Mehr Reichweite, weniger Kosten: Wir testen ZFs neue E-Antriebs-Plattform
„E-Motor ist nicht gleich E-Motor und der elektrische Antriebsstrang definitiv kein Commodity-Produkt“, sagt Moderator Peter Schwierz zu Beginn – und dieser Satz bringt die Marschrichtung der Veranstaltung auf den Punkt. Mit der neuen E-Antriebsplattform unterstreicht ZF nicht nur seinen Anspruch auf eine technologische Führungsposition im Bereich der Elektromobilität, sondern zeigt auch, wie viel Entwicklungspotenzial weiterhin im elektrischen Antrieb steckt.
Modularität als Entwicklungsphilosophie
Im Zentrum der neuen Plattform steht ein konsequent modularer Aufbau. Dieser erlaubt es OEMs, verschiedenste Fahrzeugsegmente – von Kompaktfahrzeugen bis hin zu leichten Nutzfahrzeugen – mit einer einheitlichen technischen Basis zu bedienen. Dr. Otmar Scharrer leitet bei ZF die Entwicklung Elektrifizierter Antriebstechnologien und beschreibt die Motivation hinter der Plattform so:
„Es gab sehr viele Detailverbesserungen, die wir über die letzten Jahre gesammelt haben, und jetzt war es an der Zeit, das Ganze in einer neuen, zukunftsfähigen Plattform zu bündeln.“
Durch die modulare Architektur lassen sich zentrale Komponenten wie Leistungselektronik, E-Maschine und Getriebe in mehreren Leistungsklassen und Baugrößen kombinieren. Der modulare Ansatz verringert die Entwicklungskomplexität für OEMs erheblich und erlaubt gleichzeitig eine präzise Anpassung an unterschiedliche Fahrzeuganforderungen.
Innovationen im Thermomanagement
Ein herausragendes Merkmal der neuen Plattform ist das integrierte, intelligente Thermomanagement. „Gerade bei Hochleistungsanwendungen ist es entscheidend, dass sämtliche Komponenten – vom Inverter bis zum E-Motor – optimal temperiert sind“, erläuert Vorentwicklungsleiter Dr. Christoph Sasse in der Reportage. Das neue System setzt auf eine vollständig integrierte Kühlmittelarchitektur, die adaptive Regelstrategien ermöglicht.
Ein Beispiel dafür ist die Möglichkeit, Abwärme aus dem Inverter effizient für das Vorwärmen des Akkus oder der Kabine zu nutzen. Das spart Energie und erhöht gleichzeitig die Gesamteffizienz des Antriebsstrangs – insbesondere bei niedrigen Außentemperaturen.Hinzu kommt noch die in der finalen Entwicklung befindliche Thermomanagement-Lösung. ZF setzt dabei erstmals auf Propan als Kühlmittel, was die Kosten senkt und Vorteile bei besonders hohen und niedrigen Temperaturen bringt. Und dadurch steigt auch die Reichweite von Elektroautos, wie Entwicklungsleiter Dr. Benedikt Schauder erläutert – vor allem im Winter.
Effizienz durch Systemintegration
ZF legt bei SELECT großen Wert auf die Integration sämtlicher Komponenten in eine optimal abgestimmte Systemumgebung. Das betrifft nicht nur die mechanische Integration, sondern auch die softwareseitige Steuerung. Eine neu entwickelte, zentralisierte Steuerarchitektur sorgt für schnelle Reaktionszeiten, optimiertes Lastmanagement und eine verbesserte Diagnosefähigkeit.
„Früher war der E-Antrieb eher ein Add-on zum bestehenden Fahrzeuglayout. Heute ist er integraler Bestandteil des Gesamtsystems – und das verlangt nach einer entsprechenden Systemdenke“, sagt Otmar Scharrer dazu.
Die Leistungsspanne der Plattform reicht von etwa 100 bis über 300 kW – je nach gewählter Konfiguration. Damit können sowohl effiziente Stadtfahrzeuge als auch sportlich ausgelegte Limousinen oder kleine Lieferfahrzeuge mit derselben Grundtechnologie ausgestattet werden.
Fokus auf Nachhaltigkeit und Kostenoptimierung
Ein weiteres zentrales Thema in der Reportage ist die Nachhaltigkeit der Komponentenfertigung. So wurden bei der Entwicklung der „SELECT“-Plattform gezielt Materialien mit geringerem CO₂-Fußabdruck eingesetzt. Auf schwere seltene Erden kann im neuen E-Motor sogar verzichtet werden. Zudem sollen einzelne Baugruppen auf maximale Recyclingfähigkeit hin optimiert sein.
ZF verfolgt dabei nicht nur ökologische Ziele, sondern auch wirtschaftliche. Die Plattform erlaubt es, durch Skaleneffekte und reduzierte Variantenvielfalt die Herstellungskosten deutlich zu senken – ein wichtiges Argument in einem hart umkämpften Markt und im Wettbewerb mit China.
Software und Cybersecurity
Angesichts zunehmender Vernetzung rückt auch das Thema Software in den Fokus. Die Plattform ist „Software-defined“, das heißt, viele Funktionen sind über Updates anpassbar oder erweiterbar. Die Architektur ist von Grund auf OTA-Fähigkeit (Over-the-Air) ausgelegt. Cybersecurity ist ebenfalls tief in der Systemarchitektur verankert – mit redundanten Sicherheitsmechanismen auf Hardware- und Softwareebene.
Die Reportage über die neue E-Antriebsplattform „SELECT“ zeigt eindrucksvoll, dass der elektrische Antrieb noch lange nicht ausentwickelt ist. ZF beweist mit einem konsequent durchdachten Konzept, wie sich Modularität, Effizienz, Nachhaltigkeit und Softwareintelligenz zu einer zukunftsfähigen Gesamtlösung verbinden lassen. Für Ingenieure, Entwickler und Entscheider bietet die Reportage nicht nur technologische Insights, sondern auch klare Antworten auf aktuelle Herausforderungen in der E-Mobilität – und einen spannenden Ausblick auf das, was noch kommt. Und wenn Sie sich die technischen Details noch einmal in Ruhe durchlesen wollen, finden Sie diese auch hier in unserem Beitrag zur Vorstellung. Wir wünschen Ihnen nun abert viel Spaß mit dem Video oben!
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