Induktives Laden: NRW-Projekt widmet sich Nachrüstlösung für E-Autos

In Nordrhein-Westfalen setzt ein Projektkonsortium einen neuen Feldversuch zum induktiven Laden aufs Gleis. Konkret wird eine bis zu 400 Meter lange Teststrecke in Aldenhoven präpariert, um E-Fahrzeuge während der Fahrt zu laden. Der Hauptfokus liegt dabei auf der Nachrüstung bestehender Autos.

Erst vor wenigen Tagen ging eine Teststrecke zum induktiven Laden auf der A6 in der Oberpfalz in Betrieb, nun kündigt ein weiteres Team aus Forschern und Unternehmern an, einen Testabschnitt im Westen der Republik einzurichten. Diesmal in städtischer Umgebung – in Aldenhoven im Landkreis Düren. Die Strecke soll 400 Meter lang werden, wobei Hauptziel des Projekts namens ERS.T-NRW die fahrzeugseitige Installation des Ladesystems ist – und zwar nicht in Neuwagen, sondern als Nachrüstlösung für Bestandsautos.

Zur Einordnung: Kern des Ansatzes ist das elektrische Straßensystem (ERS) des israelischen Unternehmens Electreon, das die induktive Kopplung zwischen Kupferspulen, die unter der Straßenoberfläche installiert werden, und einem Empfänger, der an einem Elektrofahrzeug angebracht ist, nutzt. Ähnlich wie bei einem kabellosen Ladegerät für Telefone wird auf der Straße Strom durch ein Magnetfeld übertragen, das aktiviert wird, wenn ein mit einem Empfänger ausgestattetes Fahrzeug parkt oder über die straßeneigenen Sender fährt.

Im Forschungsvorhaben ERS.T-NRW sollen also nachgerüstete Fahrzeuge unter realen Bedingungen erprobt werden. Berücksichtigen wollen die Teilnehmer aber auch Ergebnisse aus vorangegangenen Projekten. „Es geht insbesondere um die Testung sowohl der Komponenten für die reine Energieübertragung, wie Spulen und Leistungselektronik, als auch des passenden Kommunikationssystems, das einen sicheren und störungsfreien Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur vor, während und nach jedem Ladevorgang ermöglicht“, sagt Prof. Benedikt Schmülling, Leiter des Projekts an der Bergischen Universität Wuppertal. Die Integration moderner Kommunikationstechnologie ermögliche eine intelligente Steuerung des Ladevorgangs, schone die Fahrzeugbatterie und unterstütze durch den Austausch von Energiedaten eine flexible und effiziente Nutzung der Stromnetze.

Für die Nachrüstlösung wollen die Partner eine Kommunikationsplattform entwickeln, die mit vielen Fahrzeugtypen kompatibel ist und auf international gültigen Standards basiert. „So kann das System langfristig breit eingesetzt werden – auch über Deutschland hinaus“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Das Projekt läuft über drei Jahre und wird vom Land (im Rahmen des Innovationswettbewerbs NeueWege.IN.NRW) und der EU mit insgesamt rund 3,9 Millionen Euro gefördert. Neben der Bergischen Universität Wuppertal mit ihren zwei Lehrstühlen für Elektromobilität und Energiespeichersysteme und für Theoretische Elektrotechnik sind auch die Electreon Germany GmbH, die Denso Automotive Deutschland GmbH und STRABAG in das Projekt involviert. Die Ergebnisse will das Team nach Projektende auch in Normungsgremien einbringen – als ein Puzzleteil hin zu einem einheitlichen Standard für das kabellose Laden weltweit.

„Kabelloses Laden während der Fahrt und auch bei Stillstand macht Elektromobilität komfortabler und damit auch alltagstauglicher – gerade im urbanen Raum oder für Fahrzeuge mit hohem Energiebedarf“, betont Projektleiter Schmülling. „Unser Vorhaben ist es, diese Technologie so zu entwickeln, dass sie zuverlässig funktioniert, einfach in Infrastrukturen integrierbar ist und einen echten Beitrag zur Verkehrswende leistet.“ Ihr Einsatz sei für verschiedene Anwendungsbereiche attraktiv: Neben dem Individualverkehr auch im öffentlichen Nahverkehr mit Elektrobussen und Elektrotaxen oder in der Logistik.

uni-wuppertal.de

6 Kommentare

zu „Induktives Laden: NRW-Projekt widmet sich Nachrüstlösung für E-Autos“
Peter
18.06.2025 um 09:33
In der Formel E ist so etwas Standard Wieso muss man hier erst testenUnd welche Fahrzeuge müssen umgebaut werden
Arndt Schäffler
18.06.2025 um 16:04
Ein Musterbeispiel deutscher Technologieromantik und wohliger Ingenieursnaivität: Statt nüchtern in Energie- und Kosteneffizienz zu investieren, verkompliziert man die Elektromobilität noch ein wenig mehr, mit induktivem Laden. Dabei ist die E-Mobilität längst komfortabel und alltagstauglich. In Deutschland scheint Fortschritt erst dann richtig zu glänzen, wenn er aufwendig, teuer und technisch verführerisch ist.
Marc Stumpe
18.06.2025 um 19:46
Was für ein Blödsinn. Mal wieder ein Paradebeispiel für das Verbrennen von Steuergeldern. Bei den aktuellen (und insbes. zukünftigen) Reichweiten braucht man das genauso wenig wie induktives Laden oder Fahrradwege mit PV-Modulen.
Bldc
19.06.2025 um 12:15
Mir fehlen technische Daten: wieviele Fahrzeuge können gleichzeitig laden. Mit welcher Leistung? Welche Effizienz? Wie schnell kan man drüberfahren?
Farnsworth
20.06.2025 um 15:00
Geldverbrennung pur. Was soll denn das kosten nennenswert viele Straßen damit auszustatten? Wie lange soll das bei dem Schwerlastverkehr halten? Das wird noch teurer als Oberleitungen sein und selbst die braucht man nicht mehr. Der Eletrotrucker zeigt, dass es schon heute geht.Investiert lieber in mehr Schnelllader vor Supermärkten, damit jeder eine erreichbare Ladesäule vor der Tür hat. Und in mehr Schnellladeinfrastruktur für den Güterverkehr. Denn das sind die Kilometerfresser mit dem großen CO2 Ausstoß.Induktives Laden beim Fahren hat keine Chance sich durchzusetzen. Zu teuer, zu viele Verluste, zu viel Wartungskosten. Eine Lösung für die es noch ein Problem braucht.
vector3d
22.06.2025 um 17:20
Ich glaube, wir müssen einen neuen Begriff einführen - technologieofene Geldverschwendung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert