TST knüpft genossenschaftliches Depot-Ladenetz für Elektro-Lkw

Das Logistikunternehmen TST initiiert ein Betriebshof-Ladenetz für E-Lkw, das genossenschaftlichen Prinzipien folgen soll. Speditionen können dem Netzwerk beitreten, um mit ihren Elektro-Trucks die Infrastruktur anderer zu nutzen oder um selbst Ladepunkte bereitzustellen. Parallel baut TST weiter eigene Lkw-Ladeparks.

Bild: TST Gruppe

TST hat seine Pläne für ein genossenschaftliches Depot-Ladenetz auf der „Transport Logistic“ in München vorgestellt. Dem Logistiker mit Sitz in Worms schwebt ein Ökosystem für das Laden schwerer Nutzfahrzeuge und Lieferflotten vor, das alle relevanten Aspekte abdeckt: „von der digitalen Vernetzung über garantierte Ladepreise bis hin zur einheitlichen Rechnungsstellung“, wie das Unternehmen mitteilt. Näher ins Detail geht das Unternehmen in einer begleitenden Mitteilung noch nicht. Klar ist aber: Das Projekt soll schnell angeschoben werden: Bis Herbst soll die digitale Vernetzung der ersten Depots stehen und eine Plattform zum digitalen Management des Ladeökosystems etabliert werden.

Mit der Gründung des Netzwerks will TST einen neuen Weg einschlagen, der „auf Kooperation statt Konkurrenz“ setzt, wie es die Wormser ausdrücken. Weitere Speditionen sind willkommen, das Netzwerk zu verdichten, indem sie mit ihren E-Lkw die Infrastruktur anderer nutzen oder indem sie selbst Ladepunkte bereitstellen. „Das fördert eine effiziente Bereitstellung, Nutzung und deutlich höhere Auslastung der ins Netzwerk eingebrachten Ladestationen“, erläutert Katrin Herda, Head of Energy Solutions und E-Mobility bei TST. Es gebe bereits acht Partner, die heute die TST-Ladeinfrastruktur nutzen. „Wir sind gern der Leuchtturm der Branche – unsere Ladeinfrastruktur steht allen offen“, betont TST-Geschäftsführer Frank Schmidt.

Den Anstoß für das TST-Konzept haben die vielfältigen Herausforderungen gegeben, mit denen die Transport- und Logistikbranche bei der Mobilitätswende im Straßengüterverkehr zu kämpfen hat. „Besonders eklatant zeigt sich die Misere bei der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw: Es mangelt nicht nur an ausreichend vielen Stationen, sondern auch an solchen, die den besonderen Anforderungen des Lkw-Verkehrs gerecht werden“, konstatieren die TST-Verantwortlichen. Für viele Logistikunternehmen seien hohe Preise an öffentlichen Ladepunkten ein zusätzlicher Kostenfaktor, der die ohnehin angespannte Kalkulation weiter unter Druck setzt.

„Es fehlt an verlässlichen Standortdaten für truck-kompatible Lademöglichkeiten. Wichtige digitale Dienste wie Reservierungssysteme sucht man im Lkw-Segment oft vergeblich“, setzt Katrin Herda nach. Auch die Abrechnungssysteme seien selten auf die Bedürfnisse von Flottenbetreibern zugeschnitten. So werde aus einem Ladevorgang schnell ein logistisches Hindernis: „Die Säulen sind zu niedrig, das Areal zu eng, ein Wenden kaum möglich. Zudem ist die Integration von Solar- und Windanlagen noch längst kein Standard“, kritisiert die Managerin. „Wir haben den Markt intensiv sondiert und den Austausch mit vielen Akteuren der Branche gesucht – doch bislang fehlt eine Lösung, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich überzeugt.“ Der von TST entwickelte genossenschaftliche Ansatz soll nun einen verlässlichen Rahmen schaffen, in dem technische, wirtschaftliche und betriebliche Fragen gemeinschaftlich gelöst werden können.

TST ist nicht der erste Akteur, der sich beim halböffentlichen Lkw-Laden engagieren will. Auch weitere große und kleinere Unternehmen sehen die Vernetzung von Depots als große Chance für die Lkw-Elektrifizierung. So hat etwa der zum R+V-Konzern gehörende Transportversicherer KRAVAG eine Lade-App entwickelt, über die Speditionen Lkw-Ladesäulen anbieten oder suchen und anschließend auch abrechnen können. Daimler Truck kündigte jüngst gar den Aufbau des „größten halböffentlichen Lkw-Ladenetzes Europas“ an, indem Händlern und Kunden standardmäßig ihre betriebseigenen Lader für Dritte öffnen können. Eine ähnliche Initiative hatte Mitte 2024 bereits Hersteller MAN und Energieversorger E.ON gestartet – allerdings in kleinerem Umfang und mit reinem Fokus auf das Händlernetz von MAN. 

Bei TST läuft parallel der Ausbau eigener Ladeparks unter dem Markennamen „PamSun“. Einen ersten öffentlich zugänglichen Standort betreibt die Logistik-Gruppe seit März an ihrem Logistikzentrum in Worms. Die Anlage verfügt über acht Ladepunkte mit einer Ladeleistung von 3 x 400 Kilowatt (kW), 3 x 240 kW und 2 x 160 kW. Der Ladestation wird vornehmlich mit grüner Energie gespeist, die über TST-eigene Photovoltaikanlagen sowie über Netzbezug (60 Prozent grüne Energie) gewonnen wird. Bis Mitte kommenden Jahres sollen die weiteren TST-Standorte Wevelinghoven (NRW) und Alzey (Rheinland-Pfalz) an das Netz angeschlossen werden.

Dabei war ursprünglich für alle Ladeparks eine Partnerschaft mit dem rheinhessischen Stromversorger EWR geplant. Aus diesem Grund hatten beide Seiten im vergangenen Jahr eine Kooperation angekündigt. Auf Anfrage von electrive teilt TST aber mit, dass dieser Plan überholt sei und stattdessen nun für jeden neuen Lkw-Ladepark regionale Energieversorger ins Boot geholt werden. Im Fall von Worms blieb die Kooperation mit EWR aber bestehen.

Seine eigene Flotte will TST unterdessen bis Ende des Jahres um weitere 30 E-Lkw vergrößern. Dabei geht es vor allem um E-Zugmaschinen von Daimler Truck und Scania. Die Logistik-Gruppe beschäftigt aktuell rund 3.500 Mitarbeitende und 75 Standorten in Deutschland sowie Präsenzen in Europa und den USA. Die Initiativen im Lade- und Energiebereich werden dabei von einer 2023 gegründeten Tochtergesellschaft namens PamSun Energy GmbH gemanagt, die den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Ladeinfrastruktur verantwortet.

Quelle: Infos per E-Mail

2 Kommentare

zu „TST knüpft genossenschaftliches Depot-Ladenetz für Elektro-Lkw“
Michael
04.06.2025 um 13:13
Der Staat versagt hier vollständig.
erFahrer
05.06.2025 um 08:49
Sehr gute Nachricht- Danke- genau so darf die Ausgestaltung sein. Direktlieferung vom Dach/Grundstück in die Fahrzeuge. „Beladezeiten“ werden damit auch zu Ladezeiten. Zeit und Geld sind die großen Hebel der Speditionen. Erneuerbare bringen beides auf den Hof. Das wird den Verbrauch von Diesel recht dynamisch drücken- 50 % des bodengebundenen Treibstoffes gehen noch immer aufs Kto der Schwerlast. Demnach wären die Zulassungszahlen von NFZ relevanter und auf Augenhöhe mit den PKW, liebes electrive-Team.

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