Üstra testet bei Hannover autonomen E-Bus von Karsan

Der Hannoveraner ÖPNV-Betreiber Üstra will im Projekt albus einen vollautomatisierten E-Bus im Linienverkehr testen. Zum Einsatz kommt dabei ein Modell des türkischen Herstellers Karsan mit Technologie von ADASTEC. Der autonome E-Bus soll in Burgdorf nordöstlich von Hannover zum Einsatz kommen.

Bild: Üstra/B&B.

Der Projektname albus steht für „Autonomer Linien-Bus“. Er soll in Burgdorf auf einer rund sieben Kilometer langen Strecke durch die Stadt fahren – im regulären Mischverkehr mit bis zu 40 km/h. Der Elektrobus bedient dabei 13 Haltestellen, durchquert zehn Ampelkreuzungen und soll urbane Herausforderungen wie Kreisverkehre und Fußgängerüberwege vollkommen autonom bewältigen. Dabei handelt es sich um automatisiertes Fahren auf Level 4, für das albus-Projekt eine entsprechende Genehmigung des Kraftfahrtbundesamtes erhalten hat. Auch wenn Level 4 typischerweise keinen Sicherheitsfahrer an Bord erfordert, so wurde das Projekt dennoch nur mit einer technischer Aufsicht direkt im Bus genehmigt, die zur Not eingreifen kann.

Zum Einsatz kommt ein Midibus des türkischen Herstellers Karsan namens autonomous e-ATAK. Der Bus ist acht Meter lang, bietet 22 Sitzplätze und hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Bestückt ist der Bus mit Technologie des Projektpartners ADASTEC, der das Fahrzeug für den vollautomatisierten Betrieb mit Sensoren (Lidar, Radar und Infrarot), Hardware und Software ausgerüstet hat. In der selben Konstellation führen Karsan und ADASTEC bereits seit 2022 ein ähnliches Projekt in der norwegischen Stadt Stavanger durch.

Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover, erklärt: „Wir haben in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die notwendigen Genehmigungen zu erhalten. Umso glücklicher sind wir jetzt, dass wir nun soweit sind, bald die ersten Messfahrten durchführen zu können. Diese sind notwendig, damit der Bus den zukünftigen Linienweg und dessen Umgebung hochgenau messen kann. Für ein solches Projekt gilt natürlich, dass Sicherheit vor Schnelligkeit geht. Deswegen werden wir die kommenden Wochen nutzen, die Messfahrten gründlich durchzuführen, um danach den realen Testbetrieb zu starten.“

Üstra-Vorständin Denise Hain ergänzt: „Wir freuen uns, mit albus Erfahrungen mit einer wichtigen Zukunftstechnologie sammeln zu können. Insofern ist die Erprobung eines vollautomatisierten Linienbusses in Burgdorf nicht nur ein Pilot-, sondern für uns auch ein Lernprojekt, auf dessen Erkenntnisse wir gespannt sind. Das Rückgrat der Üstra bleibt unser Fahrpersonal, das mit Leidenschaft Bus oder Stadtbahn fährt. Daran wird sich in den kommenden Jahren nichts ändern. Das autonome Fahren kann, wenn die Technologie ausgereift ist, ein Puzzleteil zur Entlastung sein.“

Der Testbetrieb in Burgdorf soll im dritten Quartal für volljährige Personen geöffnet werden. Für die Nutzung des autonomen E-Busses ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Nach den Testfahrten werden alle mitfahrenden Personen gebeten, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. So können das Fahrzeug, das Fahrverhalten, die Barrierefreiheit sowie Fahrerlebnis bewertet werden.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages mit rund 3,7 Millionen Euro bis Mitte 2027 gefördert und fortlaufend weiterentwickelt.

Die Üstra ist nicht das einzige Unternehmen in Deutschland, dass autonome Busse erprobt. Der Hersteller MAN hat bereits zusammen mit Partnern in Berlin im Projekt BeIntelli einen autonomen Zwölf-Meter-Bus im Einsatz, der allerdings nicht im Linienverkehr fährt. Gemeinsam mit der MVG will MAN ab Ende 2025 dann auch einen autonomen E-Bus im Linienverkehr erproben.

hannover.de, uestra.de (Projektseite)

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