ZF prüft wohl inzwischen Auslaufen der Antriebssparte
Das berichtet zumindest die WirtschaftsWoche unter Berufung auf mehrere Insider. Bekannt ist durch einen Handelsblatt-Bericht aus dem Februar, dass die ZF-Führungsriege seit Monaten an Optionen für die Division Elektrifizierte Antriebe durchspielt. Auch wenn es der Name anders suggeriert, sind in der Division Electrified Powertrain Technology – intern oft kurz Division E genannt – nicht nur die reinen Elektroantriebe gebündelt, sondern alle Pkw-Antriebstechnologien, also auch für Hybride und etwa konventionelle Getriebe.
Zu den Szenarien, die derzeit am Bodensee diskutiert werden, gehört auch ein Carve-out, bei dem zunächst die Geschäftseinheit vom restlichen Konzern abgetrennt werden würde, um dann offen für einen Partner zu sein – oder einen Käufer, was ZF-intern aber wohl nicht das Ziel sei. Dabei handelt es sich im Grunde um jenes Szenario namens „Verde“, über das das Handelsblatt im Februar berichtet hatte. Eine solche Ausgliederung würde mehr als 32.000 Beschäftigte und ein Umsatzvolumen von 11,5 Milliarden Euro betreffen – also etwa ein Fünftel der Konzern-Belegschaft und ein Viertes des Umsatzes.
Wie die WirtschaftsWoche jetzt schreibt, wird intern auch ein „Ramp down“-Szenario durchgespielt. Das wäre nichts anderes als das gezielte Auslaufen des Geschäfts. Das hat ZF gegenüber der WirtschaftsWoche auch bestätigt, aber als „wenig wahrscheinlich und strategisch nicht wünschenswert“ bezeichnet. Denn das „Ramp down“-Szenario dient wohl nur als Option für den Fall, dass man keinen Partner für das Antriebsgeschäft findet. Man müsse „auch Alternativen beleuchten, in denen wir keinen Partner finden. Die ungünstigste Variante wäre ein Auslaufen des aktiven Geschäftes ohne neue Produktentwicklungen“, so ein Sprecher.
Sprich: Aktuell ist das Auslaufen des gesamten Antriebsgeschäfts eher ein Art Notnagel, auf die man im Zweifel aber vorbereitet sein will. Tatsächlich treibt ZF aktuell noch neue Entwicklungen in seiner Antriebssparte voran: In dieser Woche hat das Unternehmen bei einem eigens veranstalteten „E-Mobility Tech Day“ neue Lösungen der Division Electrified Powertrain Technology vorgestellt, unter anderem eine Weiterentwicklung des Acht-Gang-Hybridegetriebes, aber vor allem die neue E-Antriebs-Plattform SELECT, mit welcher der Zulieferer aus mehreren Baukästen für E-Motor, Inverter, Konverter, Reduziergetrieben und Software schnell und günstig passende Antriebslösungen für die Kunden bereitstellen will.
Eine Entscheidung über die Zukunft der Antriebssparte will ZF dem WiWo-Bericht zufolge im zweiten Halbjahr treffen. Da ZF wohl mit kreditgebenden Banken eine wichtige Finanzkennzahl, den „Financial Covenant“, neu verhandelt hat, deutet vieles auf eine sehr angespannte Finanzlage in Friedrichshafen hin, so das Wirtschaftsmagazin. Jener Covenant gibt das Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ebitda an und setzt somit die Schulden ins Verhältnis zum Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände. Für fünf Quartale wurde dieser Wert auf 4,0 angehoben, ab 2026 solle der Wer wieder bei 3,25 liegen. Hält ZF den vereinbarten Covenant nicht ein, könnten die Kreditgeber bestehende Kreditlinien kündigen oder die sofortige Rückzahlung laufender Finanzierungen verlangen. Da der Covenant quartalsweise eingehalten werden muss, ist der nächste Stichtag hierfür der 30. Juni.
0 Kommentare