeidige Erfahrung. Das Auto hat mir persönlich sehr gefallen und wäre wohl mein nächstes. Aber das muss natürlich jeder selbst entscheiden.Die Marken des VW Konzerns haben noch extrem viel Luft nach oben. In jeder Hinsicht.
Otto
15.05.2025 um 10:13
wer kauft sich denn heute noch einen Tesla? Trump-Fan????
Tom
15.05.2025 um 12:10
Derjenige, der zwischen Produkten eines Herstellers und der Meinung eines CEO unterscheiden kann.
Aztasu
14.05.2025 um 16:50
Da hat wohl eher Tesla noch sehr viel Luft nach oben. Konstruktionsqualität ist mittelmäßig und war mal richtig schlecht, den Autos fehlt fast alles an moderner Ausstattung und Funktionen. Kundenservice nach dem Kauf ist quasi nicht vorhanden, es geht bei Teslas Kinderservice nur um Akquise, und nicht mal das scheint zu funktionieren weil das Gesamtpaket einfach nicht stimmt.

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